NATIONALUNIVERSITÄT HANOI (VNU)
FREMDSPRACHENHOCHSCHULE
SEKTION FÜR WESTEUROPÄISCHE SPRACHEN UND KULTUREN
BACHELORARBEIT
PROBLEME UND METHODEN BEIM ÜBERSETZEN
DEUTSCHER VERWALTUNGSTYPISCHER
FACHBEGRIFFE INS VIETNAMESISCHE
EINE EMPIRISCHE UNTERSUCHUNG
Gutachter:
Dr. Le Hoai An
Vorgelegt von:
Nguyen Thi Van
Jahrgang:
QH 2009
HANOI - 2013
ĐẠI HỌC QUỐC GIA HÀ NỘI
TRƯỜNG ĐẠI HỌC NGOẠI NGỮ
KHOA NGƠN NGỮ VÀ VĂN HĨA PHƯƠNG TÂY
KHĨA LUẬN TỐT NGHIỆP
NHỮNG VẤN ĐỀ VÀ PHƯƠNG PHÁP DỊCH
THUẬT NGỮ HÀNH CHÍNH TIÊU BIỂU
TỪ TIẾNG ĐỨC SANG TIẾNG VIỆT
Giáo viên hướng dẫn: TS. Lê Hồi Ân
Sinh viên:
Nguyễn Thị Vân
Khóa:
QH 2009
HÀ NỘI – NĂM 2013
Eidesstattliche Erklärung
Hiermit erkläre ich an Eides statt, dass ich die vorliegende Bachelorarbeit
selbständig angefertigt und keine andere Literatur als die angegebene benutzt habe.
...............................................................................
Nguyễn Thị Vân
i
Danksagung
Die Fertigstellung der vorliegenden Bachelorarbeit habe ich vielen Menschen zu
verdanken. Zuerst gilt mein Dank Herrn Dr. Lê Hoài Ân für seine Anregungen zum
Gelingen dieser Arbeit. Recht herzlich danke ich Frau Nguyễn Kim Liên und allen
Deutschstudierenden im vierten Studienjahr im Arbeitsbereich für Deutsche Sprache
der Fremdsprachenhochschule der Nationaluniversität Hanoi und der Hanoi
Universität für ihre Hilfe bei der empirischen Untersuchung. Mein herzlicher Dank gilt
Frau Dr. Lê Tuyết Nga und MA. Lê Thị Bích Thủy für ihre Hilfsbereitschaft. Mein
grưßter Dank gebührt natürlich meiner Familie, die mich immer tatkräftig unterstützt.
ii
Zusammenfassung
Die vorliegende Bachelorarbeit beschäftigt sich mit dem Thema „Probleme und
Methoden beim Übersetzen deutscher verwaltungstypischer Fachbegriffe ins
Vietnamesische-eine empirische Untersuchung“. Dabei wird ein Überblick über das
Übersetzen, die Übersetzungsprobleme, die Übersetzungsmethoden in der
Übersetzungswissenschaft und die Fachsprache und ihre Merkmale dargestellt.
Danach werden die konkreten Übersetzungsprobleme und Methoden beim Übersetzen
deutscher verwaltungstypischer Fachbegriffe ins Vietnamesische. Darüber hinaus
werden einige angewandte Übersetzungsstrategien durch Studierende erưrtert.
Anschliend werden einige Übersetzungsstrategien empfohlen. Schließlich wird eine
kurze Schlussfolgerung von dem erreichten Ergebnis gegeben.
iii
Literaturverzeichnis
Danksagung ................................................................................................................... ii
Einleitung....................................................................................................................... 1
Methodik ........................................................................................................................ 2
Kapitel 1 Theoretische Grundlagen ........................................................................... 3
1.1
Definition des Übersetzens .................................................................................. 3
1.2
Übersetzungsprobleme in der Übersetzungswissenschaft ................................. 8
1.2.1
Ausgangstextspezifische Übersetzungsprobleme ........................................... 10
1.2.2
Pragmatische Übersetzungsprobleme............................................................ 11
1.2.3
Kulturpaarspezifische Übersetzungsprobleme .............................................. 13
1.3
Übersetzungsmethoden ...................................................................................... 16
1.4
Fachsprache und Merkmale der Fachsprache ............................................... 18
Kapitel 2
Empirische Untersuchung ..................................................................... 23
2.1
Kurzbeschreibung der empirischen Untersuchung ......................................... 23
2.2
Probleme beim Übersetzen ................................................................................ 24
2.2.1 Inkompatibilität zwischen dem deutschen und dem vietnamesischen
Verwaltungssystem ....................................................................................................... 24
2.2.2
Mangel an Informationsquellen und Nachschlagewerken .............................. 28
2.3.
Übersetzungsmethoden ...................................................................................... 29
2.3.1
Übersetzungsmethoden zur Lösung des Problems „Inkompatibilität zwischen
dem deutschen und dem vietnamesischen Verwaltungssystem“ .................................. 29
2.3.2
Übersetzungsmethoden zur Lösung des Problems „Mangel an
Informationsquellen und Nachschlagewerken“ ........................................................... 30
iv
2.4
Angewandte Übersetzungsstrategien durch Studierende ................................ 32
2.4.1
Selbstkorrektur ................................................................................................ 32
2.4.2
Wörterbuchbenutzung ..................................................................................... 33
2.4.3
Wörtliches Übersetzen ................................................................................... 34
2.4.4
Zusätze in Klammern ...................................................................................... 36
2.5
Empfohlene Übersetzungsstrategien ................................................................ 36
2.5.1
Selbst- und Fremdkorrektur ........................................................................... 37
2.5.2
Kombination von Wörterbüchern.................................................................... 38
2.5.3
Internetbenutzung ............................................................................................ 39
4. Fazit .......................................................................................................................... 40
Literaturverzeichnis ................................................................................................... 42
Anhang 1 ...................................................................................................................... 45
Anhang 2 ...................................................................................................................... 77
v
Einleitung
Nachdem Vietnam eine Öffnungspolitik im Jahr 1986 eingeführt hatte, wurde die
Kooperation mit allen Ländern der Welt erheblich verstärkt. Zu den langjährigen und
guten Partnern von Vietnam in der Zeit der Integration zählt die Bundesrepublik
Deutschland. Deutschland nimmt an vielen Aktivitäten in Vietnam wie an
Wirtschaftsreform und Aufbau der Marktwirtschaft, Gesundheit, Schutz und
nachhaltigem Management natürlicher Ressourcen und im Bildungswesen teil. Zurzeit
sind viele deutsche Organisationen und Unternehmen wie das VDZ (vietnamesischdeutsches Zentrum), die GIZ (die deutsche Gesellschaft für Internationale
Zusammenarbeit), das Goethe-Institut usw. tätig.
Durch die immer stärker werdende Spezialisierung und Verflechtung vieler
Arbeitsbereiche
auf
nationaler
und
internationaler
Ebene
gewinnen
Übersetzungstätigkeiten, insbesondere fachsprachliche Übersetzungstätigkeiten zur
Mitteilung und zum Austausch von Gedanken und Informationen zusehends an
Bedeutung. Aber die Übersetzungstätigkeiten, besonders die Fachübersetzungen, sind
komplizierte Aufgaben, weil die Fachwörter normalerweise für jeden Muttersprachler
schon sehr schwierig sind. Viele Begriffe auf einem Fachgebiet können nur Fachleute
exakt verstehen. Eine der Schwierigkeiten beim Fachübersetzen ist das Übersetzen der
Fachbegriffe. Viele Fachgebiete haben schon eine lange Geschichte und deshalb
besitzen sie systematische Fachwörter. Im Gegensatz dazu sind viele neue Fachgebiete
vor Kurzem entstanden und darum ist ihr Wörter-System noch nicht komplett
aufgebaut.
1
Obwohl das Verwaltungssystem in der Zeit der Entstehung der Regierung in jedem
Land gleichzeitig erscheint, verändert sich es in jeder Epoche der Geschichte der
Regierung, deshalb ist Fachwörter-System der Verwaltung immer nicht komplett
aufgebaut. Immer neue Verwaltungsbegriffe entstehen und das Verwaltungssystem ist
unterschiedlich von Land zu Land, wie das Verwaltungssystem von Deutschland und
Vietnam der Fall ist. Aus diesem Grund können in vielen verschiedenen Situationen
die Übersetzer/innen und die Dolmetscher/innen keine Entsprechung für die Begriffe
in anderen Sprachen finden und sie müssen diese Fachbegriffe direkt aus der
Ausgangssprache leihen.
Das vorliegende Forschungsvorhaben gilt als Versuch zur Erfassung und Analyse von
Übersetzungsproblemen
beim
Übersetzen
deutscher
verwaltungstypischer
Fachbegriffe ins Vietnamesische und zur Entwicklung von Lösungsstrategien.
Methodik
Dieses Forschungsvorhaben konzentriert sich nur auf das Herübersetzen. 271
verwaltungstypische deutsche Fachbegriffe aus dem Buch „The structure of
Government and Administration in Germany“ sind ins Vietnamesische übersetzt
worden. In der vorliegenden Bachelorarbeit werden Übersetzungsvorschläge
vorgestellt. Darüber hinaus ist das Forschungsprojekt eine empirische Untersuchung
von 54 Übersetzungen vietnamesischer Übersetzerstudierender im vierten Studienjahr.
D.h., das Forschungsvorhaben konzentriert sich auf das Produkt des Übersetzens, also
auf Übersetzungen. Anhand dieser Übersetzungen können Übersetzungsprobleme
erkannt und entsprechende Methoden entwickelt werden. Außerdem werden einige
methodische Empfehlungen vorgestellt.
2
Kapitel 1
1.1
Es
Theoretische Grundlagen
Definition des Übersetzens
gibt
eine
Vielfalt
von
Definitionen
des
Übersetzens
in
der
übersetzungswissenschaftlichen Literatur. Im Folgenden werden einige Definitionen
dargestellt und diskutiert. A.G. Oettinger 1 definiert Übersetzen wie folgt:
,,Translating may be defined as the process of transforming signs or
representations into other signs or representations. If the originals have some
significance, we generally require that their images also have the same
significance, or, more realistically, as nearly the same significance as we can
get. Keeping significance invariant is the central problem in translating between
natural languages.
Interlingual translation can be defined as the replacement of elements of one
languages, the domain of translation, by equivalent elements of another
language, the range.”
In der oben dargestellten von Oettinger wird das intersprachliche Übersetzen als
Prozess der Umwandlung und Ersetzung von Zeichen oder Repräsentationen einer
Sprache durch Zeichen oder Repräsentationen einer anderen Sprache betrachtet.
Wichtig ist, dass äquivalente Sinnelemente zwischen beiden Sprachen bestehen und
die Bewahrung der Sinnidentität nach Ansicht von Oettinger das zentrale Problem
beim Übersetzen ist.
1
Vgl. Oettinger 1960: 104 und 110
3
„Aus Oettingers Definition kann geschlussfolgert werden, dass in der
Wirklichkeit der Übersetzungstätigkeit die Sinnidentität zwischen AS2 und ZS3
nur relativ ist (as nearly the same significance as we can get). Auf andere
relevante Einflussfaktoren auf die Translation, z.B. Sprachinterferenz,
kulturelle Divergenzen, Textsorten, Empfängerkreis, Übersetzungseinheiten ist
in dieser Definition nicht eingegangen worden. Eins ist zu ergänzen, dass in der
Übersetzungspraxis nicht nur intersprachliches Übersetzen, also bilinguales,
sondern auch intralinguales Übersetzen zu verzeichnen ist.“4
Die Faktoren wie Text und Empfänger erscheinen überhaupt nicht in Oettingers
Übersetzungsdefinition. Trotzdem stellt J.C Catfords5 Definition den Begriff des
Textes ins Zentrum. Nach Catford wird ein AS-Text bei der Übersetzung durch den
ZS-Text substituiert, wobei das Substitutionskriterium in der Äquivalenz besteht. Er
definiert Übersetzen wie folgt:
„Translation is an operation performed on languages: a process of substituting a
text in one language for a text in another.
Translation may be defined as follows: the replacement of textual material in
one language (SL)6 by equivalent textual material in another language (TL)7.“
W. Winter8 geht in seiner Definition vom Begriff der „Formulierung“ von
Interpretationen von ,Weltsegmenten‘ aus:
2
Ausgangssprache
Zielsprache
4
Hoai An Le, Dissertation 2010: 5
5
Vgl. Catford 1965: 1 und 20
6
Source Language (Ausgangssprache/AS)
7
Target Language (Zielsprache/ZS)
3
4
„To translate is to replace the formulation of one interpretation of a segment of
the universe around us and within us by another formulation as equivalent as
possible. We speak of translation even within the framework of one single
language in the case of stylistic shifts, for instance, when we find ourselves
asked to make plain and intelligible a highly esoteric statement we have just
made. This use of the term is, however, rather marginal, even though the basic
characteristics of the process are all present. As a rule, we may inject into our
definition the further qualification that translation involves the replacement of
an interpretation in one language by another in a second language.“
Aber eine sehr oft zitierte Definition in der übersetzungswissenschaftlichen Literatur
ist die folgende von E.A. Nida/C.R. Taber9:
„Translation consists in reproducing in the receptor language the closest natural
equivalent of the source-language message, first in terms of meaning and
secondly in terms of style.“
Im Vergleich zu den oben dargestellten Definitionen von A.G. Oettinger, Catford,
Winter und Nida/Taber legt W. Wilss10 vor allem Wert auf den kommunikativen
Aspekt des Übersetzens:
8
Vgl. Winter 1961: 68
Vgl. E.A. Nida/C.R. Taber 1969: 12
10
Vgl. W. Wilss 1977: 72
9
5
,,Übersetzen ist ein Textverarbeitungs- und Textreverbalisierungsprozess, der
von einem ausgangssprachlichen Text zu einem möglichst äquivalenten
zielsprachlichen Text hinüberführt und das inhaltliche und stilistische
Verständnis der Textvorlage voraussetzt. Übersetzen ist demnach ein in sich
gegliederter Vorgang, der zwei Hauptphasen umfasst, eine Verstehensphase, in
der der Übersetzer den ausgangssprachlichen Text auf seine Sinn- und
Stilintention hin analysiert, und eine sprachliche Rekonstruktionsphase, in der
der Übersetzer den inhaltlich und stilistisch analysierten ausgangssprachlichen
Text
unter
optimaler
Berücksichtigung
kommunikativer
Äquivalenzgesichtspunkte reproduziert.“
In dieser Definition wird der Übersetzungsprozess in zwei Hauptphasen geteilt: die
Verstehensphase und die Rekonstruktionsphase. Die Verstehensphase wird als
Analyse von Inhalt und Stil des ausgangssprachlichen Textes bezeichnet und dient als
eine Grundlage für die Rekonstruktionsphase, die den ausgangssprachlichen Text in
der Zielsprache reproduziert, wobei der kommunikative Aspekt eine wichtige Rolle
spielt.
Viele vietnamesische Linguisten und Übersetzer/Dolmetscher versuchen bei ihrer
Translationsarbeit
und
übersetzungswissenschaftlichen
Forschung
ihre
eigene
Definition für das Übersetzen zu stellen. Aus verschiedenen Definitionen des
Übersetzens der Linguisten hat Nguyễn Thượng Hùng11 Definitionen des Übersetzens
in zwei Gruppen zusammengefasst:
11
Vgl. Nguyễn Thượng Hùng 2005: 5
6
Traditionelle Definition: Übersetzen ist ein Prozess der Umwandlung oder
Ersetzung eines Textes in einer AS durch einen Text in der ZS, dessen Ziel
darin besteht, möglichst inhaltliche Entsprechungen zu erreichen.12
Moderne Definition: Übersetzen ist ein Prozess der Umwandlung einer
ausgangssprachlichen Botschaft in eine zielsprachliche Botschaft, wobei
zwischen ihnen grưßtmưgliche äquivalente Sinnelemente auf einer oder
mehreren inhaltlichen Ebenen besteht.13
Laut Huỳnh Phan Anh14 ist die Translation eine Auflösung eines fremdsprachigen
Werkes in die Nationalsprache, d.h.: wenn die Empfänger ein Werk zur Hand nehmen,
wissen sie gar nicht, dass dieses Werk eine Übersetzung ist. Um dies zu verdeutlichen,
wird ein Beispiel von Cao Xuân Hạo15 angeführt:
De ce train-là, les hommes en viendront à brouter l’herbe des prés comme les
brebis.
Diese Satz wurde wie folgt übersetzt:
Cứ cái đà này, những con người rồi sẽ đến nước phải gặm cỏ nội như những
con cừu cái.
Định nghĩa truyền thống: Dịch là quá trình thay thế một văn bản viết bằng ngôn ngữ gốc bằng một văn bản
viết bằng ngơn ngữ đích với mục đích là đạt được sự tương đương tối đa về nghĩa.
13
Định nghĩa hiện đại: Dịch là q trình chuyển một thơng điệp được thể hiện bằng một ngôn ngữ gốc thành một
thơng điệp được biểu đạt bằng một ngơn ngữ đích với sự tương đương tối đa của một hay nhiều bình diện nội
dung của thơng điệp.
14
zitiert nach Hoai An Le, Dissertation 2010: 12
15
Vgl. (Zugriff am 04/06/2013)
12
7
Nach Cao Xuân Hạo sind zwei Wortgruppen “những con người” und “những con cừu
cái” in der Übersetzung problematisch. Einerseits hat der Übersetzer Wort für WortÜbersetzungsmethode benutzt, deshalb hat er den Sinn des Satzes verloren.
Andererseits
kennt
er
nicht
die
Unterschiede
zwischen
Französisch
und
Vietnamesisch. Die Vietnamesen sagen in dieser Situation “người ta”/con người”
statt “những con người”. Oder wenn die Vietnamesen über Tiere sprechen, werden die
Anzahl und das Genus normalerweise nicht betrachtet.
Aus diesem Beispiel kann man schlussfolgern, dass es manchmal viele Probleme beim
Übersetzen gibt. Deswegen werden im Folgenden die Übersetzungsprobleme näher
dargestellt und ausführlich diskutiert.
1.2
Übersetzungsprobleme in der Übersetzungswissenschaft
Nicht nur die Studierenden, sondern auch die Linguisten und Übersetzer/Dolmetscher
stoßen
immer
auf
die
Begriffe
„Übersetzungsprobleme“
und
„Übersetzungsschwierigkeiten“, die meist nicht unterschieden werden. In DUW 1983
wird „Problem“ mit der „schwierigen (ungelösten) Aufgabe“ und „Schwierigkeit“ mit
„etw., was für jmdn. noch ungelöst ist“ definiert.16 Deshalb bleibt die Grenze zwischen
„Probleme“
und
„Schwierigkeiten“
unklar.
Im
Folgenden
werden
die
Übersetzungsschwierigkeiten und Übersetzungsprobleme ausführlich dargestellt und
diskutiert.
16
Nord 2011: 115
8
„Unter
Übersetzungsschwierigkeiten
versteht
man
die
Elemente
und
Komponenten des Übersetzungsvorganges, mit denen der Übersetzer „große
Mühe hat“, seien es zum Beispiel Übersetzungsprobleme, die er noch nicht zu
lösen gelernt hat, lexikalische oder syntaktische Einheiten des AT, die er
aufgrund seiner unvollkommenen AS- oder Sachkompetenz nicht „versteht“,
oder die ZS-Terminologie eines Fachgebietes, die er nicht beherrscht.“17
Aus diesem Begriff kann festgestellt werden, dass die Wissenslücken des
Übersetzers/Dolmetschers zu den Übersetzungsschwierigkeiten führen. Aus diesem
Grund kann jede Person auf eine andere Übersetzungsschwierigkeit stoßen. „Ideale“
Übersetzer kennen aber keine Übersetzungsschwierigkeiten und „reale“ können ihre
subjektiven Übersetzungsschwierigkeiten durch Lernen erkennen und es gehört zur
translatorischen Kompetenz zu wissen, mit welchen Hilfsmitteln man welche
Schwierigkeiten so weit wie möglich aus dem Weg räumen kann.18
Im Gegensatz dazu bezeichnet C. Nord19 Übersetzungsprobleme als die objektiven
Probleme, die sich unabhängig von der Kompetenz des Übersetzers/der Übersetzerin
und den arbeitstechnischen Gegebenheiten aus der Übersetzungsaufgabe ergeben.
„Übersetzungsprobleme sind also Aufgaben, die man beim Übersetzen lösen muss,
wenn man einen Ausgangstext (AT) in einen für eine bestimmte Zielfunktion
geeigneten Zieltext (ZT) „übersetzen“ soll oder will.“20
17
Nord 2011: 121
Vgl. Nord 2011: 121
19
Nord 1993: 209
20
Nord 2011: 117
18
9
Nord
unterscheidet
vier
Kategorien
von
Übersetzungsproblemen:
ausgangstextspezifische Übersetzungsprobleme, pragmatische Übersetzungsprobleme,
kulturpaarspezifische
Übersetzungsprobleme
und
sprachenpaarspezifische
Übersetzungsprobleme.
1.2.1
Ausgangstextspezifische Übersetzungsprobleme
Nach Nord21 sind ausgangstextspezifische Übersetzungsprobleme individuelle Stiloder
Ausdrucksmittel
verallgemeinerbar
sind.
oder
Mittel
Die
der
inhaltlichen
Gestaltung,
ausgangstextspezifischen
die
nicht
Übersetzungsprobleme
erscheinen häufig in literarischen Texten, weil in diesen Textsorten die persưnlichen
Stil- und Ausdrucksmittel des Autors einen gren Stellenwert haben. Und die
ausgangstextspezifischen
Übersetzungsprobleme
existieren
in
Ausgangstexten,
insbesondere in Witzen, Wortspielen usw. Außerdem entstehen sie nicht allein,
sondern mit anderen Problemen, meisten im Zusammenhang mit Sender und
Empfänger,
Sprachen-
und
Kulturpaar.
Aus
diesem
Grund
sind
ausgangstextspezifische Übersetzungsprobleme schwer zu lösen.
Beispielsweise beim wortwörtlichen Übersetzen des deutschen Ausdrucks „Ein Schiff
macht keine Flotte“ ins Vietnamesische stưßt man wieder auf Übersetzungsproblem in
Bezug auf die Kultur des AS-Textes. In Vietnam findet man auch einen Ausdruck mit
gleicher Bedeutung wie den oben deutschen Ausdruck, nämlich „Một cánh én nhỏ
chẳng làm nên mùa xuân“. Die Menschen der unterschiedlichen Kulturen haben eigene
21
Vgl. Hoai An Le, Dissertation 2010: 53f
10
Art und Weise, etwas zum Ausdruck zu bringen. Wenn der Übersetzer den Sinn des
AT versteht, kann er es im ZT übertragen.
1.2.2
Nach
Pragmatische Übersetzungsprobleme
Nord
hängen
Kommunikationssituation
Kommunikationssituation
die
pragmatischen
und
dem
umfasst
Übersetzungsprobleme
Kommunikationspartner
zahlreiche
mit
der
zusammen.
Die
Faktoren,
beispielsweise
Kulturreferenzen (Eigennamen, Realienbezeichnungen, metasprachliche Äußerungen),
kulturelle Rahmenbedingungen (Sitten und Bräuche, Konventionen) und Orts- und
Zeitbezug. Kommunikationspartner gelten als Sender und Empfänger.22
Die pragmatischen Übersetzungsprobleme erscheinen gleichzeitig mit kulturellen
Übersetzungsproblemen,
weil
der
Sender
und
der
Empfänger
aus
zwei
unterschiedlichen Kulturen kommen und sich kulturspezifisch verhalten. Dies kann
wie folgt beschrieben werden: „Der Sender und der Empfänger des AS-Textes leben
unter gleichen kulturellen Konditionen und werden davon beeinflusst. Der Sender
sendet einen Text an seine Empfänger auf seine Art und Weise, die mit seinem
kulturellen Milieu konform ist. Dabei denkt der AS-Sender nicht an die Empfänger der
ZS, deshalb besteht eine Diskrepanz zwischen zwei Kulturen. Wenn es zwischen der
Kultur des AS-Senders und der Kultur des ZS-Empfängers großer Unterschied gibt,
muss der Übersetzer mit seiner Übersetzung mehr versuchen, damit die ZS-Empfänger
die intendierte Funktion des AS-Textes verstehen können. Bei diesem Vorgang spielt
der Übersetzer eine wichtige Rolle, er ist sowohl der Empfänger des AS-Textes als
auch der Sender des ZS-Textes. Wenn der Übersetzer die Kommunikationssituation
22
Vgl. Nord 1993: 211
11
des AS nicht gewohnt, kann er die intendierte Mitteilung des AS-Textes nicht
verstehen und folgendessen nicht adäquat in die ZS übertragen. Falls er wenig Ahnung
über die Kommunikationssituation des AS-Textes hat, ist er nicht in der Lage, die
intendierte Mitteilung des AS-Autors verständlich genug in der ZS zu formulieren.“23
Ein
konkretes
Beispiel
für
pragmatische
Übersetzungsprobleme
aus
dem
Langenscheidt Wörterbuch: „arm wie Kirchenmaus“. Wenn jemand als „arm wie
Kirchenmaus“ beschrieben wird, bedeutet das, dass er/sie sehr arm ist. Im
Vietnamesischen gibt es natürlich dafür einen entsprechenden Ausdruck. Wenn der
Übersetzer diesen Ausdruck kennt, kann er es im Vietnamesischen richtig übermitteln
als „Nghèo rớt mồng tơi“. Wenn er dies nicht weiß, wird der Ausdruck mit „Nghèo
như chuột nhà thờ“ wiedergegeben. Diese Übersetzung klingt befremdlich für das
vietnamesische Publikum, deshalb haben sie das Gefühl, dass es sich um eine
Übersetzung handelt. In dieser Situation wird der Übersetzungsauftrag nicht erfüllt.
In Bezug auf pragmatische Übersetzungsprobleme verweist Nord auf den Horizont
und die Perspektive des Betrachters. Mit dem Begriff Horizont meint sie das Inventar
an Welt- und Kulturwissen. Wenn der Übersetzer großes Hintergrundwissen besitzt,
hat er weniger Übersetzungsschwierigkeiten. Wenn die Empfänger der ZS über reiches
Welt- und Kulturwissen verfügen, wird es für den Übersetzer auch weniger
Übersetzungsprobleme geben, weil er sich mit seiner Übersetzung nicht zu viel Mühe
zu geben braucht, die „Wissenslücken“ der Rezipienten zu schließen. Mit dem Begriff
Perspektive meint Nord die Betrachtungsweise der Kommunikationspartner (Sender,
Empfänger und Übersetzer), d. h. wie sie die Situation sehen. In vielen Fällen ist die
eigene
Perspektive
des
Übersetzers
von
großer
Bedeutung
für
seine
Übersetzungstätigkeit.24 Beispielsweise ist in vietnamesischen Dokumenten und
23
24
Nord 1993: 212
Vgl. Hoai An Le, Dissertation 2010: 56f
12
Medien der Name „Biển Đông/Ostsee“ geläufig. Unter Perspektive von Vietnamesen
ist es nicht die Ostsee in Europa, sondern die See im Osten von Vietnam. Aber in den
Übersetzungen auf der ganzen Welt spricht man von südchinesischem Meer statt
Ostsee. Aus diesem Grund muss der Übersetzer in dieser Situation an den Rezipienten
denken, um eine passende Übersetzung zu wählen.
1.2.3
Kulturpaarspezifische Übersetzungsprobleme
Wegen der unterschiedlichen Normen und Konventionen der AS und der ZS trifft man
auf Übersetzungsschwierigkeiten, die als kulturpaarspezifische Übersetzungsprobleme
gelten. Übersetzen ist auch eine Kommunikationsart und genau so wie andere
Kommunikationsarten wird es von Normen und Konventionen der AS und ZS
gesteuert. Unter Konventionen für kommunikatives Handeln sind einerseits die
formalen, inhaltlichen, funktionalen Konventionen für bestimmte Textsorten
(textsortenspezifische Konventionen) und andererseits allgemeine Stilkonventionen
und Normen, literarische und formale Konventionen, Maßkonventionen und natürlich
Übersetzungskonventionen zu verstehen. Übersetzen wird sowohl als Spracharbeit als
auch
als
Kulturarbeit
angesehen,
darum
treten
viele
kulturpaarspezifische
Übersetzungsprobleme in der Translation auf.25
Für die kulturpaarspezifischen Übersetzungsprobleme wird hier ein Beispiel angeführt,
die deutsche Tischetikette „Guten Appetit“. Diese Etikette beim Essen richtet sich
nach den Normen und Konventionen in der deutschen Sprache und Kultur. Wenn ein
vietnamesisches Kind „Guten Appetit“ zu seinen Großeltern und Eltern zum
Abendessen sagt, wird es mit „Con, cháu mời ông bà, bố mẹ xơi/ăn cơm“ übertragen.
25
Vgl. Hoai An Le, Dissertation 2010: 57f
13
Wenn der Übersetzer unachtet auf die vietnamesischen Normen und Konventionen ist,
wird er „Guten Appetit“ als „Chúc ông bà, bố mẹ ngon miệng“ übersetzt.
1.2.4 Sprachenpaarspezifische Übersetzungsprobleme
Die sprachenpaarspezifischen Übersetzungsprobleme ergeben sich laut Nord aus den
strukturellen Unterschieden, besonders von Lexik und Syntax, der AS und ZS, d.h., die
lexikalischen Übersetzungsprobleme wie Mehrdeutigkeit, Homonyme, Konnotationen
usw. und die syntaktischen Übersetzungsprobleme wie mehrdeutige syntaktische
Funktionen,
Wortstellung
sprachenpaarspezifischen
im
Satz,
Präpositionalphrase
Übersetzungsproblemen.
Die
usw.
führen
zu
sprachenpaarspezifischen
Übersetzungsprobleme wegen der strukturellen Unterschiede sind schwer zu lösen.
Um diese Probleme zu bewältigen, muss der Übersetzer seine Sprach- und
Kulturkenntnisse verbessern.
Zwischen der deutschen Sprache und der vietnamesischen Sprache gibt es deutlich
viele Diskrepanzen, weil die deutsche Sprache eine Flexionssprache ist und die
vietnamesische Sprache ist eine flexionslose und eine isolierende Sprache. Aus diesem
Grund stưßt man auf verschiedene Übersetzungsprobleme, sowohl beim Hin- als auch
beim Herübersetzen.
Einige Beispiele werden darunter angeführt, um die sprachenpaarspezifischen
Übersetzungsprobleme zu verdeutlichen:
Ich liebe dich.
14
Problematisch ist das Übertragen der Personalpronomen der 1. Person „ich“ im
Nominativ und Personalpronomen der 2. Person „dich“ im Akkusativ ins
Vietnamesische, weil die beiden Personalpronomina mit tơi, tớ, mình, ta, ơng, bà, bố,
mẹ, anh, chị, em, con usw. übersetzt werden können. Infolgedessen stehen
verschiedene Übersetzungen, die man wählen kann wie Anh yêu em/ Mẹ yêu con/ Bà
yêu cháu. Es ist leicht, wenn der Übersetzer diesen Satz aus dem Vietnamesischen ins
Deutsche übertragen muss. Im Gegensatz dazu stưßt der Übersetzer auf viele
Schwierigkeiten, wenn er das Pronomen „ich“ aus dem Deutschen ins Vietnamesische
übersetzt. Aus diesem Grund braucht man einen bestimmten Kontext, um eine
entsprechende Übersetzung zu haben.
In
Bezug
auf
die
Wortstellung
wird
ein
anderes
Beispiel
für
die
sprachenpaarspezifischen Übersetzungsprobleme angeführt:
(1) Ich esse Fisch.
(2) Fisch esse ich.
Mit diesem Beispiel kann festgestellt werden, dass die Wortstellungsänderung in
einem deutschen Satz auf die Bedeutung nicht beeinflusst. Im ersten Satz steht das
Subjekt in der 1. Position, während das Subjekt des zweiten Satzes in der 3. Position
liegt. Beim Übersetzen dieser Sätze macht die Wortstellungsänderung kein Problem,
weil der Satz einfach ist. Aber wenn diese Änderung in einem komplizierten Satz sich
befindet, muss man genau den Satz analysieren, damit alle Satzglieder bestimmt
werden können, z. B.: Was ist das Subjekt oder wo liegt das direkte/indirekte Objekt.
15
1.3
Übersetzungsmethoden
Nach Koller (2011: 59) ist die Übersetzungsaufgabe eine kommunikative
Herausforderung, die unter zwei Aspekten gesehen werden muss: Dem Aspekt des
Kulturkontakts und dem Aspekt des Sprachkontakts.
Unter den Aspekten des Kulturkontakts werden Übersetzungsmethoden nach Koller in
zwei Gruppen klassifiziert, nämlich die adaptierende Übersetzung und die
transferierende Übersetzung. Adaptierende Übersetzung bedeutet die Ersetzung der
kulturspezifischen AS-Elemente durch Elemente der ZS-Kultur. Im Gegensatz dazu ist
transferierende Übersetzung die Übertragung der ausgangskulturspezifischen Elemente
als solche in die ZS.26
Z.B: Er lügt wie gedruckt.
In diesem Beispiel ist der deutsche Ausdruck „lügt wie gedruckt“ zu verzeichnen. Das
bedeutet in der deutschen Sprache und Kultur, dass jemand ständig lügt. Wenn der
Übersetzer transferierende Übersetzungsmethode verwendet, wird dieser Ausdruck mit
z. B.: „Anh ta nói dối như máy in“ wiedergegeben. Aber dieser Ausdruck findet keine
Anwendung in der vietnamesischen Kultur. Die Vietnamesen in dieser Situation
sprechen von „Anh ta nói dối như cuội“. Um diesen vietnamesischen Ausdruck zu
finden, kann der Übersetzer die adaptierende Übersetzungsmethode benutzen.
26
Vgl. Hoai An Le, Dissertation 2010: 168f
16
Übersetzungsmethoden sind unter dem Aspekt des Sprachkontakts nach Koller auch in
zwei
Gruppen,
nämlich
Übersetzungsmethode
in
die
sich
einpassende
unterteilt.
Der
Übersetzer,
der
die
und
sich
verfremdende
einpassende
Übersetzungsmethode beim Übersetzungsprozess benutzt, wird die sprachlichstilistischen Ausdrucksnormen und –möglichkeiten halten. Im Gegensatz dazu ist
verfremdende Übersetzungsmethode die Methode, mit der der Übersetzer die
sprachlich-stilistischen Strukturen des AS-Textes im ZT so getreu wie möglich
erhält.27
Z.B.: Auge zum Auge, Zahn um Zahn
Mit diesem Ausdruck werden beispielsweise die verfremdende und die sich
einpassende Übersetzungsmethode benutzt. Mit verfremdender Übersetzungsmethode
wird dieser Ausdruck mit „Mắt kề mắt, răng kề răng“ übertragen. Wenn die
Vietnamesen diese Übersetzung lesen, verstehen sie nicht, was der Übersetzer in
dieser Situation
meint. Aber wenn der Übersetzer die sich einpassende
Übersetzungsmethode verwendet, bekommt er eine angemessene Übersetzung,
nämlich „Ngưu tầm ngưu, mã tầm mã“, die sehr vietnamesisch klingt.
Aber viele Wissenschaftler wie Snell-Hornby, Reiß, Vermeer und Nord behaupten,
dass Übersetzungsmethoden stark vom Texttyp und von der Übersetzungsfunktion
abhängen. Deshalb sind zwei Übersetzungsmethoden zu unterscheiden, nähmlich die
wörtliche Übersetzung (verfremdende Übersetzung) und die freie Übersetzung
27
Vgl. Hoai An Le, Dissertation 2010: 168f
17
(einbürgernde Übersetzung), bei der es sich um eine Nichtanpassung und eine
Anpassung an die Normen und Konventionen der Zielsprache und –kultur handelt.28
1.4
Fachsprache und Merkmale der Fachsprache
Die Fachsprache ist genau so alt, wie die Sprache selbst. Seit die Menschen
angefangen haben miteinander zu kommunizieren, haben sie sich aus verschiedenen
Tätigkeiten gewidmet und dazu haben sie eine bestimmte Sprache benutzen müssen.
Die Anfänge der einzelnen Fachsprachen stimmen also mit den Anfängen ihrer
entsprechenden Spezialisierung und Fächer überein29. Im Folgenden werden einige
Definitionen der Fachsprache dargestellt und diskutiert.
“Nach Langenscheidt ist die Fachsprache alle Fachausdrücke und spezifischen
Formulierungen, die in einem bestimmten Fach (oder Berufszweig) verwendet
werden und für Laien meist nur schwer oder gar nicht zu verstehen sind.“30
Mit dieser Definition können viele Linguisten und Fachleute nicht zufrieden sein, weil
in diesem Fall die Fachsprache und die Fachausdrücke als gleichwertig betrachtet
werden.
Bußmann definiert die Fachsprache wie folgt:
28
Vgl. Hoai An Le, Dissertation 2010: 168f
Vgl.
(Zugriff am 25.2.2013)
30
Langenscheidt Grwưrterbuch: Deutsch als Fremdsprache 2010: 903
29
18