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leben und arbeiten in schweden (2008)

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Reiner Gatermann
Leben und Arbeiten in Schweden
Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme
Reiner Gatermann
Leben und Arbeiten in Schweden
Berlin: GD Verlag | Gentlemen’s Digest Ltd. & Co. KG
ISBN 978-3-941045-00-2
©
GD Verlag | Gentlemen’s Digest Ltd. & Co. KG, Berlin.
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strafrechtlich und zivilrechtlich verfolgt.
1. Auage Mai 2008
Gentlemen’s Digest Ltd. & Co. KG, Berlin

www.gdigest.com

INHALT
VORWORT 9
1. KAPITEL: LEBEN IN SCHWEDEN 11
Schweden – Sverige 12
Aufgeteilt – je nachdem 12
Eine konstitutionelle Monarchie 13
Seltene Regierungswechsel 14
Personennummer 14
Personalausweis 15


Haus und Wohnen 16
Wohnungsmarkt 16
Mietwohnungen 17
Eigenheim und Eigentumswohnung 20
Bankwesen 28
Postwesen 30
Verkehr 30
Autoimport als Umzugsgut 36
Versicherung/Rentenversicherung 37
Gesundheit 40
Einkaufen 48
2. KAPITEL: ERZIEHUNG UND BILDUNG 63
Schulbildung 64
Vorschule und Kindergarten 66
Vorschulklasse 67
Grundschule 68
Gymnasium 70
Tagesstätte 73
Das Schuljahr 73
Schule der Zukunft 73
Deutsche Schule Stockholm 74
Deutsche Schule Göteborg 77
Erfahrungen mit der Schule 77
Schweden und die Pisa-Studie 82
Studium 84
Der Bericht einer Studentin und eines Doktoranden 88
Erwachsenenbildung 92
Sprachunterricht 93
3. KAPITEL: ARBEITEN IN SCHWEDEN 97
Die schwedische Wirtschaft 98

Arbeitsmarkt 10 0
Stellensuche 103
Arbeitsverträge 10 4
Kündigung des Arbeitnehmers 106
Abndungen bei Entlassungen 107
Arbeitslosenversicherung 107
Krankengeld 109
Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz 110
Unfallversicherung 110
Ruhestand 111
Steuern 111
Löhne und Lohnsteuern 112
Steuer-Neuheiten 115
Gewerkschaften 115
Arbeitslosigkeit 118
Selbstständig in Schweden 119
Erfahrungen deutscher Unternehmer 121
4. KAPITEL: KULTURSCHOCK? 12 5
Gaumenheimweh 129
Ihr persönlicher Einwanderungs-Eignungstest 135
5. KAPITEL: FORMALITÄTEN 141
Wie werde ich schwedischer Staatsbürger? 142
6. KAPITEL: ERLEBTES SCHWEDEN 143
Die persönlichen Erfahrungen des Autors 144
Ein Traum wurde Wirklichkeit – aber anders als gedacht 144
Erfahrungen deutscher Einwanderer 148
Nicole Gläser
Keine festen Vorstellungen – gleich wohl gefühlt 148
Gudrun und Leonhard Dannenberg
Wir sind zufrieden, denn hier haben wir Arbeit und einen 150

Michael Gdanietz-Falke und Sylvia Falke
Das Herz sagt so, die Ökonomie so 152
Thomas Schimke
Umzug ins Land der weißen Weihnacht 156
David Summermatter
Gut, dass Krankenpersonal gesucht wurde 162
Sebastian Hollermann
So lange in Schweden Brücken gebaut werden 166
Silke Matussek und Jan Adler
Bei Arbeits- und Wohnungssuche sind Kontakte entscheidend 168
Ulrich Wohlfeil
Wir sind jetzt beide Pensionäre und haben beschlossen 172
Uli Wollrab
Vermisse tiefe Freundschaft und ungezwungenen 175
Christina Witte
In Schweden wie in Deutschland, unter der Oberäche gibt 177
7. KAPITEL: DIE SCHWEDEN 181
Etwas – nicht alles – über „die Schweden“ 182
Die Familie 187
Freizeit 193
Die Samen 194
Wer lebt noch in Schweden? 199
Schwedisch – eine verwandte Fremdsprache 201
Feiertage 2 03
Ein schwedisches Allerlei 20 9
Schlusswort 2 2 3
ANHANG  WICHTIGE ADRESSEN 225
DER AUTOR 2 3 1

9

VORWORT
Als sich vor ein paar Jahren ein Kollege nach mehreren Jahrzehnten als
Nordeuropa-Korrespondent in den Ruhestand verabschiedete, tat er
dies – sinngemäß – mit den Worten: „Ich betrachte meinen beruichen
Einsatz eigentlich als missglückt. Denn es ist mir nicht gelungen, meine
deutschen und österreichischen Leser und Hörer davon zu überzeugen,
dass Schweden nicht mehr das Paradies ist, das es einst – in gewisser
Hinsicht – war.“
Dies ist eine Problematik, mit der sich auch schwedische Diplomaten
in diesen Ländern konfrontiert sehen. „Der Glaube der Deutschen an
Schweden ist oenbar unerschütterlich“, sagte kürzlich ein Botschafts-
angehöriger gleichermaßen bewundernd wie erstaunt. Er sprach vom
„Vermitteln von Realitäten“.
Es ist tatsächlich so, Schweden muss auf die Deutschen einen enormen
Eindruck machen, die abgrundtiefe Krise der 90er Jahre scheint an ihnen
unbemerkt vorübergegangen zu sein. Anstelle dessen gibt es Touristen-
reisen „auf den Spuren von Inga Lindström“.
Dies gesagt, bleibt trotzdem festzuhalten: Schweden ist zu Recht für
Deutsche weiterhin ein attraktives Einwanderungsland. Die riesengroße
Fläche mit der dünnen Besiedelung und der ansprechenden Natur bietet
trotz des mitunter harschen Klimas schon eine beachtliche Lebensqua-
lität, die nicht unterschätzt werden kann und soll. Hinzu kommen ein
erheblich ruhigerer Lebensstil sowie Arbeitsbedingungen, die meistens
weit entfernt liegen von der Hektik, dem oenbar immer noch weit ver-
breiteten Hierarchiedenken in den Unternehmen und Behörden sowie
der Aggressivität des deutschen Alltags.
Ob Sie das relativ – relativ, weil kaum vergleichbar mit den Großstädten
Deutschlands – geschäftige Leben in Stockholm, Göteborg oder Malmö,
zu dem jetzt auch Kopenhagen zugerechnet werden muss, mögen oder
10

Vorwort
das Kleinstadtmilieu in der Provinz oder die – fast totale – Einsamkeit auf
dem Land, Schweden kann es bieten, und nirgendwo sind Sie weit von
Wald und Wasser entfernt.
Schweden bietet Ihnen alle Möglichkeiten eines erfolgreichen Neube-
ginns oder ersehnten Tapetenwechsels, vorausgesetzt, Sie machen sich
eingehend mit den Realitäten des heutigen Schwedens vertraut, sind
gegenüber einer Ihnen vielleicht nicht immer gelegenen Mentalität
oen und aufnahmebereit und vergessen – zumindest im Gespräch mit
Ihren neuen Landsleuten – den Satz: „Wir in Deutschland machen dies
aber so und so.“
Dieses Buch soll Ihnen helfen, Ihrer Idee von einer möglichen Verlegung
Ihres Lebensmittelpunktes nach Schweden realistische Substanz zu
geben, und soll Sie in die Situation versetzen, so genau wie möglich zu
planen sowie schließlich den Beschlussprozess zu erleichtern und Ihr
Erwartungsniveau in etwa in Gleichklang mit dem zu bringen, was Ihnen
letztlich Schweden bieten wird.
Die Schweden sind umgängliche Menschen, sie kommen auch immer
mehr zu der Einsicht, dass sie die Zuwanderung von vor allem gut aus-
gebildeten Leuten brauchen. Darin sollten Sie eine Chance sehen.
Zu guter Letzt: Um nach Schweden zu gelangen, brauchen Sie nicht Ozeane
zu überqueren, Ihre alte Heimat bleibt weiterhin relativ nahe. Das kann
ein Trost und bei der Beschlusssuche eine emotionale Hintertür sein …
Und denken Sie daran, bei etwas Unternehmergeist und drängendem
Wunsch nach Veränderung kann der Wechsel nach Schweden so schwierig
nicht sein. Viele Tausende machen ihn jährlich, ich war – vor 40 Jahren –
einer von ihnen.
Hejdå och välkomna till Sverige!
Reiner Gatermann
1. Kapitel

LEBEN IN SCHWEDEN
12
1. Leben in Schweden
Schweden – Sverige
Über eines sind sich viele Schweden-Besucher nicht im Klaren: die Größe
des Landes und seine geringe Bevölkerung. Stellen Sie sich vor: Schlagen Sie
die Nordspitze Schwedens um dessen Südspitze nach Süden, wo – glauben
Sie – werden Sie landen? In der Nähe von Neapel. Schweden ist rund 1600
km lang und mit seinen 450 295 qkm ein Viertel größer als Deutschland.
Und noch eins: Die geographische Mitte Schwedens liegt beachtliche 600
km nordwestlich von Stockholm, in der Nähe von Östersund.
Aber hier wohnen nur 9,1 Mio. Menschen, allerdings Tendenz steigend.
Dies ist etwa die Hälfte der Bevölkerung von Nordrhein-Westfalen. In der
Besiedelungsstatistik Europas liegt Schweden vor Island an zweitletzter
Stelle, ungefähr auf gleichem Niveau wie Finnland und Norwegen. Wäh-
rend sich in Deutschland 230 Menschen einen Quadratkilometer teilen,
und in Nordrhein-Westfalen 530, sind es in Schweden eben mal 23 – und
in Lappland 2. Raum ist ein nicht zu überschätzender Wertfaktor dieses
Landes, zumal, wenn man aus der relativen Enge Deutschlands kommt.
Sie sollten jedoch kein Mensch sein, der nur in einer hektischen Großstadt
leben kann. Da wird Schweden bald langweilig.
Aufgeteilt – je nachdem
Laut Wetterbericht besteht Schweden aus lediglich drei geographischen
Regionen: Götaland, Svealand und Norrland, wobei das Norrland bereits
nördlich von Uppsala beginnt und manchmal aufgeteilt wird in Södra und
Norra Norrland (südliches und nördliches Norrland). Götaland umfasst das
südliche Schweden und Svealand den mittleren Teil. Eine andere Aufteilung,
die aus der Zeit stammt, als Schweden noch kein geeintes Reich war, geht
von den Landschaften (landskap) aus. Davon gibt es 25. Verblieben sind
ihre Landschaftssymbole, hauptsächlich Blumen, und Kulturpege.

Basierend auf diesen Landschaften mit oft beibehaltenen Namen hat sich
die moderne politisch-administrative Struktur entwickelt. Demnach besteht
13
Aufgeteilt – je nachdem
Schweden aus 21 Provinzen (landsting), deren oberster Repräsentant
ein von der Regierung ernannter Landeshauptmann (landshövding) ist.
Jede Provinz hat jedoch auch ein eigenes Parlament (landsting). Wich-
tigste Aufgabe der Provinzen ist die Organisation und Finanzierung des
Transport- und Gesundheitswesens. Diskutiert wird die Neugliederung
der Provinzen. Laut dem Vorschlag einer Expertenkommission sollen
die 21 Provinzen zu sechs bis neun zusammengelegt werden. Aber die
Regierung zögert, während einige Provinzen bereits über Alternativen
nachdenken. Und schließlich ist Schweden in 290 Gemeinden aufgeteilt.
Die nach Bevölkerung größte ist Stockholm, Stadt 793 000, Groß-Stockholm
1,9 Mio., nach Fläche ist es die Erzstadt Kiruna in Lappland mit 2000 qkm
und 23 150 Einwohnern.
Eine konstitutionelle Monarchie
Jeder kennt Silvia. Seit 1976 ist die in Heidelberg geborene Deutsch-
Brasilianerin Drottning av Sverige, Königin von Schweden. Ihr Mann,
König Carl XVI. Gustaf, geboren 1946, ist seit 1973 Staatsoberhaupt. Er
ließ sich jedoch wie schon einige seiner Vorfahren nicht krönen, sondern
leistete lediglich den Königseid auf die Verfassung. Er ist der 60. König
Schwedens und der siebte des Geschlechts Bernadotte, das aus Frank-
reich kam und dessen Regentschaft 1818 begann. Als 1977 Carl Gustafs
und Silvias erstes Kind, Victoria, geboren wurde, erhielt es lediglich den
Titel Prinzessin mit in die Wiege gelegt. Allerdings war nur für knapp
ein Jahr ihr Bruder Carl Philip (1979) Kronprinz, bis 1980. Dann trat das
neue Thronfolgegesetz in Kraft, das auch in Schweden die kognastische
Thronfolge einführte, womit der Thronanspruch jeweils auf das erstge-
borene Kind überging. Victoria stieg zur Kronprinzessin auf. 1982 wurde

Prinzessin Madeleine geboren.
Obwohl mit der Verfassungsreform 1975 der König die meisten seiner
staatlichen Funktionen an das Parlament (Riksdag, Reichstag) oder dem
Parlamentspräsidenten (Talman, Sprecher) abtreten musste, werden
König, Königin und Kronprinzessin weiterhin zu den einussreichsten
14
1. Leben in Schweden
Schweden gerechnet. Die Familie ist sehr beliebt. Das sicherste Mittel,
eine Parlamentswahl zu verlieren, wäre, die Forderung nach der Republik
auf die Wahlkampahnen zu schreiben. Zwei Parteien, Sozialdemokra-
ten und Linkspartei, haben die Republik in ihrem Parteiprogramm. Die
Mitglieder der königlichen Familie sind stimmberechtigt, machen jedoch
keinen Gebrauch davon.
Seltener Regierungswechsel
Laut Verfassung „geht alle Staatsgewalt vom Volk aus“ und das wird von
den 349 Abgeordneten (ledamöter) des Parlaments (riksdag) vertreten.
Es heißt, die Schweden seien so konservativ, dass sie immer sozialdemo-
kratisch wählten. Seit 1936 gab es lediglich drei Ausnahmen. Von 1976
bis 1982 sowie von 1991 bis 1994 saßen bürgerliche Koalitionsregierun-
gen am Ruder, und jetzt wieder seit Herbst 2006. Allerdings waren die
Sozialdemokraten (socialdemokratiska arbetarpartiet, Parteiabkürzung
s) fast immer auf die Unterstützung anderer Parteien angewiesen, ohne
diesen jedoch Ministerplätze zu überlassen. Zuletzt waren es die Links-
partei (vänsterpartiet, v) und die Grünen (miljöpartiet – de gröna, mp).
Seit Oktober 2006 wird Schweden von einer Koalition (Allians för Sverige,
Allianz für Schweden) bestehend aus der konservativen Sammlungs-
partei (moderata samlingspartiet, m), der Zentrumspartei (centrum, c,
die frühere Bauernpartei), der liberalen Volkspartei (folkpartiet, fp) und
den Christdemokraten (kristdemokraterna, kd) regiert. Die Legislaturpe-
riode beträgt vier Jahre und Parlamentswahlen nden traditionsgemäß

gemeinsam mit den Kommunal- und den Provinzwahlen am zweiten
Sonntag im September statt.
Personennummer
Es ist nicht nur angebracht, sondern sogar notwendig, so früh in diesem
Buch auf ein schwedisches Phänomen einzugehen: die Personennum-
mer (personnummer). Ohne sie ist man nichts und ohne sie läuft nichts.
15
Personennummer
Schweden bekommen sie unmittelbar mit der Geburt, Ausländer, wenn
sie sich in Schweden anmelden, dann allerdings zunächst nur als eine
provisorische Organisationsnummer. Sie besteht aus dem Geburtsdatum
(jjmmtt), dann folgt ein Bindestrich, ist der Betroene über 100 Jahre alt,
ist es ein Pluszeichen, sowie weitere vier Ziern. Die ersten beiden sind
willkürlich gewählt. Die zweitletzte Zahl identiziert das Geschlecht:
ungerade für Männer, gerade für Frauen. Die letzte ist eine kompliziert
ermittelte Kontrollzier.
Diese Personennummer gilt ein Leben lang, sie ändert sich nie. Auch
der König hat eine. Ohne sie gibt es keinen Arbeitsplatz und kein Bank-
konto, keinen Führerschein und keinen Mietvertrag, keinen Kredit und
kein Telefon.
Die rigorose Anwendung der Personennummer wird oziell mit der
relativ geringen Nachnamensvielfalt begründet, es könnte zu leicht
zu Verwechslungen kommen. Die 22 ersten der hundert am weitesten
verbreiteten Nachnamen enden mit -son, insgesamt sind es unter diesen
hundert fast die Hälfte, 46. Alleine im Stockholmer Telefonbuch belegen
die Anderssons 33 Seiten und ungefähr hundert von ihnen hören auch
noch auf den Vornamen Sven.
Personalausweis
Einen Personalausweis wie in Deutschland kennen die Schweden –
noch – nicht. Dennoch sind sie nicht ohne Erkennungsdokument, denn

sonst könnten sie nicht mit der Kreditkarte bezahlen oder bei der Bank
am Schalter Geld einzahlen oder abheben. Eine Identikationskarte (id-
kort) zu haben, ist so lebenswichtig wie die Personennummer. Die am
meisten verbreitete und anerkannte Karte ist der Führerschein, es muss
jedoch der schwedische sein. Ansonsten gibt es zahlreiche größere
Firmen, Banken und Organisationen, die das Recht haben, nach einem
Genehmigungsverfahren für ihre Kunden oder Mitglieder die Ausstellung
zu beantragen.
16
1. Leben in Schweden
Sonst hilft der Bankdienst der Post, Svensk Kassaservice. Dieses Verfahren
ist jedoch umständlich, weil es in erster Linie für Schweden gedacht ist
oder für Ausländer, die bereits einmal eine ID-Karte bekommen haben
oder über einen schwedischen Führerschein verfügen.
Haus und Wohnen
In Schweden ist es wichtig, bei der Wohnsitzwahl mehrere Aspekte zu
berücksichtigen. Natürlich spielt der Arbeitsplatz wohl die entscheidende
Rolle. Weiter müssen Sie sich entscheiden: Stadt oder Land. Allerdings hat
Schweden nur drei Großstädte. Ende September 2007 führte Stockholm
mit 793 000, Göteborg folgte mit 494 000 und Malmö mit 280 000. Als
Neuankömmling müssen Sie sich fragen, wie viel Abgeschiedenheit Sie
sich zutrauen wollen. Im Übrigen wohnen 84 Prozent der Schweden auf
nur 1,3 Prozent des Landareals. Und dann ist da auch noch das Licht. Jeder
kann sich wahrscheinlich an die sehr hellen Sommernächte gewöhnen.
Nördlich des Polarkreises, etwa in Kiruna, geht die Sonne zwischen Ende
Mai und Mitte Juli überhaupt nicht unter, aber wie ist es mit der Winter-
Dunkelheit? Schon in Stockholm kann sie einem auf die Nerven gehen,
vor allem, wenn es über mehrere Tage oder gar Wochen stark bewölkt
ist und ständig die Wohnungs- oder Bürobeleuchtung eingeschaltet sein
muss. Andererseits gibt es kaum etwas Schöneres als ein Spaziergang

während der wenigen Sonnenstunden durch den Schnee bei etwa minus
zehn Grad. Die Kälte ist dann oft trocken.
Viele Schweden meinen doch, um hoch im Norden leben zu können,
müsse man dazu geboren sein.
Wohnungsmarkt
Man sollte es nicht glauben, aber Wohnraum ist in Schweden knapp – und
teuer. Denn, so der Sprecher des Mieterbundes (hyresgästföreningen)
Peder Palmstierna: „Die Wohnungspolitik ist katastrophal.“ In die gleiche
Kerbe schlägt Krimi-Autorin Liza Marklund, die selbst für einige Zeit in
17
Haus und Wohnen
Stockholm die frühere Residenz des DDR-Botschafters besaß und sie vor
nicht allzu langer Zeit mit gutem Gewinn verkaufte: „Wir gehörten zu
den wenigen Ländern Europas, die im Zweiten Weltkrieg nicht zerbombt
worden sind. Anstelle sorgten wir dafür, dass unsere alten Stadtkerne
durch Bagger zerstört wurden“.
40 Prozent der Haushalte leben in Mietwohnungen (hyresrätter), gleich
viele in Eigenheimen (villa, egna hem) und 17 Prozent in Eigentumswoh-
nungen (bostadsrätter). Laut Marklund sieht das Traumheim der Schweden
so aus: Aussicht, möglichst über Wasser, Kachelofen oder oener Kamin,
Balkon oder Terrasse, Apfelbäume und viel Grün, Holzboden und große
Dachhöhe.
Mietwohnungen
Die Kritiker der „katastrophalen Wohnungspolitik“ argumentieren, dass es
aufgrund der Mietpreispolitik keine wirtschaftlichen Anreize gegeben hat,
Mietwohnungen zu bauen. Den Gemeinden (kommunen) el häug die
Aufgabe zu, für Wohnraum zu sorgen, die Regierung bestimmte jedoch,
wie die Mieten ermittelt werden. Die tatsächlichen Kosten des privaten
Vermieters spielen dabei keine Rolle, ausschlaggebend sind die Mieten,
die unter strikten gesetzlichen Auagen von den kommunalen und

steuerlich begünstigten gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaften
mit dem Mieterbund ausgehandelt werden, und darauf dürfen die priva-
ten Hausbesitzer lediglich 5 Prozent drauegen. Knapp 90 Prozent aller
Erstmietverträge werden zwischen diesen beiden Parteien ausgehandelt.
Unter diesen Bedingungen trocknete der private Mietmarkt aus.
Das so genannte Nutzungswertsystem gilt auch heute noch, allerdings
wurden Mitte letzten Jahres erstmals Mieten in der Neuproduktion nach
dem Kostenverfahren ermittelt. Die Mieten lagen um 10 bis 20 Prozent
über denen des Nutzungswertsystems. In Schweden kann der Mieter
bis zu einem halben Jahr nach seinem Einzug bei einer Kontrollbehörde
(hyresnämnden) gegen seine eventuell zu hohe Miete klagen. Der Ver-
mieter kann zur Senkung gezwungen werden.
18
1. Leben in Schweden
Hier ein paar vom Mieterbund mit kommunalen Wohnungsbaugesell-
schaften ausgehandelten Mieten (kr/qm/Jahr): Stockholm 970, Malmö
890,10, Uddevalla 758,25, Jönköping 672,57, Helsingborg 840 und Kiruna
744,30.
Die Frage ist, wie kommt man an eine Mietwohnung heran? Erste Vor-
aussetzung ist ein festes Arbeitsverhältnis sowie keine Anmerkung beim
Gerichtsvollzieher. Bis vor ein paar Jahren gab es kommunale Wohnungs-
ämter. Sie elen – bis auf etwa 10 – dem Rotstift zum Opfer. Hinzu kam
eine weitgehende Deregulierung. Die Vermieter sind nicht mehr gezwun-
gen, die Hälfte ihrer frei werdenden Wohnungen dem Wohnungsamt zu
melden. Wer eine Mietwohnung sucht, muss die Hausbesitzer ausndig
machen. Mietanzeigen (hyresmarknaden) in den Zeitungen sind rar. In
den Großstädten gibt es seit ein paar Jahren umfangreiche Neubau-
programme, die jedoch hauptsächlich Eigentumswohnungen liefern.
Dennoch, es gibt auch Mietwohnungen, aber zu welchen Preisen!
Die Vermieter dürfen laut Gesetz keine Provisionen oder Kautionen

verlangen, aber angesichts des Wohnungsmangels hat sich vor allem
in den größeren Städten ein umfassender Schwarzmarkt entwickelt.
Insbesondere, wenn es um eine Weitervermietung durch den Erstmie-
ter geht, was zulässig ist, falls der Hausbesitzer damit einverstanden ist.
Dann können erhebliche Beträge unter dem Tisch gezahlt werden. In
Stockholm, wo über 190 000 Wohnungssuchende alleine bei den kommu-
nalen Wohnungsbaugesellschaften registriert sind und die Wartezeit im
Stadtteil Süd (Söder) bei 11 Jahren liegt, sind schwarz gezahlte 100 000 kr
pro Zimmer nicht ungewöhnlich, häug als Kompensation für Gardinen
oder überlassene Möbel kaschiert.
Hilfe könnte in Einzelfällen vom Internet,
www.jagvillhabostand.nu (Ich will eine Wohnung haben),
www.bostadsdirekt.nu
www.bovision.se
www.bostadstjänst.com
19
Haus und Wohnen
www.hemmet.se
www.bostad.nu
kommen. Hier können jedoch Kautionen verlangt werden.
Die größten kommunalen und gemeinnützigen Wohnungsbaugesell-
schaften sind in Stockholm Svenska Bostäder, Familjebostäder und
Stockholms hem, in Malmö MKB und in Göteborg Bostaden AB und
Poseidon. Einen sozialen Wohnungsbau, wie ihn Deutschland kennt,
gibt es in Schweden nicht.
Standard
Schwedische Wohnungen haben einen hohen Standard. Zur Grundausstat-
tung gehören neben Doppelglasfenstern und guter Isolierung Kühl- und
Gefrierschrank, Herd, Geschirrspülmaschine, Einbauschränke sowie Zugang
zu einer Gemeinschaftswaschküche sowie Gemeinschaftsräume.

Die monatlichen Wohnkosten bestehen aus lediglich zwei Posten: Miete,
die Abgaben für Wasser und Ablauf sowie Müllabfuhr inkludiert, und
Elektrizität, wobei der Mieter den Stromlieferanten bestimmen kann.
Um die Mieter kostenbewusster zu machen, wird die Einführung der
Kaltmiete diskutiert. Der Mietvertrag besteht aus lediglich einer Seite.
Wichtigste Angaben: Größe der Wohnung, Miete pro Jahr und Monat
sowie Bankkonto, Kündigungsfrist (üblich sind drei Monate) sowie „all-
gemeine Bestimmungen“ und „Ordnungsregeln“.
Studenten
Studenten wenden sich am besten an die Studentenvereinigungen der
Universitäten. Diese kümmern sich hauptsächlich um die Wohnraum-
vermittlung.
In Stockholm, Göteborg, Lund und Uppsala herrscht große Knappheit.
20
1. Leben in Schweden
Eigenheim und Eigentumswohnung
Seit 1995 boomt der Markt für Eigenheime und Eigentumswohnungen.
Seit einiger Zeit warnen Makler und Banken vor einer Überhitzung und
Preisrückgängen, bis Ende letzten Jahres blieben sie jedoch aus, was
vor allem jungen Familien den Zugang zum Eigenheim erschwert. Die
Spitze dürfte jedoch erreicht sein. Die Reichsbank erhöhte den Basiszins
innerhalb von zwei Jahren von 1,75 auf 4 %. Für die erste Hälfte 2008 wird
mit einer weiteren Erhöhung um 0,25 Prozentpunkte gerechnet, dann
sollte, so die Experten, Ruhe eintreten, und die nächste Zinssatzänderung
könnte dann durchaus wieder nach unten zeigen. Nun erwarten Banken
und Makler, dass diese verhältnismäßig drastische Hypothekenverteu-
erung Wirkung zeigt. Es sieht so aus, als ob die Gefahr einer weiteren
Überhitzung gebannt ist, die Nachfrage sich beruhigt und die Preise
sich auf hohem Niveau eingependelt haben mit ersten, regional sehr
unterschiedlichen Anzeichen eines leichten Preisrückgangs.

Die Tageszeitungen sind voll von Anzeigen, einige bringen am Wochen-
ende umfassende Wohnungsbeilagen, und die Gratiszeitung „Metro“
kommt in den Großstädten mit einer eigenen Immobilienzeitung heraus.
Zudem besteht nirgendwo Mangel an Maklerbüros.
Haben Sie sich für eine Wohngegend entschieden, beginnt die Suche
meistens in den Zeitungen oder bei den Maklern und immer mehr im
Internet. Der Maklerverband (mäklarsamfundet) hat eine eigene Webseite,
sogar auf Deutsch, www.maklarsamfundet.se. Sie bietet neben generel-
len Informationen über das Wohnungssystem auch die Möglichkeit der
regionalen Suche. Auch die meisten Maklerrmen bieten ihre Objekte
übers Internet an, wie – landesdeckend –
www.maklarhuset.se
www.svenskfast.se
www.skandiamaklarna.se
www.notar.se
21
Haus und Wohnen
Fast alle Eigentumswohnungen und Häuser werden über Makler vermittelt.
Ihre Provision, die zwischen drei (in den Großstädten) und fünf Prozent
schwankt, wird vom Verkäufer gezahlt. Die Makler sollen eigentlich die
Interessen beider Parteien vertreten. Aufmerksamkeit ist jedoch ange-
bracht. Dazu gehört die Frage, ob sie mit Banken oder Versicherungsge-
sellschaften zusammenarbeiten oder denen gar gehören und deswegen
deren Finanzierungsprodukte besonders loben.
Zu beachten ist auch, dass der Makler für die Vermittlung des Geschäfts
keine juristische Verantwortung trägt, wenn ihm nicht gerade bewusste
Irreführung nachgewiesen werden kann, was schwer ist. Laut den Bestim-
mungen „soll der Verkäufer informieren und der Käufer untersuchen“.
Vor allem beim Hauskauf sollte ein unabhängiger Gutachter
(besiktningsman) hinzugezogen werden. Dieser kann entweder

vom Makler vermittelt werden oder man ndet ihn bei Firmen
wie Antisimex. Der hin und wieder in Anzeigen zu ndende
Vermerk besiktigad (besichtigt) ist keine Garantie gegen ver-
steckte Mängel.
Der Gutachter trägt die Verantwortung, dass die Immobilie
keine versteckten Mängel hat. Diese können noch bis zu 10
Jahre nach der Übergabe angemeldet werden. Allerdings
zeigen Fälle, dass auch sie nicht alles nden und auch nicht
immer belangt werden können.
Einige Maklerrmen wie Notar und Mäklarhuset sowie – ausschließlich
im Internet – www.hemonline.se bieten gegen niedrigere Provision
verminderten Service an. Für einen soeben angekommenen Ausländer
ist dies weniger empfehlenswert.
Dass Häuser zum Festpreis verkauft werden, kommt kaum vor, allerdings
wächst angesichts der sich abschwächenden Preisentwicklung ihre Zahl
wieder, wenn auch von einem sehr niedrigen Niveau. Auch das „geschlos-
sene Angebotsverfahren“ (sluten budgivning) mit Festdatum kommt nur
selten vor. Heute überwiegt bei weitem das „oene Auktionsverfahren“
22
1. Leben in Schweden
(öppen budgivning). Da heißt es in den Anzeigen entweder Ausgangs-
preis (utgångspris) ab … oder Preis …/Angebot (pris …/bud). Der Makler
informiert dann die Spekulanten über die Preislage und fragt, ob sie
überbieten möchten. Hin und wieder wird Maklern der Vorwurf gemacht,
mit zu niedrigen Startpreisen anzutreten, um dann mit der enormen
Preissteigerung protzen zu können. Die Kaunteressenten sollten dies
bei der Haussuche berücksichtigen. Sie sollten auch beachten, dass dieser
Bereich nicht gesetzlich geregelt ist. Es gibt lediglich vom Kontrollorgan
der Immobilienmakler (fastighetsmäklarnämnden), www.fastighetsma-
klarnamnden.se,

aufgestellte Richtlinien.
Gunnar H, gerade aus Deutschland gekommen, beschreibt seine
Erfahrungen mit Makler und Auktionsverfahren:
Das Haus steht im Stockholmer Vorort Vällingby. Bei der Besichtigung waren
etwa 20 bis 30 Leute, man konnte kaum Fragen stellen, das Gedränge
war groß. Wenige Tage später begann die Versteigerung, der Preis stieg
innerhalb von Stunden um mehrere 100 000 Kronen, schließlich lag er um
fast 50 Prozent (knapp eine Mio. Kronen) über dem Ausgangspreis. Wir
haben bis zum Schluss mit geboten. Da war nur noch ein Mitbewerber
übrig. Wir haben uns dann ständig überboten und allein dadurch den Preis
um etwa weitere 200 000 Kronen in die Höhe getrieben. Das war dämlich,
aber es war unsere erste Versteigerung. Dubios bei dieser Maklerrma
war auch, dass die Namen der Bieter nicht veröentlicht wurden. Dies
ist sonst üblich, damit kontrolliert werden kann, dass nicht Freunde oder
Verwandte des Verkäufers mithelfen, den Preis in die Höhe zu treiben.
Die Versteigerung endete am Donnerstag nach dem Besichtigungssonntag.
Der Makler wollte unbedingt an diesem Tag zum Abschluss kommen und
schloss deswegen sein Büro auch nicht um 18 Uhr, sondern steigerte bis
gegen Mitternacht weiter. Am folgenden Freitag sollte dann alles sehr
schnell gehen. Zum Lesen des Vertrages hatte ich 10 Minuten, dann sollte
ich unterschreiben, dass ich ihn „ausführlich geprüft“ habe.
23
Haus und Wohnen
Spätestens da kamen mir Zweifel. Wir verlangten, das Haus noch einmal
im Beisein des Gutachters sehen zu können. Der Makler reagierte äußerst
sauer und drohte, dass er den anderen Bieter anrufen werde, der würde
„sofort unterschreiben“. Wir haben ihm viel Glück gewünscht und sind
gegangen. Die Verkäuferin, die bereits anderswo was gekauft hatte und
das Geld brauchte, sah zu diesem Zeitpunkt bereits recht verzweifelt
aus.

Nun haben wir etliche Bietverfahren hinter uns und können generell
sagen: Diese Versteigerungsverfahren nützen nur den Maklern. Für ihn
muss alles schnell gehen, das spart Arbeit. Für Verkäufer und Käufer geht
es oft zu schnell. Man hat keine Zeit, sich eingehend zu informieren,
deshalb hängt der Preis sehr stark vom ersten Eindruck ab. Das Haus,
das wir jetzt gekauft haben, ist größer und deutlich besser in Schuss als
das erste. Trotzdem war es etwa 400 000 Kronen billiger. Beide Häuser
liegen in der gleichen Gegend.
Die Preise für Eigenheime schwanken enorm, da gibt es keine allgemeinen
Richtlinien. Es heißt, für eine Einzimmerwohnung in der Stockholmer
Innenstadt gäbe es auch eine schöne große Villa in Nordschweden.
Aber auch dort haben die Preise erheblich angezogen. Üblich ist eine
Anzahlung von 10 Prozent, bei der Restnanzierung waren Banken und
Hypothekenbanken bisher mehr als großzügig. Sie gingen bis zu 100
Prozent, feste Anstellung oder ein entsprechend hohes Einkommen aus
freiberuicher Tätigkeit vorausgesetzt. Normal sind Beleihungen bis 75
und 80 %. Deutsche sollten prüfen, ob eine Hypothek bei ihrer heimi-
schen Bank nicht vorteilhafter ist. Generell heißt es zwar, Immobilien
sollen in der örtlichen Währung nanziert werden, es kann allerdings
auch attraktive Ausnahmen geben. Jedenfalls ist dies jetzt innerhalb
der EU möglich.
Die Mehrheit der Schweden bindet ihre Zinsen nicht. Die Statistik beweist,
dass dies längerfristig von Vorteil ist. Der ungebundene Zins folgt strikt
dem Diskontsatz der Nationalbank (riksbank). Schuldzinsen sind steuer-
lich absetzbar, der Nettoeekt hängt vom versteuerten Einkommen ab.
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1. Leben in Schweden
Im Normalfall beträgt der Nettoeekt 30 %. Die Amortisation kann sich
über 60 Jahre erstrecken.
Entscheidend für den Hauskauf ist der Eintrag ins Grundbuch (lagfart), der

spätestens drei Monate nach dem Erwerb beim Amtsgericht (tingsrätt)
geschehen muss. Der Makler ist behilich. Dann wird für den Käufer auch
eine Stempelgebühr (stämpelskatt) von 1,5 Prozent des Verkaufspreises
fällig.
Eigentumswohnung
Eigentumswohnungen sind vor allem in den größeren Städten sehr
beliebt, oft gezwungenermaßen, weil es kaum Mietalternativen gibt.
Nach ihnen gesucht wird, wie bei den Eigenheimen, über Zeitungen
und Internet und nicht zuletzt beim Makler. Die rechtliche Struktur des
Eigentumswohnungsbesitzes unterscheidet sich jedoch grundlegend
von dem in Deutschland. Meistens gehören die Wohnungen in einem
Mehrfamilienhaus oder einem ganzen Block oder Quartier einer Verei-
nigung der Wohnungsinhaber (bostadsrättsföreningen). Strikt juristisch
kauft sich mit dem Wohnungspreis der Interessent in die Vereinigung
ein. Der Preis sichert ihm einen bestimmten prozentualen Anteil, der
wiederum Wohnrecht auf die erworbene Wohnung gibt.
Die Kosten einer Eigentumswohnung bestehen aus zwei Teilen: Einmal
dem Kaufpreis, der alleine mit dem Verkäufer (meistens über den Makler)
ausgehandelt wird. Dann ist da noch die monatliche Abgabe an die
Vereinigung (avgift) – mit ihr werden einmal die gemeinsamen Kosten
wie Wasser, Ablauf, Treppenhausreinigung, Verwaltung und Versiche-
rung gedeckt, aber auch der Schuldendienst für von der Vereinigung
aufgenommene Kredite, z. B. für größere Reparaturen. Geführt wird die
Vereinigung meistens von einem aus Mitgliedern bestehenden und
ehrenamtlich tätigen Vorstand. Die nanzielle und technische Verwaltung
liegt normalerweise in den Händen professioneller Firmen. In kleineren
Vereinigungen kann es vorkommen, dass die Mitglieder in einem meist
monatlichen Turnus leichtere „Hausmeister“-Aufgaben übernehmen,
25
Haus und Wohnen

wie kaputte Lampen im Treppenhaus auszuwechseln. Wichtig ist, sich
danach rechtzeitig zu erkundigen.
Der Vereinigungsvorstand muss das neue Mitglied gut heißen.
Die Hypothekenbeschaung verläuft wie beim Eigenheim. Nur noch
wenige Banken erheben auf Eigentumswohnungen einen Zinszuschlag
von 0,5 Prozent.
Lesen Sie sich beim Kauf einer Eigentumswohnung unbedingt
gut den Geschäftsbericht der Vereinigung durch, vor allem, wie
viele Schulden und Rücklagen sie hat. Expertenrat lohnt sich.
Versicherungen
Bei der Versicherung eines Eigenheimes ist empfehlenswert, das Haus
von einem Sicherheitsexperten besichtigen zu lassen, den häug die
Versicherungsgesellschaften stellen. Manche Unternehmen verlangen
bestimmte Schlösser oder Fensterschutz. Relativ neu ist, dass sich die
Nähe zu einem See oder Fluss wegen der wachsenden Überschwem-
mungsgefahr immer stärker auf die Prämie auswirkt.
In die Hausratsversicherung, die jeder Wohnungsinhaber zeichnen
sollte, sind meistens auch eine Reiseversicherung (bis höchstens 45
Tage im europäischen Ausland) sowie eine Rechtsschutzversicherung
inbegrien.
Zu den größten Sachversicherern gehören Länsförsäkringar AB (www.
lansforsäkringar.se) und if (www.if.se). Aber man sollte kleinere, regionale
Versicherer nicht ignorieren.
Preisvergleich
Die Preise für Eigenheime und Eigentumswohnungen schwanken regi-
onal erheblich. Nur eines ist sicher: Seit 1997 sind sie ständig gestiegen.
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1. Leben in Schweden
Seit fast zwei Jahren wird ständig die Frage diskutiert, ob sie nun nicht
den Gipfel erreicht hätten und die Trendwende komme. Im Spätherbst

2007 kamen erste Anzeichen dafür, dass sich der Markt beruhigt hat,
eine größere Wende wird allerdings nicht erwartet. Den letzten Auf-
schwung erhielten die Preise mit dem Beschluss der Regierung, die sich
am Marktwert orientierende Gebäudesteuer 2008 abzuschaen. Aber
die unangenehme Überraschung kam wenig später, als Einzelheiten
bekannt wurden. Die Steuer für Eigenheime wird lediglich von 1 auf 0,75 %
des Steuerwertes (etwa 75 % des Marktwertes) gesenkt, allerdings soll
niemand mehr als 6000 kr pro Jahr zahlen. Für Mehrfamilienhäuser sind
es 1400 kr je Wohnung oder höchsten 0,4 % des Steuerwertes. Zudem
wird die Kapitalertragssteuer bei der Veräußerung von Wohneigentum
von 20 auf 22 % erhöht. Mit dieser Regelung verringern sich gegenüber
dem bisherigen System kaum die Kosten, aber diese sind nun nicht
mehr ganz so stark den Preisschwankungen, in den letzten Jahren aus-
schließlich nach oben, ausgesetzt. Aber auch die neue „Abgabe“ wird
dem Preisindex angepasst.
Hier ein paar Preisvergleiche:
Eigentumswohnungen Eigenheime
kr/qm
Durchschnittspreis
kr/qm
Durchschnittspreis
Stockholms län 32248 2 001 000 29074 3 570 000
Schonen
mit Malmö 15 788 1 030 000 16 923 2 010 000
West Götaland
mit Göteborg 17 7058 1 200 000 15 678 1 850 000
Hallands län
mit Halmstad 14 378 1 050 000 16 421 2 050 000
Jämtlands län 14 705 960 000 8 966 1 000 000
Norrbottens län 7 321 500 000 7 361 500 000

In den 3
Großstädten:
Stockholm 41 839 2 500 000 38 076 4 200 000
Göteborg 22 835 1 500 000 25 079 3 130 000
Malmö 17 005 1 200 000 26 409 3 400 000

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