Tải bản đầy đủ (.pdf) (40 trang)

Oberösterreichische Landesmuseen Linz-Austria Vol ASTRO-2010-0001-0040

Bạn đang xem bản rút gọn của tài liệu. Xem và tải ngay bản đầy đủ của tài liệu tại đây (1.04 MB, 40 trang )

© Oberösterreichische Landesmuseen Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at

Von der Beobachtung der Planeten zur Theorie der Planetenbewegung
Eine wichtige Aufgabe der Astronomie in Antike und Mittelalter war die Vorausberechnung astronomischer Ereignisse. Hierfür wurden insbesondere ab dem 11. Jahrhundert vermehrt Beobachtungen
durchgeführt und daraus Planetentafeln erstellt. Diese Tafeln beruhten jedoch auf der antiken Vorstellung von der Erde im Mittelpunkt unseres Planetensystems und waren ungenau. Erst mit Beginn
der Neuzeit konnte sich das von Nikolaus Kopernikus weiterentwickelte Weltbild durchsetzen, in
dem die Sonne das Zentrum bildet und von den Planeten umkreist wird. Johannes Kepler verbesserte das kopernikanische Weltbild durch die Formulierung seiner drei Planetengesetze. Neben Kepler,
der von 1612 bis 1626 in Linz tätig war, zählen Johannes von Gmunden, Georg Aunpekh von Peuerbach und Placidus Fixlmillner zu den wichtigsten Vertretern der oberösterreichischen Astronomie.

1


© Oberösterreichische Landesmuseen Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at

Johannes von Gmunden
Das Weltbild in der Antike und im
Mittelalter
Bereits in der Antike waren die mit freiem Auge sichtbaren Planeten Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn
bekannt. Sie bildeten mit Sonne, Erde und Mond das
Planetensystem, das von der Fixsternsphäre begrenzt
wurde. Nach antiker Vorstellung bewegen sich Sonne,
Mond und Planeten auf Kreisbahnen um die Erde (geozentrisch). Zur Erklärung der tatsächlich beobachteten
Bahnen schrieb man den Planeten darüber hinaus noch
weitere kreisförmige Bewegungen (Epizykel) zu. Die bedeutendsten Vertreter des geozentrischen Weltbildes waren Aristoteles und Ptolemäus. Daneben gab es bereits
Ansätze zu einem heliozentrischen Weltbild, in dem die
Planeten die Sonne umkreisen. Diese Vorstellung konnte
sich jedoch vorerst nicht durchsetzen.
Das geozentrische Weltbild wurde während des Mittelalters verbessert, um möglichst genaue Planetentafeln
zur Berechnung astronomischer Ereignisse herstellen zu
können.


2

Johannes von Gmunden (vor 1385 - 1442)
Johannes von Gmunden stammte vermutlich aus der angesehenen österreichischen Familie Krafft. Er schloss
1406 sein Studium an der Wiener Universität ab und hielt
danach Vorlesungen über mathematische und astronomische Themen. Während seines zweimaligen Dekanats
an der philosophischen Fakultät musste er bei Auseinandersetzungen zwischen den Wiener Bürgern und Studenten vermitteln. Nach einem Theologiestudium trat er
dem Orden der Augustiner Chorherren bei. Gemeinsam
mit Georg von Peuerbach und Johannes Müller von Königsberg, genannt Regiomontan, gilt er als Begründer der
Ersten Wiener astronomisch-mathematischen Schule.


© Oberösterreichische Landesmuseen Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at

Johannes von Gmunden

Manuskriptseiten, Handschrift
Wien, 1428
OÖ. Landesmuseen, Bibliothek
Reproduktion
Die Abbildung aus der Handschriftensammlung Collectanea astronomica
zeigt eine Armillarsphäre. Bis zur Erfindung des Fernrohres war dieses Gerät
eines der wichtigsten Beobachtungsinstrumente in der Astronomie. Es diente zur Bestimmung der Positionen von Gestirnen sowie zur Darstellung der
Planetenbewegung. Ein vereinfachtes Instrument wurde um 1434 in Wien von
den Schülern des Johannes von Gmunden verwendet.

Johannes von Gmunden

Flugblatt gegen die Astrologie, Handschrift
1432

Stiftsbibliothek St. Florian
Reproduktion
Bis zum Ende des Mittelalters lehnten die Gelehrten an der Wiener Universität die Astrologie ab. Diese Haltung vertrat auch Johannes von Gmunden. In
einer 1432 von ihm auf Deutsch verfassten Schrift klagte er einen Jakob von
Erfurt an, das Volk mit astrologischen Vorhersagen zu täuschen.
Ich, Meister Hans von Gmund, tue kund, wie ein Geschäft hier in dem Land und auch
in anderen Ländern vermehrt ist und ist gedichtet von einem, der sich nennt Meister
Jakobus von Ertfurt, und derselbigen Schrift ist nicht zu glauben, weil sie nichts mit
der Wahrheit [zu tun] hat [...] er schreibt, dass die Eklipse [Sonnenfinsternis, Anm.],
die doch nicht geschehen wird, große Vergießung des Bluts bedeutet. Auch werden
große Kriege im Aufgang der Sonne [Osten, Anm.] und Untergang der Sonne [Westen, Anm.] und große Kälte und Schnee und Tödlichkeiten [tödliche Krankheiten,
Anm.] der ganzen Welt [und] Teilungen von Reichen [folgen] und in den Fürsten
wird keine Wahrheit zu finden sein [und] der Kaiser stirbt. [...] Was aber Gott will
verhängen in den oben beschriebenen Dingen, das hat er ihm nicht kundgetan. Er
hat es auch nicht aus der Kunst [Wissenschaft, Anm.], es ist auch nicht ersichtlich,
dass die vorige Schrift ausgeht von einem Gelehrten und Weisen, sondern, dass [er]
die in einer Narrenweise oder zu einer Betrügnis des Volks gedichtet hat.
Geschrieben zu Wien des andern [zweiten, Anm.] Tags des Augusts im Jahre
1432.

3


© Oberösterreichische Landesmuseen Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at

Andreas Cellarius

Harmonia Macrocosmica – geozentrische Planetensphären
Amsterdam, 1661
Institut für Astronomie der Universität Wien

Reproduktion
In diesem handkolorierten Kupferstich ist das ptolemäische (geozentrische)
Weltbild zu sehen, wie es Cellarius in seinem Himmelsatlas kunstvoll darstellt. In der linken unteren Ecke befindet sich eine zweidimensionale Ansicht. Rechts unten ist das Planetensystem von Tycho Brahe abgebildet.
Nach Brahes Vorstellung wird die Erde von Sonne und Mond umkreist. Alle
anderen Himmelskörper bewegen sich hingegen um die Sonne.

Johannes de Sacrobosco (um 1195 - 1256)

De sphaera mundi
um 1230

Institut für Astronomie der Universität Wien
Reproduktion
Dieses Werk war bis ins 15. Jahrhundert das Standardlehrbuch zur Einführung
in die Astronomie. Auch Johannes von Gmunden verwendete es als Grundlage für seine Vorlesungen. Die in der deutschen Übersetzung von 1519 enthaltene Abbildung Von der rundt des wassers illustriert die Kugelgestalt der
Erde: Der Matrose auf dem sich nähernden Schiff sieht von einem am Ufer
stehenden Baum zuerst dessen Krone.

Peter Apian

Astronomicum Caesareum – Venusvolvelle
Ingolstadt, 1540
Institut für Astronomie der Universität Wien
Reproduktion
Als eines der prachtvollsten Werke zum geozentrischen Weltbild gilt das Astronomicum Caesareum. Es diente unter anderem zur Vorhersage und Illustration astronomischer Ereignisse. Dafür entwarf Apian 21 drehbare Scheiben. Nach Einstellung der erforderlichen Werte konnte das Ergebnis direkt
oder mit Hilfe von Fäden abgelesen werden.
Die Abbildung zeigt eine solche Vorrichtung zur Ermittlung der Venusposition.

4



© Oberösterreichische Landesmuseen Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at

Johannes von Gmunden

Collectanea astronomica, Handschrift
Wien, 1428
OÖ. Landesmuseen, Bibliothek
Reproduktion
Die um 1428 entstandene Sammlung enthält 19 Handschriften über Astronomie und Mathematik, darunter sieben des Johannes von Gmunden. In der
Abbildung ist die Himmelssphäre dargestellt. Eingezeichnet sind die Wendekreise des Krebses und des Steinbocks (circulus cancri / capricorni), die
Polarkreise (circulus articus / antarticus), der Äquator (equatorialis), die Ekliptik mit den Tierkreiszeichen und die Himmelspole.

Geozentrische Armillarsphäre
Anonym, ohne Titel, ohne Ort
18. Jh.
Messing, Holz, Ø 26 cm
OÖ. Landesmuseen, Inv. Nr. T 1974/0108, Dauerleihgabe des Linzer Jesuitengymnasiums
Das hier gezeigte Instrument weist einige Besonderheiten auf: Die Erde im
Zentrum ist durch die Markierung von Äquator, die Wende- und Polarkreise
eindeutig identifizierbar. An der Achse und den Polarkreisen ist das in der
Astronomie (und auch Astrologie) gebräuchliche „ekliptische System“ starr
montiert. Am oberen Ende der Himmelsachse ist ein Zeiger angebracht. Dieser gibt auf dem am äußersten Meridianring aufsitzenden Stundenring die
Himmelszeit an.

5


© Oberösterreichische Landesmuseen Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at


Georg Aunpekh von Peuerbach
Neue Denkansätze im Spätmittelalter
Gegen Ende des Mittelalters begannen die Gelehrten,
die antiken Lehren, nach denen die Erde unbeweglich
im Mittelpunkt der Welt ruht, anzuzweifeln. Dies bildete
die Voraussetzung zu wichtigen Fortschritten in der Astronomie. Auf philosophischer Ebene wurden Probleme
des geozentrischen Weltbildes diskutiert und Lösungen
vorgeschlagen. So wurde der Erde eine Rotation um die
eigene Achse zugestanden, um die tägliche Drehung des
Fixsternhimmels erklären zu können. Auch die zentrale
Stellung der Erde im Weltall wurde in Frage gestellt: Mit
der Sonne im Mittelpunkt ließen sich viele Erscheinungen des Sternenhimmels leichter erklären. Die Kirche ließ
die Vorstellung einer aus dem Zentrum gerückten Erde
jedoch nicht zu und hielt weiterhin am geozentrischen
Weltbild fest.

6

Georg Aunpekh von Peuerbach
(1423 – 1461)
Georg von Peuerbach begann sein Studium 1446 in Wien
und hielt ab 1457 Vorlesungen an der dortigen Universität. Im Zuge seiner Italienreise (1448 – 1451) unterrichtete
er auch in Padua. 1457 wurde Georg von Peuerbach Hofmathematiker von Friedrich III.
Sein bedeutendstes wissenschaftliches Werk sind die
Theoricae novae planetarum. Sie wurden von seinem
Schüler Johannes Müller von Königsberg, genannt Regiomontan, posthum herausgegeben. Georg von Peuerbach
starb 1461 in Wien und wurde in Anerkennung seiner
Leistungen im Apostelchor des Stephansdomes beigesetzt.



© Oberösterreichische Landesmuseen Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at

Georg Aunpekh von Peuerbach

Theoricae novae planetarum – Titelseite
Nürnberg, ca. 1473
Institut für Astronomie der Universität Wien
Reproduktion
Das bedeutendste Werk Georg von Peuerbachs enthält die zu seiner Zeit
geläufigen Theorien zum geozentrischen Weltbild. Nach damaliger Vorstellung bewegten sich alle Himmelskörper in einem materiegefüllten Raum auf
durchsichtigen Sphären um die Erde.
Das Werk entwickelte sich zum wissenschaftlichen Bestseller der Renaissance und verdrängte die bisher üblichen Lehrbücher. Auch Kopernikus und
Kepler verwendeten es für ihre Studien.

Georg Aunpekh von Peuerbach

Theoricae novae planetarum – ovale Epizykelbahn des Merkur
Wittenberg, 1542
Institut für Astronomie der Universität Wien
Reproduktion
Diese von Erasmus Reinhold herausgegebene Auflage der „Planetentheorie“ enthält bereits eine Abhandlung zum kopernikanischen Weltsystem. Die
Darstellung der Epizykelbahn des Merkur (blaue Kreisflächen) zeigt eine Besonderheit: Der Mittelpunkt des Epizykelkreises bewegt sich nicht auf einer
kreisförmigen, sondern auf einer ovalen Bahn (rote Linie).
Auch Kepler besaß eine Ausgabe dieser Version für seine Studien.

Astrolabium
Elias van Lennep
1690
Messing
OÖ. Landesmuseen, Inv. Nr. Ph 039, 2009 Restaurierung (Mag. Elisabeth Krebs/Wien)

Das Instrument gleicht einer beweglichen Sternkarte mit einer Visiereinrichtung
an der Rückseite. Es diente hauptsächlich zur Zeit- und Ortsbestimmung.
In einer kreisrunden Grundplatte mit erhöhtem Rand liegen drei auswechselbare Scheiben. In diese sind Kurvennetze astronomischer Hilfslinien für
verschiedene Breiten eingraviert. In der darüber liegenden durchbrochenen
und drehbaren Scheibe markieren die Spitzen kleiner Flämmchen 49 Sternpositionen; der exzentrische Ring stellt den Tierkreisgürtel dar.

7


© Oberösterreichische Landesmuseen Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at

Drehbare Sternkarte
Alwin Klippel
Dortmund/Frankfurt am Main um 1900
OÖ. Landesmuseen, Inv. Nr. T 1974/0012
2009 Restaurierung (Mag. Doris Müller-Hess/Wien)
Die einfachste Variante besteht aus einem Grundblatt, das Sternbilder mit
den wichtigsten Sternen (ohne Planeten) und wichtigen Orientierungslinien
zeigt, und einem drehbaren Deckblatt mit ovaler Öffnung. Die Peripherie des
Deckblattes entspricht dem Horizont des Beobachtungsortes. Sein Zentrum
liegt bei 50° nördlicher Breite. Durch die Öffnung erkennt man einen Ausschnitt des Sternenhimmels. Er zeigt, bei entsprechender Einstellung des
Gerätes, die gerade sichtbaren Konfigurationen.

Horizontalsonnenuhr
um 1500
Marmor
OÖ. Landesmuseen, Inv. Nr. T 1992/0007
2009 Restaurierung (Mag. Elisabeth Krebs/Wien)
In die Marmorplatte ist das Zifferblatt einer Horizontaluhr für 49 Grad geografischer Breite mit gotischen Ziffern eingemeißelt. Schattengeber ergänzt.
Dieses Objekt ist das älteste Stück der technikgeschichtlichen Sammlung.


Büchsensonnenuhr
U. Schniep
1578
Bronze vergoldet, versilbert
OÖ. Landesmuseen, Inv. Nr. T 1964/0140
Im Inneren der Büchse befindet sich um den Kompass das Zifferblatt einer
Horizontaluhr für 49 Grad Breite. Der aufklappbare Polfadenhalter ist mit einem Lotsenkel versehen.
Im Inneren des Deckels erkennt man Teile einer Mondvolvelle (Drehscheibe)
und die Signatur. An seiner Außenseite sind die Tageslängen und die Tage
der Tierkreiswechsel eingraviert.

8


© Oberösterreichische Landesmuseen Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at

Klappsonnenuhr
H. Tucher
Nürnberg, 1580
Elfenbein
OÖ. Landesmuseen, Inv. Nr. T 1964/0150
Im Inneren befindet sich ein Zifferblatt einer Vertikaluhr und einer Uhr für die
Tageslängen mit einem waagrechten Metallstift als Schattengeber, dazwischen ein Verzeichnis von Länder- und Städtenamen samt Breitenangaben.
Um den Kompass ist das Zifferblatt einer Horizontaluhr für die deutschen
und die Nürnberger Stunden eingraviert. An der Außenseite ist eine Monduhr
angebracht.

Immatrikulation des Georg Aunpekh von Peuerbach
1446

Archiv der Universität Wien
Reproduktion
Über Georgs frühere Ausbildung ist nicht viel bekannt, er besuchte vermutlich eine Pfarr- oder Klosterschule. Mit 22 Jahren immatrikulierte er an der
Wiener Universität und übernahm 1457 nach vollendetem Studium unter anderem astronomische Vorlesungen. Er wurde dafür regelmäßig besoldet und
war der erste Professor an der Wiener Universität, der nicht dem geistlichen
Stand angehörte.

9


© Oberösterreichische Landesmuseen Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at

Johannes Kepler

10

Die kopernikanische Wende

Johannes Kepler (1571 – 1630)

Im 15. Jahrhundert suchten viele Gelehrte nach einer Lösung für die offenen Fragen der Astronomie ihrer Zeit.
Nikolaus Kopernikus entwickelte – basierend auf antiken
Ideen sowie Anregungen aus Philosophie, Theologie und
Astronomie – ein heliozentrisches Weltbild. Wie im Geozentrismus bewegten sich auch in seinem System die
Planeten auf Kreisbahnen und Epizykeln (kreisförmige Bewegungen, deren Mittelpunkte sich wiederum auf
Kreisbahnen bewegen). Im Unterschied zu anderen Gelehrten betrachtete er das heliozentrische System jedoch
nicht nur als gedankliches Hilfsmittel, sondern als physikalische Wirklichkeit.
Die nach Kopernikus berechneten Planetenbahnen waren
allerdings nicht genauer als die geozentrisch ermittelten
Daten. Erst Johannes Kepler konnte dieses Problem lösen. Er gab das seit der Antike vorausgesetzte göttliche

Prinzip der Kreisbewegung auf und nahm elliptische Bahnen ohne Epizykel an. So konnten erstmals korrekte Vorhersagen gewonnen werden.

Nach seinem Studium in Tübingen kam Kepler 1594 nach
Graz, wo er seine astronomische Forschung begann. 1600
ging er als Assistent von Tycho Brahe nach Prag und wurde nach dessen Tod kaiserlicher Hofmathematiker. 1612
nahm Kepler eine Stelle als Mathematiklehrer an der
Landschaftsschule in Linz an. Hier erschienen neben der
Weltharmonik einige Bände der Epitome Astronomiae
Copernicanae, des ersten Lehrbuchs des heliozentrischen Weltbildes. Der Druck der Rudolphinischen Tafeln
verzögerte sich jedoch und erfolgte erst in Ulm, wohin
Kepler 1626 wegen der Protestantenverfolgung flüchtete.


© Oberösterreichische Landesmuseen Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at

Johannes Kepler

Harmonices Mundi – 3. Gesetz
Linz, 1619
Stiftsbibliothek Kremsmünster
Reproduktion
Auf der Suche nach Harmonien im Planetensystem versuchte Kepler durch
verschiedene Rechenoperationen Zusammenhänge zwischen der Länge der
großen Bahnachsen und den Umlaufzeiten herzustellen. Der Vergleich der
Zahlenreihen führte ihn zum dritten Gesetz:
Allein es ist ganz sicher und stimmt vollkommen, daß die Proportion, die
zwischen den Umlaufszeiten irgend zweier Planeten besteht, genau das Anderthalbe der Proportion der mittleren Abstände, d. h. der Bahnen selber,
ist, wobei man jedoch beachten muß, daß das arithmetische Mittel zwischen
den beiden Durchmessern der Bahnellipse etwas kleiner ist als der längere
Durchmesser.


Johannes Kepler
Harmonices Mundi – Buch 5, Kap. 3
Linz, 1619
Stiftsbibliothek Kremsmünster
Reproduktion
„Achtens. Bisher haben wir von den verschiedenen Wegzeiten oder Bögen eines und
desselben Planeten gesprochen. Nun müssen wir die Beziehung zwischen den Bewegungen je zweier Planeten untersuchen. Hiebei ist die Definition der Begriffe, die wir
später brauchen, zu vermerken. Als „nächste Apsiden“ zweier Planeten werden wir
das Perihel des oberen und das Aphel des unteren bezeichnen, wobei es nichts ausmacht, wenn beide nicht in derselben Weltrichtung, sondern in verschiedenen, sogar
entgegengesetzten Richtungen liegen. Unter extremen Bewegungen verstehen wir
die langsamste und die schnellste des ganzen Planetenumlaufs. Konvergente extreme
oder einander zugekehrte Bewegungen sind solche, die in den entgegengesetzten Apsiden, d. h. im Aphel des oberen und im Perihel des unteren Planeten stattfinden. Hier
muß nun wiederum eine Frage aus meinem Mysterium Cosmographicum erledigt und
eingeschaltet werden, die ich vor 22 Jahren offen ließ, weil die Sache noch nicht klar
war. Nachdem ich in unablässiger Arbeit einer sehr langen Zeit die wahren Intervalle
der Bahnen mit Hilfe der Beobachtungen Brahes ermittelt hatte, zeigte sich mir endlich,
endlich die wahre Proportion der Umlaufszeiten in ihrer Beziehung zu der Proportion
der Bahnen:
„ - - spät zwar schaute sie nach dem Erschlafften,
Doch sie schaute nach ihm und lange hernach kam sie selber.“

11


© Oberösterreichische Landesmuseen Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at

Am 8. März dieses Jahres 1618, wenn man die genauen Zeitangaben wünscht, ist sie
in meinem Kopf aufgetaucht. Ich hatte aber keine glückliche Hand, als ich sie der Rechnung unterzog, und verwarf sie als falsch. Schließlich kam sie am 15. Mai wieder und
besiegte in einem neuen Anlauf die Finsternis meines Geistes, wobei sich zwischen

meiner siebzehnjährigen Arbeit an den Tychonischen Beobachtungen und meiner
gegenwärtigen Überlegung eine so treffliche Übereinstimmung ergab, daß ich zuerst
glaube, ich hätte geträumt und das Gesuchte in den Beweisunterlagen vorausgesetzt.
Allein es ist ganz sicher und stimmt vollkommen, daß die Proportion, die zwischen den
Umlaufszeiten irgend zweier Planeten besteht, genau das Anderthalbe der Proportion
der mittleren Abstände, d. h. der Bahnen selber, ist, wobei man jedoch beachten muß,
daß das arithmetische Mittel zwischen den beiden Durchmessern der Bahnellipse etwas kleiner ist als der längere Durchmesser. Wenn man also von der Umlaufszeit z. B.
der Erde, die ein Jahr beträgt, und von der Umlauszeit des Saturn, die 30 Jahre beträgt,
den dritten Teil der Proportion, d. h. die Kubikwurzeln nimmt und von dieser Proportion
das Doppelte bildet, indem man jene Wurzeln ins Quadrat erhebt, so erhält man in den
sich ergebenden Zahlen die vollkommen richtige Proportion der mittleren Abstände
der Erde und des Saturn von der Sonne. Denn die Kubikwurzel aus 1 ist 1, das Quadrat
hievon 1. Die Kubikwurzel aus 30 ist etwas größer als 3, das Quadrat hievon also etwas
größer als 9. Und Saturn ist in seinem mittleren Abstand von der Sonne ein wenig
höher als das Neunfache des mittleren Abstandes der Erde von der Sonne. Wir erden
unten im 9. Kapitel diesen Satz brauchen bei dem Nachweis der Exzentrizitäten.“
(deutsche Übersetzung aus: Johannes Kepler, Weltharmonik, München 1990
(5. Aufl.), übers. u. eingel. v. Max Caspar S. 291)

12


© Oberösterreichische Landesmuseen Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at

Johannes Kepler

Harmonices Mundi – Buch 5, Schlusssatz
Linz, 1619
Stiftsbibliothek Kremsmünster
Reproduktion

Im Schlusssatz seiner Weltharmonik schreibt Kepler über die Fertigstellung
seiner Arbeit in Linz:
Dieses Werk wurde am 17./27. Mai des Jahres 1618 vollendet. Das V. Buch aber
wurde (während der Druck voranschritt) bis zum 9./19. Februar 1619 noch einmal
überprüft.
In Linz, der Hauptstadt von Österreich ob der Enns.

Johannes Kepler

Harmonices Mundi – Titelseite
Linz, 1619
Stiftsbibliothek Kremsmünster
Reproduktion
Kepler war bestrebt, Größe, Zahl und Bewegung der Planeten miteinander
in Verbindung zu bringen und deren Ursache zu entdecken. Nach seiner Vorstellung gibt es eine von Gott geschaffene musikalische Harmonie im Sonnensystem. Dieses harmonische Gesetz, auf dem die Planetenbewegungen
seiner Ansicht nach beruhten, versuchte er, auf geometrische Zahlenverhältnisse zurückzuführen.

Marsglobus
Greaves & Thomas
London, um 2005
Globe of Mars, 1: 22,25 Mio. (= 13 inch), Ø 30,5 cm
Beleuchtbare Kunststoffkugel, Kartenbild: US Geological Survey
OÖ. Landesmuseen, Inv. Nr. T 2008/0312a
Die Grundlagen stammen vom NASA „Viking Orbiter“ (1976-1980). Die Ebenen
sind beige, die Gebirgsformationen in Brauntönen, die nordpolare Eiskappe
ist weiß angelegt. An Hauptformationen erkennt man Einschlagskrater, riesige
Vulkane (z. B. „Olympus Mons“, ca. 25 km Höhe) und Canyons („Valles Marineris“ ca. 4000 km lang, bis 700 km breit und bis 7 km tief). Markiert sind überdies Landeplätze von Marssonden, zuletzt vom „Mars Pathfinder“ (1996).

13



© Oberösterreichische Landesmuseen Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at

Johannes Kepler

Astronomia nova – Titelseite
Heidelberg, 1609
Institut für Astronomie der Universität Wien
Reproduktion
Kepler sucht in seinem Werk als erster eine physikalische Begründung für
die Ursachen astronomischer Vorgänge am Himmel. Neben den mathematischen Beweisen legt er unterhaltsam die Entdeckungen und Fehlschläge dar.
Diese hatten ihn zur Entdeckung der elliptischen Planetenbahnen (1. Gesetz)
und der veränderlichen Geschwindigkeit eines Planeten auf seiner Bahn (2.
Gesetz) geführt.

Tabulae Rudolphinae
Kupferstich
1627
Frontispiz: Georg Keller (1568-1634)
Institut für Astronomie der Universität Wien
Reproduktion
Kaiser Rudolf II. erteilte 1600 Brahe und Kepler den Auftrag, neue, genauere
Tafeln der Planetenpositionen zu berechnen. Nach Brahes Tod stellte Kepler die Arbeit allein fertig. Das von ihm entworfene Frontispiz (Schmucktitel) zeigt in einem Tempel die Astronomen Hipparch, Kopernikus, Brahe und
Ptolemäus, darüber den Geld speienden kaiserlichen Adler. In den Reliefs
darunter sind Kepler, Brahes Insel Ven und eine Druckerei zu sehen.

Johannes Kepler

De stella nova – Sternkarte
Prag, 1606

Institut für Astronomie der Universität Wien
Reproduktion
Im Oktober 1604 erschien ein neuer, auffallend heller Stern im Sternbild des
Schlangenträgers, im Februar 1606 verschwand er wieder. Kepler veröffentlichte im selben Jahr eine Schrift über diesen Stern. Er war der erste, der
ein solches Ereignis astronomisch und physikalisch zu deuten versuchte. Wie
man heute weiß, handelte es sich um die Explosion eines vorher mit freiem
Auge nicht sichtbaren Sternes (Supernova).

14


© Oberösterreichische Landesmuseen Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at

Terrestrische Fernrohre
Leonardo Semitecolo
18. Jh.
OÖ. Landesmuseen, Inv. Nr. T 1944/0001 und T 1944/0002
Die Erfindung des Fernrohres liegt mehr als 400 Jahre zurück. Galileo Galilei
konstruierte im Jahre 1609 ein einfaches Fernrohr mit einer Sammellinse als
Objektiv und einer Zerstreuungslinse als Okular. Dieses Galilei‘sche Fernrohr
wurde von Johannes Kepler verbessert. Kepler ersetzte zunächst die Zerstreuungslinse durch eine Sammellinse. Auf diese Weise entstand das sogenannte
astronomische Fernrohr, das hochwertige, allerdings verkehrte Bilder lieferte.
Durch das Hinzufügen einer weiteren Sammellinse rückte Kepler den Blick
auf die Welt wieder zurecht: Das terrestrische Fernrohr war geboren.
Fernrohre dienten zunächst militärischen und wissenschaftlichen Zwecken. Bald
schon erfreuten sie sich auch in der Bevölkerung zunehmender Beliebtheit, und ein
reger Handel entwickelte sich. Bis weit ins 18. Jahrhundert hinein ähnelten Fernrohre
einander in Machart und Aussehen. Daher sind die einfach gebauten Instrumente aus
dieser Zeit oft schwierig zu datieren. Bekannt sind besonders die Fernrohre des Venezianers Leonardo Semitecolo, der preisgünstige Geräte in großer Zahl herstellte.
Für den einfachen Gebrauch waren terrestrische Fernrohre möglichst klein und

leicht. Die einzelnen Tuben, die man ineinanderschieben konnte, bestanden aus
Pappe und waren mit Pergament überzogen. Ringe aus Horn schützen die Enden
der Tuben. Die Fassungen der Linsen wurden aus Holz gefertigt. Je nach Ausführung
bestand der äußere Körper aus Leder und war mitunter reich verziert.

Johannes Kepler
Porträt
Linz, um 1620 (?)
OÖ. Landesmuseen, Inv. Nr. G 1333
Reproduktion
Von Johannes Kepler existieren zahlreiche Porträts, doch nur wenige davon
dürften der Wirklichkeit auch nahe kommen. Meist wurde Kepler als robuster
Mann dargestellt, wie es dem Idealbild entsprach. Das vorliegende, mehrfach
restaurierte Ölbild ähnelt sehr der Abbildung Keplers auf dem Frontispiz der
Rudolphinischen Tafeln. Auf beiden Darstellungen wirkt Kepler eher schlank
und feingliedrig.

15


© Oberösterreichische Landesmuseen Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at

Klappsonnenuhr
Meistermarke M. Karner
1685
Elfenbein, Messing
OÖ. Landesmuseen, Inv. Nr. T 1964/0149
An den Außenseiten der Uhr befinden sich eine Windrose bzw. eine Epaktentafel zur Berechnung des Osterdatums, und eine Monduhr (Drehscheibe
fehlt). Im Inneren ist eine Horizontaluhr mit Zifferblättern für fünf verschiedene Breiten und für die Stunden seit Sonnenauf- bzw. -untergang ebenso zu
finden, wie das vertikale Zifferblatt für die Temporalstunden und die Tageslängen, ergänzt durch Städtenamen mit Breitenangaben.


Horizontale Tischsonnenuhr
J. Engelbrecht
18. Jh.
Messing
OÖ. Landesmuseen, Inv. Nr. T 1964/0164
Auf der rechteckigen Messingplatte sind die geraden Stundenlinien und die
Hyperbeln der Datumslinien samt Tierkreiszeichen eingraviert. Das Poldreieck mit Lot ist umklappbar. An seiner Kante befindet sich eine kreisrunde
Ausnehmung, deren Schatten auf den Hyperbeln das Datum anzeigt.

16


© Oberösterreichische Landesmuseen Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at

17


© Oberösterreichische Landesmuseen Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at

Willem Jansz. Blaeu
Willem Jansz. Blaeu

Erdglobus
Amsterdam, 1602 (nach 1621)
Hanc Terrae Marisque Sphaeram ... D. D. Guilielmus Janssonius Blaeu.
Ø 23 cm
OÖ. Landesmuseen, Inv. Nr. T 1942/0595 (Verwahrgegenstand Schloss Lamberg, Steyr)
Der in Amsterdam tätige Willem Jansz. Blaeu (1571-1638) war einer der bedeutendsten Kartenmacher und Globenbauer der Barockzeit. Er fertigte ab 1598
Globenpaare mit Durchmessern zwischen 10 bis 68 cm an. Sein Sohn Joan und

dessen Nachfolger setzten die Produktion bis ins frühe 18. Jahrhundert fort.
Der Erdglobus weist die für die Navigation auf den Weltmeeren wichtigen
Loxodromen auf. Dies sind Linien, die die Breitengrade immer im gleichen
Winkel schneiden. Der Erdglobus gehört der 2. Ausgabe (nach 1621) an und
zeigt neu das Kap Hoorn, die Staaten Insel und andere mehr. Diese wurden
von Le Maire und Cornelis Schouten 1616 auf ihrer Suche nach einer neuen
Route nach Südostasien entdeckt.

18


© Oberösterreichische Landesmuseen Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at

Willem Jansz. Blaeu

Himmelsglobus
Amsterdam, 1602 (nach 1621)
Hunc Astriferum inerrantium stellarum ... D. D. Guilielmus Janssonius Blaeu.
Ø 23 cm
OÖ. Landesmuseen, Inv. Nr. T 1942/0599 (Verwahrgegenstand Schloss Lamberg, Steyr)
Blaeus Himmelsglobus von 1602 zeigt die herkömmlichen aus der Antike
überlieferten Sternbilder sowie „Coma Berenices“, „Antinous“ (beide nach
Mercator, 1551) und „Crux“ (Kreuz des Südens“ nach Andrea Corsali, 1516).
Darüber hinaus die neu vom Kosmographen Petrus Plancius (1552-1622) geschaffenen, südpolaren Konstellationen. Die Sternpositionen wurden für das
Jahr 1600 berechnet. Eine eingezeichnete „Nova“ (ein teilweise explodierender Stern) hatte Blaeu – ein Schüler Tycho Brahes – 1600 selbst entdeckt. Als
Zeichen der Wertschätzung des dänischen Astronomen ziert dessen Porträt
den Globus.

Willem Jansz. Blaeu


Gebrauchsanweisung für Globen
Amsterdam, 1634
Institut für Astronomie der Universität Wien
Reproduktion
lateinische Version: Institutio astronomica de usu globorum et sphaerarum
Caelestium ac terrestrium duabus partibus adornata. (Amsterdami, Willem
Janszoon Blaev), 1634 (lat. Erstausgabe; französisch 1642)
niederländische Version: Tweevoudigh onderwijs van de hemelsche en aerdsche globen (Amsterdam, 1634)
Joan Blaeu (1598-1673) beschrieb die beiden noch konkurrierenden Planetensysteme: das ptolemäische (geozentrische) und das kopernikanische (heliozentrische) sowie die Verwendungsmöglichkeiten seiner Globen. Im Vorwort
der lateinischen Übersetzung erläuterte der Amsterdamer Astronom Martin
Hortensius (Maarten van den Hove, 1605-1639) die Bedeutung von Demonstrationsmodellen für die Akzeptanz wissenschaftlicher Theorien, etwa von
Globen für Geographie und Astronomie.

19


© Oberösterreichische Landesmuseen Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at

Placidus Fixlmillner
Neben Johannes Kepler entwickelten auch andere Gelehrte Bewegungsgesetze auf Basis des heliozentrischen
Systems. Dies führte im 17. Jahrhundert zu ungenauen
Planetentafeln, da zur Berechnung die verschiedenen
Theorien vermischt wurden. Die Übertragung der Bewegung auf die Planeten wurde unterschiedlich erklärt.
Während Kepler die Planetenbewegung auf eine von der
Sonne ausgehende magnetische Kraft zurückführte, ging
Isaac Newton von einer neuen Kraft aus – der Schwerkraft. Diese sogenannte Gravitationstheorie ermöglichte
es Newton, die physikalische Richtigkeit der Keplerschen
Gesetze zu beweisen.
Erst im 18. Jahrhundert ergab sich wieder eine wesentliche Erweiterung des Planetensystems: 1781 entdeckte
Wilhelm (William) Herschel den Planeten Uranus und ergänzte die seit der Antike bekannte Reihe der Planeten.

Placidus Fixlmillner gelang es als einem der ersten, die
Bahnelemente des Uranus zu berechnen.

20

Placidus Fixlmillner (1721 – 1791)
Josef Fixlmillner trat 1737 unter dem Namen Placidus
in den Benediktinerorden ein. Den Großteil seiner Ausbildung erhielt er im Stift Kremsmünster, 1762 wurde
ihm die Leitung der dortigen Sternwarte übertragen. Er
schaffte neue Instrumente an, die teilweise nach seinen
Konstruktionsplänen von einheimischen Künstlern gebaut wurden. Fixlmillner berechnete unter anderem die
Bahn des 1781 von Wilhelm (William) Herschel entdeckten Planeten Uranus.
Aufgrund der Bemühungen Fixlmillners wurde die Sternwarte des Stifts Kremsmünster zu einem der Wiener Universitätssternwarte ebenbürtigen Institut.


© Oberösterreichische Landesmuseen Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at

Kalkmergelplatte mit Aquarell der Sternwarte Kremsmünster
Oberösterreich, um 1770
OÖ. Landesmuseen, Inv. Nr. T 1982/0007
1748-59 entstand im Hofgarten des Stiftes Kremsmünster der mathematische
Turm, ein frühes Universalmuseum und zugleich das erste Hochhaus Österreichs. Er enthielt im 2. Stock die Naturalia, also die Naturkunde, darüber
die Scientifica, die naturwissenschaftlichen Instrumente, dann die Artefacta,
also eine Kunstsammlung und schließlich die Türkenkammer. Den Abschluss
bildeten das Observatorium und eine Kapelle.

Spiegelteleskope nach Gregory
18. Jh.
Messing, Tubus mit Papierüberzug (T 1974/0104 und T 1974/0105) sowie Messing, Tubus
aus geschliffener Haifischhaut (T 1974/0106), letzteres signiert Thomas Ribright ( = 1781)

OÖ. Landesmuseen, Inv. Nr. T1974/0104, T 1974/0105 und T 1974/0106
Tritt Licht durch eine optische Linse, so werden seine einzelnen Komponenten – sprich die verschiedenen Farben – unterschiedlich stark gebrochen.
Diese Tatsache setzte der Herstellung exakter Linsenfernrohre lange Zeit
Grenzen. Die Bilder waren unscharf und wie von einem hellen Schleier überzogen. Isaac Newton (1642-1727) löste das Problem, indem er statt der Linsen
Hohlspiegel verwendete. Die so entstandenen Spiegelteleskope prägen die
astronomische Forschung bis heute.
Spiegelteleskope sind frei von Farbfehlern. Sie konnten zudem deutlich kürzer und
dadurch handlicher gebaut werden als Linsenfernrohre. Da die Spiegel zunächst
jedoch aus poliertem Metall bestanden, hatten sie eine markante Schwäche: Sie
wurden rasch stumpf und verloren ihre guten Reflexionseigenschaften. Dies änderte
sich, als Justus Liebig (1803-1873) schließlich ein Verfahren zur Herstellung von Silberspiegeln entwickelte. Seither werden bei der Beobachtung von Himmelskörpern
vorwiegend Spiegelteleskope eingesetzt.
James Gregory (1738-1675) leistete durch seine Experimente einen bedeutenden
Beitrag zur Herstellung von Spiegelteleskopen. In den von ihm entworfenen Geräten
wird das einfallende Licht am Ende des Fernrohres von einem parabolisch geformten
Hohlspiegel zurückgeworfen. Es trifft auf einen zweiten, kleineren Hohlspiegel, der
elliptisch gebaut ist. Von dort wird es ins Okular gespiegelt.

21


© Oberösterreichische Landesmuseen Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at

Gerard Valk

Erdglobus
Amsterdam, 1707
Cosmotheore, Caelesti nostro Globo [etc.]
Ø 39
OÖ. Landesmuseen, Inv. Nr. T 1976/0008

Neben der hochbarocken Ausführung zeigt das Kartenbild schon erste Anzeichen der von der Aufklärung geforderten Sachlichkeit. Es finden sich neue
Erkenntnisse der Ostindien-Reisen, etwa die erste 1700 von William Dampier
nordöstlich von Neuguinea entdeckte Insel „Nova Britannia“ (New Britain).
Aber auch Fehlinterpretationen, z. B. die riesige „Terra incognita sive Terra
Esoni“ von Nordjapan bis zur „Straße von Anian“ – der Vorläuferin der Beringstraße – und der Insel(!) „California“ sind abgebildet. Von „Hollandia Nova“
(Australien) war erst die westliche Hälfte bekannt. Der fiktive Australkontinent hingegen fehlt.

Gerard Valk

Himmelsglobus
Amsterdam, 1711
Uranographia. Coelum omne hic complectens [etc.]
Ø 39 cm
OÖ. Landesmuseen, Inv. Nr. T. 1976/0007
Die astronomische Grundlage für diesen Himmelsglobus bildete das Prodromus astronomiae (Danzig, 1690) des hervorragenden Danziger Astronomen Johannes Hevelius (Hevelke, 1611-1687). Die von ihm neu geschaffenen
Sternbilder, wie „Scutum Sobieski“ („Schild des Sobieski“), „Vulpecula cum
ansere“ („Fuchs mit Gans“) und „Leo minor“ („Kleiner Löwe“) und andere
sind darauf abgebildet. Die Sternpositionen sind für das Jahr 1700 berechnet. Valks Sohn, Leonhard (1675-1755), gab den Globus unverändert bis 1750
heraus. Im Verlag Valk erschien 1708 der von Andreas Cellarius konzipierte
prächtige Himmelsatlas „Harmonia Macrocosmica“.

22


© Oberösterreichische Landesmuseen Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at

Placidus Fixlmillner
Portrait
Stift Kremsmünster
Reproduktion

Fixlmillner hält in der rechten Hand eine Mondkarte, mit der linken weist
er auf einen großen Krater. Im Hintergrund ist ein Linsenfernrohr des englischen Instrumentenbauers John Dollond zu sehen. Diese Fernrohre erfreuten
sich damals großer Beliebtheit, da sie eine farblich fehlerfreie Abbildung ermöglichten.

Placidus Fixlmillner

Acta Astronomica Cremifanensia – Titelseite
Steyr, 1791
Stiftsbibliothek Kremsmünster
Reproduktion
Fixlmillners Spätwerk stellt im ersten Teil eine Zusammenfassung verschiedener, in Kremsmünster durchgeführter Sonnen- und Planetenbeobachtungen dar. Der zweite Teil beinhaltet Übungsbeispiele zu unterschiedlichen astronomischen Problemstellungen.
Auf der Titelseite ist das Innere des Mathematischen Turms mit mehreren astronomischen Instrumenten – darunter zwei Mauerquadranten – abgebildet.

Placidus Fixlmillner

Meridianus speculae astronomiae Cremifanensis – Titelseite
Steyr, 1765
Stiftsbibliothek Kremsmünster
Reproduktion
In seiner ersten Publikation führt Fixlmillner eine genaue Ortsbestimmung
des Stifts Kremsmünster anlässlich der partiellen Sonnenfinsternis vom
1. April 1764 durch. Der Kupferstich auf der Titelseite zeigt Sonne und
Neumond kurz vor diesem astronomischen Ereignis über dem stilisiert
dargestellten Observatorium.
Die Arbeit entwickelte sich zu einem der ersten Standardwerke der erdvermessenden (geodätischen) Astronomie.

23


© Oberösterreichische Landesmuseen Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at


Astronomie im 19. Jahrhundert
Astronomische Geräte vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart
Neuartige Beobachtungsinstrumente und -methoden bewirkten eine rasche,
weitere Erforschung von Erdoberfläche und Sternenhimmel. Ihr wiederum
folgten moderne Konzeptionen bei der Anfertigung von Globen und artverwandten Instrumenten: Sie wurden allmählich – ohne ihre zuvor übliche
künstlerische Ausgestaltung – zu nüchternen, wissenschaftlichen Demonstrationsgeräten. Vermehrt entstanden – insbesondere seit Beginn der Weltraumfahrt – Mond- und Planetengloben. Im Sinne der Popularisierung der
Wissenschaften kamen für den Schulunterricht und für „Hobby-Astronomen“
billige, einfach zu handhabende Geräte auf, etwa „bewegliche Sternkarten“
aus Pappe, als Ersatz für die komplexen Astrolabien.

24


© Oberösterreichische Landesmuseen Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at

Tranquillo Mollo

Himmelsglobus
Wien, 1825
Neuer Himmels-Globus nach den besten astronomischen Hülfsquellen bearbeitet...2. Auflage
Ø 20 cm
OÖ. Landesmuseen, Inv. Nr. T 1942/0289
Der als Gegenstück zum Erdglobus gedachte Himmelsglobus erschien 1825,
wurde aber auch noch für dessen 2. Auflage (1827?) verwendet. Wiedergegeben sind neben den althergebrachten Sternbildern von Ptolemäus, Petrus
Plancius, Edmond Halley und Johann Hevelius, auch neuere, wie etwa jene
der Franzosen Lacaille und Lalande, ja sogar eines, „Herschels Teleskop“, des
berühmten Wiener Astronomen Maximilian Hell, S. J. (1720-1792).

Tranquillo Mollo


Erdglobus
Wien, 1826

Neuer Erd-Globus nach den besten astronomischen Hülfsquellen bearbeitet... 2. Aufl.
Ø 20 cm
OÖ. Landesmuseen, Inv. Nr. T 1942/0288
Der aus dem Tessin stammende Wiener Kartenverleger Tranquillo Mollo (17671837) fertigte ab 1824 auch Globen an. Als Vorlagen dienten ihm Erzeugnisse
des Weimarer Geographischen Instituts. Mollos Erdglobus entsprach nicht
dem allerletzten Wissensstand, wenn auch z. B. in der kanadischen Arktis
schon Entdeckungen aus den Jahren 1818/19 eingetragen erscheinen. Wie zu
jener Zeit üblich, sind Cooks Reisen markiert; sogar dabei gesichtete Eisberge scheinen auf.

25


×