VIETNAM NATIONALUNIVERSITÄT, HANOI
HOCHSCHULE FÜR SPRACHEN UND INTERNATIONALE STUDIEN
ABTEILUNG FÜR POSTGRADUIERTE AUSBILDUNG
****************************
HOÀNG THU PHƯƠNG
STRATEGIEN BEIM ÜBERSETZEN
FINANZWIRTSCHAFTLICHER FACHAUSDRÜCKE VOM
DEUTSCHEN INS VIETNAMESISCHE EINE EMPIRISCHE UNTERSUCHUNG
THỦ PHÁP DỊCH THUẬT NGỮ TÀI CHÍNH
TỪ TIẾNG ĐỨC SANG TIẾNG VIỆT
MASTERARBEIT
Studiengang: Deutsche Linguistik
Studiengangsnummer: 60220205
HANOI – 2017
VIETNAM NATIONALUNIVERSITÄT, HANOI
HOCHSCHULE FÜR SPRACHEN UND INTERNATIONALE STUDIEN
ABTEILUNG FÜR POSTGRADUIERTE AUSBILDUNG
****************************
HOÀNG THU PHƯƠNG
STRATEGIEN BEIM ÜBERSETZEN
FINANZWIRTSCHAFTLICHER FACHAUSDRÜCKE VOM
DEUTSCHEN INS VIETNAMESISCHE EINE EMPIRISCHE UNTERSUCHUNG
THỦ PHÁP DỊCH THUẬT NGỮ TÀI CHÍNH
TỪ TIẾNG ĐỨC SANG TIẾNG VIỆT
MASTERARBEIT
Studiengang: Deutsche Linguistik
Studiengangsnummer: 60220205
Betreuer: Dr. Lê Hoài Ân
HANOI – 2017
EIDESSTATTLICHE ERKLÄRUNG
Ich versichere an Eides Statt durch meine eigene Unterschrift, dass ich die
eingereichte Arbeit selbständig und ohne fremde Hilfe angefertigt und alle Stellen,
die wörtlich oder annähernd wörtlich aus Veröffentlichungen entnommen sind, als
solche kenntlich gemacht und mich auch keiner anderen als der angegebenen
Literatur bedient habe. Diese Versicherung bezieht sich auch auf die in der Arbeit
verwendeten Zeichnungen, Skizzen, bildlichen Darstellungen und dergleichen.
Hanoi, der 20. Februar 2017
Hoang Thu Phuong
i
DANKSAGUNG
Zum Gelingen dieser vorliegenden Arbeit gebührt mein größter herzlichster
Dank meinem Gutachter – Herrn Dr. Le Hoai An, der mir während des Verfassens
der Arbeit mit Rat und Tat zur Seite gestanden hat.
Ebenfalls gilt mein herzlicher Dank Frau Dr. Dörte Lütvogt für ihre
Vorschläge über die Vorgehensweise der Forschung und für ihre Feedbacks zu
meinem Expóse.
Außerdem habe ich meinen weiteren Lehrerinnen und Lehrern zu verdanken,
dass sie mir auch vielfältige Kenntnisse vermittelt haben, ohne die ich die Arbeit
nicht anfertigen konnte.
Zuletzt bin ich meiner Familie und meinen Freunden (inkl. meiner
Studentinennen und Studenten) zu Dank verpflichtet, die immer bei mir stehen
sowie mich ganz viel ermutigen und ständig unterstützen, eventuell bei meinen
kontinuierlichen Planveränderungen. Dank ihrer riesigen Hilfe konnte ich mich für
die Arbeit konzentrieren.
Danke für alles!
ii
ZUSAMMENFASSUNG
Die
folgende
Arbeit
handelt
von
den
Strategien
beim
Übersetzen
finanzwirtschaftlicher Fachausdrücke vom Deutschen ins Vietnamesische. Als
Ausgangspunkte der Arbeit gelten die Theorien des Übersetzens und der
Fachsprachen. Fachsprachen gelten als eine gesonderte Sprachform. Und
Fachübersetzen
besagt,
dass
Übersetzungen
am
wichtigssten
immer
die
Inhaltsexaktheit des ausgangssprachlichen Fachbegriffs gewährleisten muss. Von
der Theorie über Übersetzungsprobleme und Strategien im Allgemeinen ausgehend
sind die Strategien beim Übersetzen finanzwirtschaftlicher Fachausdrücke vom
Deutschen ins Vietnamesische im Einzelnen mit der praktischen Untersuchung von
einem Korpus aus 1000 Fachausdrücken zu beweisen. Zudem sind auch meine
eigenen Übersetzungsvorschläge damit zu rechnen.
iii
INHALTSVERZEICHNIS
EIDESSTATTLICHE ERKLÄRUNG ........................................................................i
DANKSAGUNG.........................................................................................................ii
ZUSAMMENFASSUNG.......................................................................................... iii
INHALTSVERZEICHNIS ........................................................................................iv
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS ..............................................................................vi
TABELLENVERZEICHNIS....................................................................................vii
ABBILDUNGEN UND DIAGRAMME ................................................................ viii
EINLEITUNG ...........................................................................................................1
KAPITEL 1................................................................................................................4
Übersetzungstheoretische Grundlagen........................................................................4
1.1 Zum Begriff „Übersetzen“ ................................................................................4
1.2 Übersetzungsprobleme ....................................................................................10
1.2.1 Ausgangstextspezifische Probleme ...........................................................10
1.2.1 Pragmatische Probleme............................................................................12
1.
1.2.3 Kulturpaarspezifische Probleme.....................................................13
1.2.4 Sprachpaarspezifische Probleme..............................................................14
1.3 Übersetzungsmethoden und -verfahren...........................................................16
1.3.1 Übersetzungsmethoden .............................................................................16
1.3.2 Übersetzungsverfahren .............................................................................19
KAPITEL 2..............................................................................................................25
Theoretische Grundlagen zu Fachsprachen ..............................................................25
2.1 Zum Begriff „Fachsprache“...........................................................................25
2.2 Fach- und Gemeinsprache ...............................................................................28
2.3 Sprachliche Merkmale der Fachsprachen........................................................30
2.3.1 Lexikalische Merkmale .............................................................................30
2.3.2 Morphologische Merkmale .......................................................................32
2.3.3 Syntaktische Merkmale .............................................................................35
iv
2.4 Finanzwirtschaftliche Fachbegriffe.................................................................36
2.4.1 Gegenstand des Finanzwesens .................................................................36
2.4.2 Sprachliche Charakteristika finanzwirtschaftlicher Fachausdrücke .......36
2.5 Fachsprachen und Übersetzen .........................................................................38
KAPITEL 3..............................................................................................................40
Empirische Untersuchung .........................................................................................40
3.1 Beschreibung der empirischen Untersuchung.................................................40
3.2 Korpusanalyse .................................................................................................41
3.2.1 Übersetzungsprobleme .............................................................................42
3.2.2 Angewandte Lösungsstrategien ................................................................47
3.3 Eigene Empfehlungen zu den vorhandenen Übersetzungen ...........................57
3.3.1 Übersetzung der Währungsnamen............................................................57
3.3.2 Präzisierung und Aktualisierung der vorhandenen Übersetzungen.........59
3.3.3 Prägnante Formulierung ..........................................................................64
3.3.4 Vorschläge zum Inhalt der Übersetzung ..................................................70
3.3.5 Möglicher Weglass des substantivmarkierende Wortes „sự“..................79
LITERATURVERZEICHNIS ...............................................................................84
ANHANG 1 ................................................................................................................ I
ANHANG 2 ...................................................................................................LXXXIII
v
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
AS
Ausgangssprache
AT
Ausgangstext
bzw.
beziehungsweise
d.h.
das heißt
dt.
Deutsch
en.
Englisch
G
Grammatik
H
Hilfsverfahren
L
Lexik
Nr.
Nummer
NXB
Nhà xuất bản
S
Semantik
SL
source language
TL
target language
u.a.
unter anderem
usw.
und so weiter
vn.
Vietnamesisch
z.B.
zum Beispiel
ZS
Zielsprache
ZT
Zieltext
vi
TABELLENVERZEICHNIS
Nr.
Namen der Tabellen
Seite
Tabelle 1
Übersetzungen mit dem Sino-Vietnamesischen und mit dem
58
Vietnamesischen im Vergleich
Tabelle 2
Übersetzungen mit Wort-für-Wort-Übersetzung und mit
58
Wörtliche Übersetzung im Vergleich
Tabelle 3
Weitere Vorschläge zu Übersetzung der Währungsnamen
Tabelle 4a Weitere Vorschläge zu Präzisierung und Aktualisierung der
und 4b
vorhandenen Übersetzungen
Tabelle 5a Weitere Vorschläge zu Prägnante Formulierung mit
69
73 und
74
76
bildhaften Lexika
Tabelle 5b Weitere Vorschläge zu Prägnante Formulierung mit dem
78
Sino-Vietnamesischen
Tabelle 5c Weitere Vorschläge zu Prägnante Formulierung durch den
79
Weglass und/oder die Umformulierung
Tabelle 6a Weitere Vorschläge zu Berichtigung des Inhalts der
85
Übersetzung (wegen der falschen Wortstellung)
Tabelle 6b Weitere Vorschläge zu Berichtigung des Inhalts der
87
Übersetzung (wegen der „Inhaltsverengung“ der
Fachausdrücke)
Tabelle 6c Weitere Vorschläge zu Berichtigung des Inhalts der
Übersetzung (wegen der falschen Wortwahl und/oder
Ausdrucksweise)
vii
91
ABBILDUNGEN UND DIAGRAMME
Nr.
Namen der Abbildungen
Abbildung
Übersetzungsprozeduren nach Wilss
23
Diagramm 1
Angewandte Lösungsstrategien in Zahlen
66
Diagramm 2
Angewandte Lösungsstrategien in Prozent
66
viii
Seite
EINLEITUNG
Problemstellung
Deutschland bleibt nach wie vor einer der wichtigsten Partner von Vietnam, der
inzwischen durch Investition, finanzielle Hilfen und politische Beratungen
maßgeblich zur wirtschaftlichen Entwicklung in Vietnam beiträgt. Meiner Meinung
nach wird das gegenseitige Verständnis zu einem Erfolgskonzept bei der
wirtschaftlichen Beziehung beider Seiten. Dabei spielt die Übersetzungstätigkeit
eine entscheidende Rolle. Sozusagen erleichtert das Übersetzen die beiderseitige
Kooperation
im
Bereich
Finanzwirtschaft,
in
dem
versucht
wird,
finanzwirtschaftliche Fachausdrücke vom Deutschen ins Vietnamesische und
umgekehrt zu übersetzen, beispielsweise Fachausdrücke für Vertragsverhandlung,
Informationsaustausch und Beratung von der
deutschen Seite. Besonders im
Bereich Wirtschaft und Finanzwesen stehen viele Übersetzer mangels des
finanzwirtschaftlichen Wissens und Fachwortschatzes vor Herausforderungen. Es
lohnt
sich
daher,
eine
Arbeit in Hinsicht auf
Übersetzen der
finanzwirtschaftlichen Fachausdrücke vom Deutschen ins Vietnamesische zu
verfassen, in der es um diesbezügliche Probleme und Methoden geht. Auch
aufgrund meiner eigenen Interessen am Finanzwesen frage ich mich oft, auf welche
Probleme man beim Übersetzen der finanzwirtschaftlichen deutschen Fachlexeme
antrifft
und deren möglichen Gründe; wie (durch welche Methoden) sie ins
Vietnamesische übertragen werden können. Es wäre besser, wenn die Übersetzer
ein System von Übersetzungsmethoden bzw. Übersetzungsstrategien hätten.
An meiner Fremdsprachenhochschule wurde ein neues Fachmodul mit dem
Schwerpunkt Wirtschaft eingeführt. Einige auf Deutsch unterrichtete Studienfächer
verlangen von Studierenden grundlegende Wirtschaftskenntnisse und nicht zuletzt
gute Sprachkenntnisse im Bereich Finanzwesen. Das Verstehen und Übersetzen der
deutschen Fachbegriffe bereitet ihnen nicht wenig Schwierigkeiten. Wenn sie
Probleme
beim
Übersetzen
erkennen
und
entsprechende
nützliche
Lösungsstrategien haben, würde das Hindernis beim Erwerb des Fachwortschatzes
1
und Übersetzen der fachlichen
Ausdrücke und Texte vom Deutschen ins
Vietnamesische überwunden.
Stand der Forschung auf dem Übersetzungsgebiet in Vietnam
Im Rahmen des Kultur-, Wirtschaftsaustauschs oder Technologietransfers gewinnt
das Fachübersetzen immer an Bedeutung. Trotzdem wird das Fachübersetzen im
Bereich Wirtschaft und Finanzwesen im Sprachenpaar Deutsch - Vietnamesisch
wissenschaftlich noch wenig erforscht. Wie oben erwähnt stoßen die Studierenden
an meiner Hochschule auf viele Schwierigkeiten beim Übersetzen von deutschen
Wirtschafts- und Finanzbegriffen. Erleichtert wären die für diese Fächer
zuständigen Lehrkräfte und die Studierenden, wenn ihnen eine Menge der
Strategien zum Übersetzen von deutschen Wirtschaftsund Finanzbegriffen ins
Vietnamesische zur Verfügung steht. Aus den oben genannten Gründen wähle ich
das Thema Strategien beim Übersetzen finanzwirtschaftlicher Fachausdrücke vom
Deutschen ins Vietnamesische - eine empirische Untersuchung als Gegenstand
meiner Arbeit. Hoffentlich könnte meine Arbeit als ein nutzbares wissenschaftliches
Material für weitere Forschungen im Bereich Fachübersetzen dienen.
Zielsetzung
Im Rahmen dieser Arbeit wird zuerst ein theoretischer Überblick über das
Übersetzen und die
Fachsprache, hier
nämlich die finanzwirtschaftliche
Fachsprache, geschaffen. Anhand der zuvor dargestellten theoretischen Grundlagen
wird dann versucht, einerseits Probleme beim Übersetzen der finanzwirtschaftlichen
Fachausdrücke
herauszufinden
und
andererseits
deren
möglichen
Gründe
festzustellen. Und das letzte und auch größte Ziel besteht darin, angewandte
Lösungsstrategien
beim
Übersetzen
festzustellen
und
persönliche
Übersetzungsstrategien zu empfehlen.
Basierend auf den oben genannten Zielen lässt sich meine Arbeit in zwei Teilen
gestalten. Der erste Teil beschäftigt sich mit den theoretischen Grundlagen zum
Übersetzen. Auch in diesem Teil ist eine theoretische Grundlage zur Fachsprache
und zu finanzwirtschaftlichen Fachbegriffen darzustellen. Darüber hinaus gehe ich
2
dann
auf
den
zweiten
Teil
mit
einer
praktischen
Untersuchung,
wo
Übersetzungsprobleme beim Übersetzen finanzwirtschaftlicher Fachausdrücke vom
Deutschen ins Vietnamesische und Lösungsstrategien dafür zu erforschen und
zusammenzustellen sind. Zum Schluss werden Schlussfolgerungen und ein kurzer
Ausblick auf weitere Forschungsarbeiten zu dieser Thematik gegeben.
Methodik
Für
diese
Arbeit
recherchiere
ich
zuerst
in
den
Fachbüchern
über
Übersetzungstheorie und Fachsprache bzw. in den Fachwörterbüchern. Solche
Forschungsmethoden: Analyse und Beschreibung werden angewendet. Zuerst
werden
Übersetzungsprobleme,
Übersetzungsverfahren
und
sprachliche
Charakteristika der Fachsprachen thereotisch zusammengefasst. Dann wird eine
empirische Untersuchung mithilfe eines dreisprachigen finanzwirtschaftlichen
Fachwörterbuchs für Bank- und Finanzwesen (Deutsch-Vietnamesisch-Englisch
und Englisch-Vietnamesisch-Deutsch) durchgeführt. Aus diesem Buch wähle ich
1000 Ausdrücke aus, um sie zu analysieren und danach Übersetzungsprobleme und
deren möglichen Gründe zu verdeutlichen. Durch eine Analyse der bestehenden
Übersetzungen werden angewandte Lösungsstrategien festgestellt. Ich werde auch
versuchen,
meine
eigenen Lösungsstrategien beim Übersetzen deutscher
Finanzausdrücke ins Vietnamesische vorzuschlagen.
3
KAPITEL 1
Übersetzungstheoretische Grundlagen
1.1 Zum Begriff „Übersetzen“
Translation (Übersetzen und Dolmetschen) spielt eine bedeutende Rolle als
praktische Sprachmittlung, seit der Handelsverkehr zwischen Menschen mit
verschiedenem sprachlichem Hintergrund zustande kam. Heutzutage wird diese
Tätigkeit zu einem häufiger gefragten wissenschaftlichen Forschungsgegenstand
vieler Disziplinen, z. B. der Linguistik, der Literaturwissenschaft und vor allem der
Translationswissenschaft. Bisher wurden viele Begriffe von „Übersetzen“ aus
unterschiedlichen Perspektiven in der Fachliteratur definiert. Unten lassen sich
einige ausgewählte Definitionen des Übersetzens anführen und erötern.
A. G. Oettinger1 definiert Übersetzen wie folgt:
,,Translating may be defined as the process of transforming signs or
representations into other signs or representations. If the originals have some
significance, we generally require that their images also have the same
significance, or, more realistically, as nearly the same significance as we can
get. Keeping significance invariant is the central problem in translating
between natural languages.
Interlingual translation can be defined as the replacement of elements of one
language, the domain of translation, by equivalent elements of another
language, the range.”
Nach Oettinger gilt Übersetzen als ein Prozess, bei dem die Ersetzung od. die
Umwandlung der Zeichen oder Repräsentationen einer Ausgangssprache (AS) in
eine Zielsprache (ZS) erfolgt. Bei der intersprachlichen Übertragung von der AS in
die ZS sollen äquivalente Sinnelemente vorkommen. Äquivalenz in dieser
Definition bedeutet „as nearly the same significance as we can get“, d.h. eine
1
Vgl. Oettinger, z.n. Koller 2004: 90
4
absolute äquivalente Sinnbedeutung tritt nicht immer auf, sondern ist relativ. Es
liegt auf der Hand, dass Unterschiede zwischen zwei Sprachen und Kulturen
durchaus existieren. Dies hat es zur Folge, dass beim Übersetzen zur möglichst
erfolgreichen
Sprachvermittlung
versucht
wird,
Ausdrücke
in
der
ZS
höchstwahrscheinlich (fast) genauso wie in der AS herauszufinden. Aber in dieser
Definition finden sich neben äquivalenten Sinnelementen keine beim Übersetzen zu
beachtenden anderen Faktoren wie Kontexte, pragmatische und stilistische
Darstellungen, Empfängerkreise usw. .
Bei Catford2 ist Übersetzen zu verstehen:
„Translation is an operation performed on languages: a process of
substituting a text in one language for a text in another.
Translation may be defined as follows: the replacement of textual material in
one language (SL) by equivalent textual material in another language (TL).”
Hierbei ist Übersetzen die Arbeit der Ersetzung des Textmaterials von der AS (SL)
in die ZS (TL) durch adäquate textuelle „Substanzen“. Das bedeutet, bei Catford
steht der Text bei der Translation im Mittelpunkt. Wenn man einen AS-Text in den
ZS-Text übertragen möchte, sollen nicht nur äquivalente Wörter, Sätze, sondern
auch
mehrere
textuelle
Einflussfaktoren
beachtet
werden.
Textsorten,
Textkonventionen oder Textsprachen, was den Kommunikationszusammenhang
schildert, bestimmen die Übersetzungsstrategien bzw. Übersetzungsmethoden.
Winter3 hat eine ziemlich gleiche Definition formuliert , aber noch ergänzend:
,,To translate is to replace the formulation of one interpretation of a segment
of the universe around us and within us by another formulation as equivalent
as possible. We speak of translation even within the framework of one single
language in the case of stylistic shifts, for instance, when we find ourselves
asked to make plain and intelligible a highly esoteric statement we have just
made. This use of the term is, however, rather marginal, even though the
2
3
Vgl. Catford, z.n. Koller 2004: 90
Vgl. Winter, z.n. Koller 2004: 91
5
basic characteristics of the process are all present. As a rule, we may inject
into our definition the further qualification that translation involves the
replacement of an interpretation in one language by another in a second
language.“
In seiner Definition taucht nicht nur der Textbegriff (formulation) auf, sondern auch
der Begriff der „Welt“ - also „Weltsegment“ (segment of the universe) auf. Die
Welt zeigt sich den Sachverhalt außersprachlicher Art, den im Text zugleich
verstanden und interpretiert wird. Laut Winter heißt Übersetzen die Ersetzung der
AS-Formulierung der Interpretationen von Weltsegmenten durch äquivalente ZSFormulierung.
Und E.A. Nida/ C.R. Taber4 haben u.a. eine so genannte kompakte Definition dazu
aufgefasst:
,,Translating consists in reproducing in the receptor language the closest
natural equivalent of source-language message, first in terms of meaning and
secondly in terms of style.”
Damit wird unter Übersetzen eine Reproduktion in der ZS verstanden, wo die ASMitteilung
(source-language
message)
mit
den
möglichst
natürlichen
Entsprechungen (the closest natural equivalent) inhaltlich und stilistisch übermittelt
wird. Auffällig ist, dass die Definition den Reproduktionsvorgang und die Sprache
der Rezipienten (receptor language) aufgerufen hat, d.h. bei E.A. Nida/ C.R. Taber
wird der Aspekt der Empfänger und des Übersetzens als ein Prozess der
Rekonstruktion (nicht als ein Prozess der Ersetzung wie die oben genannten
Definitionen) kurz behandelt.
Nach Koller beschäftigen sich die oben vorgestellten Definitionen von den Autoren
Oettinger, Catford, Winter und E.A. Nida/ C.R. Taber mit dem sprachlichen oder
textuellen Aspekt des Übersetzens. Außerdem kann ein anderer Zugang zur
Beschreibung der Übersetzungsarbeit aufgenommen werden. Folglich wird näher
4
Vgl. Nida/Taber, z.n. Koller 2004: 91
6
auf den kommunikativen Aspekt des Übersetzens mit weiteren Einstellungen der
anderen Übersetzungswissenschaftler eingegangen.
Wilss5 betrachtet Übersetzen als eine zweiphasige Tätigkeit:
„Übersetzen ist ein Textverarbeitungs- und Textverbalisierungsprozess, der
von einem ausgangssprachlichen Text zu einem möglichst äquivalenten
zielsprachlichen Text hinüberführt und das inhaltliche und stilistische
Verständnis der Textvorlage voraussetzt. Übersetzen ist demnach ein in sich
gegliederter Vorgang, der zwei Hauptphasen umfasst, eine Verstehensphase,
in der der Übersetzer den ausgangssprachlichen Text auf seine Sinn- und
Stilintention hin analysiert, und eine sprachliche Rekonstruktionsphase, in
der
der
Übersetzer
ausgangssprachlichen
den
inhaltlich
Text
unter
und
stilistisch
optimaler
analysierten
Berücksichtigung
kommunikativer Äquivalenzgesichtspunkte reproduziert.“
Zwei Phasen sind nämlich in erster Linie die Verstehensphase und in zweiter Linie
die sprachliche Rekonstruktionsphase. Darin stehen die Analyse und das Verstehen
von Inhalt und Stil des AS-Textes bzw. dessen Umformung in die Zielsprache im
Zentrum. Überdies eröffnet die erste Phase einen bedeutenden Eintritt in die zweite
Phase.
Ganz
besonders
sollte
beim
Umformulieren
auf
Kommunikationsbedingungen (Kontexte, Orts-/ Zeitbezug, pragma-stilistische
adaquäte Entsprechungen im ZT etc.) geachtet werden. Es ist festzustellen, dass das
Bearbeiten bei der Rekonstruktionsphase überaus notwendig ist, um für Rezipienten
den AT verständlich zu machen.
Sprache bleibt ein wesentliches Kommunikationsmittel und Übersetzen als eine Art
der Sprachmittlung übernimmt ohne Zweifel eine besondere kommunikative
Aufgabe. In dieser Richtung hat G. Jäger6 in seiner Definition das Wesen des
Übersetzens auf den Punkt gebracht.
5
6
Vgl. Wilss, z.n. Koller 2004: 91
Vgl. Jäger, z.n. Koller 2004: 93
7
„Das Wesen der Translation besteht darin, die Kommunikation zu sichern,
und zwar auf die spezielle, sie von der heterovalenten Sprachmittlung
abgrenzenden Weise, dass der kommunikative Wert eines Textes z.B. einer
Sprache LA bei der Umkodierung in beispielsweise eine Sprache LB erhalten
bleibt, so dass LA-Text und LB-Text kommunikativ äquivalent sind. Das
Wesen der Translation - wie der Kommunikation überhaupt - liegt somit im
Extralinguistischen, im linguistischen (sprachlichen) Bereich vollzieht sich
aber die Translation: Sie ist in ihrer Erscheinungsform ein sprachlicher
Prozess, bei dem einem Text einer Sprache LA ein Text einer Sprache LB
zugeordnet wird, der dem Text der Sprache LA kommunikativ äquivalent
ist.“
Die oben stehende Definition hält fest, dass Übersetzen sich mit der Sicherung der
Kommunikation auseinandersetzt, indem der kommunikative Wert eines AS-Textes
in einem ZS-Text bewahrt wird (also kommunikativ äquivalent). Koller hält diese
Definition für ,,zwar konsequent kommunikationsorientiert, zugleich aber sehr
allgemein”7, da sich der bedeutendste Ausdruck kommunikativ äquivalent leider
nicht gründlich erklären lässt.
Und aus der Perspektive des Übersetzers haben Vannerem/ Snell-Hornby8 eine sehr
detaillierte Definition des Übersetzungsvorgangs vorgestellt.
„Beim Verstehen von Text A geht der Übersetzer von einem vorgegebenen
frame aus, nämlich dem Text und seinen linguistischen Komponenten.
Dieser Text nun wurde von einem Autor erstellt, der dabei von seinem
eigenen Erfahrungshintergrund, seinem Repertoire an z.T. prototypischen
Szenen ausging. Der Gesamt-frame des Textes (und alle größeren und
kleineren frames innerhalb des Textes) lösen kognitive scenes in der
Vorstellung des Lesers aus.“
7
8
Vgl. Koller 2004: 93
Vgl. Vannerem/Snell-Hornby, z.n. Koller 2004: 93
8
„Ausgehend von den erfassten scenes muss er [der Übersetzer] nach
passenden frames in der ZS suchen, welche die gewünschten scenes beim
Adressaten der Übersetzung hervorrufen. Zu diesem Zweck hat er laufend
Entscheidung zu treffen, wobei er auf seine Beherrschung der ZS angewiesen
ist. Er muss sich vergewissem, dass die von den scenes aufgerufenen frames
auch wirklich adäquat sind für die scenes, die sie aufrufen sollen. Wo
beispielsweise der AS-Text in ganz besonderer Weise Expressivität aufweist,
also stilistisch markiert ist, sollte er je nach Zweck der Übersetzung
versuchen, durch die Mittel der ZS ähnliche Expressivität zu erreichen, oder
an anderer Stelle zu kompensieren. In letzter Instanz ist also der frame der
ZS maßgebend für seine Entscheidung.“
Wie Wills haben sie den Übersetzungsprozess in die zwei miteinander verbundenen
Phasen
unterteilt.
Zunächst
geht
der
Übersetzer
in
der
ersten
Phase
(Textverstehensphase) vom Text und von seinen textbezogenen Elementen, also
von einem vorgegebenen Rahmen (frame), aus. Basierend auf den erfassten Szenen
in der AS sucht er dann in der Textreproduktionsphase nach den entsprechenden
Rahmen in der ZS. Daneben werden in dieser Definition andere übersetzerische
Gesichtspunkte behauptet, vom sprachlichen bzw. kontextuellen Material beim
Übersetzen über Übersetzungsentscheidungen, Empfängerorientierung bis hin zur
Adäquatheit der Übersetzung und zum Zweck der Übersetzung.
Auf Grundlage der vorstehenden Definitionen kann geschlussfolgert werden, dass
Übersetzen in jedem Fall eine komplizierte Tätigkeit ist, bei der der Übersetzer eine
vernetzende Arbeit wie eine Brücke zwischen zwei unterschiedlichen Spachen und
Kulturen leisten soll. Zum einen muss er den AS-Text verstehen bzw. inhaltlich und
pragma-stilistisch
analysieren,
zum
anderen
transformiert
er
die
ausgangssprachlichen Mitteilungen in die adäquaten zielspachlichen Ausdrücke,
sodass die Übersetzung eine absichtliche bestimmte Wirkung auf Adressanten wie
in der AS hervorrufen soll und der Adressant einen ZT richtig wie in seiner Kultur
begreifen kann. Des weiteren müssen andere verschiedene übersetzungsrelavante
9
Faktoren in Betracht gezogen werden, wie z.B.: Übersetzungsauftrag, Empfänger
(Zielgruppen der Übersetzung), sprachliche und kulturelle Konventionen, Loyalität
etc.
Deswegen ist festzustellen, dass es beim Übersetzen durchaus zahlreiche vielfältige
Übersetzungsprobleme und -schwierigkeiten auftreten können, die der Übersetzer
bewältigen soll, um eine gute Übersetzung zu produzieren. Im folgenden Teil wird
versucht, übergreifende und ausgewählte Übersetzungsprobleme zu beleuchten.
1.2 Übersetzungsprobleme
Wegen der sprach- und kulturbedingten Differenzen zwischen der AS und ZS kann
eine Unmenge von den Übersetzungsproblemen im Laufe zweier Phasen der
Translation auftauchen. Zur Erleichterung der Erkennung jedes potenziellen
Übersetzungsproblems sollen sie sich in passende Gruppen einordnen lassen. Für
die vorliegende Arbeit gilt die Klassifizierung der Übersetzungsprobleme von
Christiane Nord als Grundlage. Nach Nord9 gelten Übersetzungsprobleme als
objektive Probleme - im Gegenteil zu Übersetzungsschwierigkeiten10 -, die
unabhängig von der Kompetenz der Übersetzer und von den arbeitstechnischen
Bedingungen aus der Übersetzungsaufgabe sind. Und diese Probleme schließen
ausgangtextspezifische,
pragmatische,
kulturpaarspezifische
und
sprachpaarspezifische Probleme ein. Aus meiner Sicht umfasst die solche
Einteilung grundsätzlich die wesentlichsten Übersetzungsprobleme und kann als
eine gute Beschreibung für diese Fragestellung in der Übersetzungstheorie und praxis dienen.
1.2.1 Ausgangstextspezifische Probleme
Ausgangtextspezifische Probleme sind nicht einfach rein die sprach- oder
kulturbezogenen Probleme, sondern zeichnen sich durch individuelle Stil- oder
Ausdrucksmittel der inhaltlichen Gestaltung aus11. Genauer gesagt werden sie von
9
Vgl. Nord 1993: 208
Nach Nord sind Übersetzungsschwierigkeiten subjektiv und von der Kompetenz der Übersetzer und von
den anderen Randbedingungen abhängig. (vgl. Nord 1993: 208)
11
Vgl. Stolze 2011: 199
10
10
der Stilistik des Senders/ Autors ausgelöst, wie er seine beabsichtigten Mitteilungen
auf seine eigenartige und -ständige Weise darstellen will. Da solche Probleme in
jedem bestimmten Ausgangstext liegen und von der Ausdrucksweise des Autors
abhängen, sind sie nicht zu verallgemeinern. Vor allem in literarischen Texten
tauchen textspezifische Übersetzungsprobleme meist auf. Um diese Problematik zu
verdeutlichen hat Le Hoai An12 ein konkretes Beispiel dazu aus dem Roman „Die
Liebhaberinnen“ angeführt :
„eines tages beschloß brigitte, daß sie nur mehr frau sein wollte, ganz frau
für einen typ, der heinz heißt.“13
Seines Erachtens besteht das Problem nicht in der Sinnübertragung von der AS in
die ZS, sondern in der Hervorhebung der Eigenart ihres Schreibstils. Auch beim
Übersetzen
der
Wortspiele,
Witze
kann
der
Übersetzer
vor
mehreren
textspezifischen Übersetzungsproblemen stehen. Infolge der sprachlichen und
kulturellen Distinktion zwischen der AS und ZS wird eine funktionsgemäße
Übersetzung in vielen Fällen eher erforderlich und obligatorisch, als eine rein
inhaltliche Übertragung. Wortspiele, Witze haben die Funktion, jemanden zum
Lachen zu bringen . Darum soll die Übersetzung diese Funktion, also die Fuktion
„humorvoll zu sein“ erfüllen. In dieser Kommunikationssituation stellt sich der
Inhalt nicht als primär dar. Beispielsweise ist Eile mit Weile - Wer rastet, rostet ein
Wortspiel, das auf Grundlage der
änhlichen Klänge
gebildet wird. Beim
Übersetzen sollen in bestimmten Kontexten auch die Reime des Ausgangstextes
bewahrt werden, die einen Beitrag zum Ausdruck der primären Funktion des
Wortspiels leistet. Darüber hinaus muss das Translat nicht zuletzt einen geistreichen
Effekt bei zielsprachlichen Rezipienten genau wie bei ausgangssprachlichen
erzielen. Nicht einfach sind alle diese typischen Merkmale des Ausgangstextes in
einem andersprachlichen Zieltext gewährzuleisten. Meiner Ansicht nach gilt dies als
eine besonders große Herausforderung für die Übersetzer.
12
13
Vgl. Le Hoai An 2010: 54
Vgl. Jelinek, z.n. Le Hoai An 2010: 54
11
1.2.1 Pragmatische Probleme
Pragmatische Probleme hängen mit Kommunikationssituationen und -partnern
zusammen. Dabei werden auch die Funktionen oder das Funktionieren des Textes14
thematisiert. D.h. der Ausgangstext enthält eine Ausgangssituation und sollte seine
bestimmten Funktionen erfüllen, während die Übersetzung in der Zielsituation
deren intendierten Funktionen erfüllen soll. Probleme kann es geben, dass die
Kommunikationssituationen und -partner (Sender und Empfänger) aus zwei
unterschiedlichen
kulturellen
Hintergründen
stammen.
Kultur
beeinflusst
Einstellungen, gewissene Verständigung, Perpektiven der Menschen, z.B. wie man
in einem gemeinsamen Kulturkreis eine Kommunikation regelt, eine Situation und
Mitteilungen dabei interpretieren soll. Daher wirkt auch die Kultur in pragmatische
Probleme
hinein.
Hier
soll
der
Übersetzer
die
ausgangssprachliche
Kommunikationssituation verstehen und ein Produkt vorlegen, sodass der
Empfänger das zielsprachliche Translat wie in seiner Kultur empfinden kann.
Ein traditionelles Beispiel ist die folgende Begrüßungsformel im Vietnamesischen.
(Kontext) Ein Kind trifft zufällig auf der Straße seine Freunde. Es sagt:
Chúng mày đi đâu đấy? (Wohin geht ihr denn?)
In der vietnameischen Kultur können Fragen zum Grüßen benutzt werden. Und in
diesem Kontext funktioniert das Gesagte als ein Gruß und benötigt die Frage keine
Antwort. D.h. der Übersetzer sollte der vietnamesischen AT ins Deutsche Hallo!/
Hi!/ Guten Tag! übertragen werden, nicht Wort für Wort Wohin geht ihr denn?.
Dann wird die Übersetzung der Situation nicht passen und das Funktionieren des
Zieltextes nicht gut klappen, weil Wohin geht ihr denn? in der deutschen Sprache
eine Frage nach Informationen, kein Gruß ist.
Es kann gesagt werden, dass pragmatische Probleme sich aus textexternen Faktoren
wie Sender- oder Empfängerbezug, kulturspezifischen Anspielungen oder
Metaphern, Deixis (Orts- und Zeitbezug) usw. ergeben. Offensichtlich gehen
kulturspezifische Probleme auch mit pragmatischen Problemen herein.
14
Vgl. Nord 1993: 211
12
1. 1.2.3 Kulturpaarspezifische Probleme
Da die Sprache als ein wichtiger Teil einer Kultur angesehen wird, ist Übersetzen
nicht nur die Spracharbeit, sondern auch in einem weiteren Sinn die Kulturarbeit.
Der Übersetzer soll Sprach- und zugleich Kulturkenntnisse beherrschen, weil es
immer Unterschiede zwischen den Normen und Konventionen zwischen der
Ausgangskultur und der Zielkultur gibt, die zu Problemen beim Übersetzen führen
können.
Zu
kulturpaarspezifischen
Übersetzungsproblemen
zählen
Maßkonventionen, Textsortenkonventionen, allgemeine Stilkonventionen, aber
auch Übersetzungskonventionen15. In der Regel benimmt
man sich nach
Gewohnheiten und Verhaltensmustern, welche von den Normen und Konventionen
in jeglichem kulturellen Gebiet gesteuert und bestimmt werden. Wie im obigen
Beispiel bei einem pragmatischen Problem angedeutet, ist ein alltägliches
kommunikatives Handeln wie Begrüßen, Danken oder Sich-Entschuldigen vom
Kulturkonzept geprägt.
Auf kulturelle Probleme trifft man sehr oft beim Übersetzen von Idiomen und
Phraseologismen (Redensarten und Redewendungen).
Der Patient stand schon mit einem Fuß im Grab, aber er erholte sich
wieder16.
Das Problem liegt nämlich beim Ausdruck mit einem Fuß im Grab stehen. Es
klingt sehr komisch, wenn man den Ausdruck ins Vietnamesische Wort für Wort zu
übersetzt (đứng một chân trong mộ). Kulturkenntnisse hier sind erforderlich. Unter
diesem Ausdruck versteht man, dass jemand todkrank ist. In der Übersetzung ins
Vietnamesische sollte eher der gesamte Sinn des Idioms und nicht die Bedeutung
einzelner Wörter übertragen werden, d.h. die Bedeutung todkrank in der ZS, um den
Text für zielsprachliche Rezipienten verständlich zu machen.
Oder beim Herübersetzen soll man auch viel Aufmerksamkeit auf kulturelle
Komponenten richten.
15
16
Vgl. Stolze 2011: 199
URL: Aufgerufen am 05.08.2016
13
Cảm ơn chị đã hỏi thăm! Nhà tôi đã khoẻ hơn rồi!
(Danke, es geht meinem Mann/ meiner Frau besser!)
Auffällig ist, dass „nhà“ normalerweise als ein Haus übersetzt ist. Aber „nhà“ in
der vietnamesischen Kultur enthält die Bedeutung nicht nur von Haus, sondern auch
von Ehepartner/-in. Wenn der AT mit Haus übersetzt wäre, wäre die Übersetzung in
diesem Fall total falsch.
Es wird deshalb vom Übersetzer verlangt, so geschickt wie möglich mit dem
Kontrast zwischen den zwei Kulturen umzugehen, damit das Translat für die
Adressaten aus der anderen Kultur begreifbar sein kann.
1.2.4 Sprachpaarspezifische Probleme
Lexikalische und syntaktische Probleme, die sich aus der strukturellen
Verschiedenheit im Sprachsystem zwischen der AS und ZS ergeben,
werden
sprachpaarspezifischen Problemen zugeordnet. Sie betreffen die textinternen
Faktoren Lexik, Syntax und suprasegmentalen Merkmale wie Eigennamen,
Konnotationen, Wortbildung, Attribuierung usw.17
Für das Sprachenpaar Deutsch-Vietnamesisch sind diese Probleme bestimmt viel zu
erwarten, weil Deutsch zur flektierenden Sprache und Vietnamesisch zur
isolierenden, also zur flexionslosen Tonsprache zählt. Auf der Wortebene ist z. B.
die lexikalische Mehrdeutigkeit sehr bemerkenswert, d.h. wenn das Wort sehr viele
unterschiedliche Bedeutungen, also verschiedene Bedeutungsmerkmale hat,
besonders bei einer Verbindung mit anderen Wörtern. Hier möchte ich das Verb
nehmen als Beispiel nennen. In der Regel hat nehmen die Bedeutung etwas zur
Hand greifen (cầm, lấy...). Trotzdem stellt es noch andere Ausdrucksweisen für
verschiedene Kontexte zur Verfügung: beim Einkauf nehmen = kaufen (mua), beim
Essen nehmen = essen & trinken (ăn uống), beim Verkehr Bus/ Taxi nehmen = mit
dem Bus/ Taxi fahren (đi xe buýt/ taxi). In festen Verbindungen wie etwas ernst
nehmen (coi trọng), Platz nehmen (ngồi xuống), Rücksicht auf etwas/ jemanden
nehmen (chú ý) besitzt das Verb nicht mehr die erste Bedeutung.
17
Vgl. Stolze 2011: 199
14
Zudem können die satzstrukturellen Nichtübereinstimmungen zwischen zwei
Sprachen dem Übersetzer zu bedenken geben. Einen kurzen vietnamesischen
Ausdruck Bóng bay halte ich für interessant. Das Problem hier ist nämlich der
syntaktische Unterschied zwischen dem Vietnamesischen und Deutschen. Hierbei
muss man sich fragen, ob „bay“ ein Adjektiv oder ein Verb ist, weil sowohl
Adjektive als auch Verben im Vietnamesichen immer nach dem Substantiv stehen.
Wenn „bay“ ein Verb ist, gilt „bóng bay“ als einen vollständigen Satz mit bóng als
Subjekt und bay als finites Verb Ein Ball fliegt. Und wenn „bay“ ein Adjektiv ist,
ist bóng bay ein Wort, das eine große Hülle, die mit heißer Luft oder mit Gas gefüllt
wird und fliegen kann, bezeichnet, also ein Ballon. Deswegen soll der Übersetzer
auf Kontexte und Sprachregeln achten, um das eigentlich Gemeinte
im
Ausgangstext für die betreffende Kommunikationssituation im Zieltext zu
bestimmen und dann um Übersetzungsentscheidung zu treffen. Meiner Ansicht
nach kann diese Art ausgangssprachlicher Informationen ohne einen konkreten
Kontext die Leser ein bisschen verwirren.
In der deutschen Grammatik ist
die Satzstellungsregel Te-Ka-Mo-Lo bekannt.
Wird ein deutscher Satz wie „Peter fährt heute wegen des schlechten Wetter mit
dem Auto zur Uni.“ wortwörtlich ins Vietnamesische mit „Peter đi hôm nay vì thời
tiết xấu bằng ôtô đến trường“ übersetzt, klingt das für die normale vietnamesische
Leserschaft sehr fremd. In Hinsicht auf die oberflächliche Form behält die
Übersetzung entsprechende Reihenfolge der Phrasen und Wortbedeutung des
Ausgangstextes bei. Jedoch entspricht die Reihenfolge der übertragenen Phrasen
nicht der normgerechten Satzordnung im Vietnamesischen. Richtig ist: Vì thời tiết
xấu nên hôm nay Peter đi ôtô đến trường. (Weil das Wetter heute schlecht ist, fährt
Peter mit dem Auto zur Schule.).
Auf dem oben Ausgeführten basierend kann festgehalten
Übersetzer
sowohl
die
AS
als
auch
die
ZS
werden, dass der
beherrschen
sprachpaarspezifische Probleme zu erkennen und gut zu meistern.
15
soll,
um