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VIETNAM NATIONALUNIVERSITÄT, HANOI
HOCHSCHULE FÜR SPRACHEN UND INTERNATIONALE STUDIEN
ABTEILUNG FÜR POSTGRADUIERTE AUSBILDUNG
****************************

TRAN THI NGOC ANH

METHODEN BEIM ÜBERSETZEN VON PASSIVFORMEN
AUS DEM DEUTSCHEN INS VIETNAMESISCHE
– EINE EMPIRISCHE UNTERSUCHUNG
PHƯƠNG THỨC CHUYỂN DỊCH DẠNG
THỨC BỊ ĐỘNG TỪ TIẾNG ĐỨC SANG TIẾNG VIỆT

MASTERARBEIT

Studiengang: Deutsche Linguistik
Studiengangsnummer: 60220205

HANOI – 2018


VIETNAM NATIONALUNIVERSITÄT, HANOI
HOCHSCHULE FÜR SPRACHEN UND INTERNATIONALE STUDIEN
ABTEILUNG FÜR POSTGRADUIERTE AUSBILDUNG
****************************

TRAN THI NGOC ANH

METHODEN BEIM ÜBERSETZEN VON PASSIVFORMEN
AUS DEM DEUTSCHEN INS VIETNAMESISCHE
– EINE EMPIRISCHE UNTERSUCHUNG


PHƯƠNG THỨC CHUYỂN DỊCH DẠNG
THỨC BỊ ĐỘNG TỪ TIẾNG ĐỨC SANG TIẾNG VIỆT

MASTERARBEIT

Studiengang: Deutsche Linguistik
Studiengangsnummer: 60220205
Betreuer: Dr. Vũ Kim Bảng

HANOI – 2018


EIDESSTATTLICHE ERKLÄRUNG

Hiermit erkläre ich an Eides statt, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und
nur unter Zuhilfenahme der ausgewiesenen Hilfsmittel angefertigt habe.
Sämtliche Stellen der Arbeit, die im Wortlaut oder dem Sinn nach anderen
gedruckten oder im Internet verfügbaren Werken entnommen sind, habe ich durch
genaue Quellenangaben kenntlich gemacht.
Die Arbeit war in gleicher oder ähnlicher Fassung noch nicht Bestandteil einer
Studien- oder Prüfungsleistung.
Hanoi, der 12. Dezember 2018

Tran Thi Ngoc Anh

i


DANKSAGUNG


Ich möchte all jenen danken, die durch ihre fachliche und persönliche Unterstützung
zum Gelingen dieser Masterarbeit beigetragen haben.
An erster Stelle möchte ich meinem Betreuer Herrn Dr. Vu Kim Bang danken, der
meine Arbeit richtungsweisend und mit viel Engagement begleitet hat.
Ein herzliches Dankeschön richte ich auch an meine Lehrerinnen und Lehrer, die
mir vielfältige Kenntnisse vermittelt haben, besonders Herrn Dr. Le Hoai An, der
ohne dessen Ratschläge und Anregungen ich die Arbeit nicht hätte anfertigen
können.
Der grưßte Dank gilt meinen Eltern, die mich während meines Studiums finanziell
unterstützt und darüber hinaus zum Durchhalten motiviert haben.
Schließlich danke ich meinen Kolleginnen, Kollegen und meinen Freunden für die
guten Gespräche und nützlichen Tipps, die in diese Arbeit eingeflossen sind.

ii


ZUSAMMENFASSUNG

Die folgende Arbeit behandelt Methoden beim Übersetzen von Passivformen aus
dem Deutschen ins Vietnamesische und ist eine empirische Untersuchung.
Ausgangspunkt der Arbeit sind die Theorien des Passivs und des Übersetzens im
Allgemeinen. Die Passiv- und Passiversatzformen im Deutschen und im
Vietnamesischen werden vorgestellt. Dem theoretischen Teil folgt die praktische
Untersuchung von einem Korpus aus 250 deutschen Passivsätzen. Die Häufigkeiten
der Passiv- und Passiversatzformen werden untersucht, analysiert und mit der
jeweiligen vietnamesischen Übersetzung verglichen, um die folgenden Fragen zu
beantworten:
 Welche Passivformen im Deutschen und im Vietnamesischen gibt es?
 Welche Übersetzungsmethoden benutzt der Übersetzer, um Passivformen aus dem
Deutschen ins Vietnamesische zu übertragen?

 Welche Faktoren beeinflussen die Wahl des Übersetzers beim Übersetzen?

iii


INHALTSVERZEICHNIS

EIDESSTATTLICHE ERKLÄRUNG .............................................................. i
DANKSAGUNG ............................................................................................... ii
ZUSAMMENFASSUNG ................................................................................. iii
INHALTSVERZEICHNIS .............................................................................. iv
TABELLENVERZEICHNIS ........................................................................... vi
ABBILDUNGEN UND DIAGRAMME ........................................................ vii
EINLEITUNG ................................................................................................. 1
1. Themenauswahl............................................................................................. 1
2. Fragestellung und Zielsetzungen .................................................................. 2
3. Forschungsstand ............................................................................................ 3
4. Gegenstand der Forschungsarbeit und Material ........................................... 4
5. Forschungsmethoden und Vorgehensweise .................................................. 4
6. Gliederung der Arbeit ................................................................................... 4
KAPITEL 1. THEORETISCHE GRUNDLAGEN ZUR ÜBERSETZUNG .....6
1.1. ZUM BEGRIFF ÜBERSETZEN ........................................................... 6
1.2. DIE ÄQUIVALENZ BEIM ÜBERSETZEN ...................................... 15
1.2.1. Der Äquivalenzbegriff .................................................................. 16
1.2.2. Typen der Übersetzungsäquivalenz .............................................. 20
1.3 ÜBERSETZUNGSMETHODEN UND -VERFAHREN ..................... 23
1.3.1. Übersetzungsmethoden ................................................................. 23
1.3.2. Übersetzungsverfahren .................................................................. 25
KAPITEL 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN ZUR ÜBERSETZUNG VON
DEUTSCHEN PASSIVSÄTZEN INS VIETNAMESISCHE.......................................31

2.1. BEGRIFF DER PASSIVSÄTZE ......................................................... 31
2.1.1. Passivformen, Passivstruktur und Passivsätze .............................. 31
2.1.2. Der Ansatz der Passivsätze in der Linguistik ................................ 31
2.1.3. Art der Passivsätze in der Sprache ................................................ 33

iv


2.2. PASSIVSÄTZE IM DEUTSCHEN ..................................................... 34
2.2.1. Vorgangspassiv ............................................................................. 35
2.2.2. Zustandspassiv .............................................................................. 42
2.2.3. Passiv-Paraphrasen........................................................................ 44
2.3. PASSIVSÄTZE IM VIETNAMESISCHEN ....................................... 49
2.3.1. Eigenschaften und Wege zur Identifizierung passiver Sätze im
Vietnamesischen ..................................................................................... 51
2.3.2. Das Subjekt im Passivsatz und seine Bedeutungsrollen ............... 54
2.3.3.

Möglichkeiten beim Übersetzen des passiven Satzes vom

Deutschen ins Vietnamesische ................................................................ 55
KAPITEL 3. EMPIRISCHE UNTERSUCHUNG ..................................... 58
3.1. BESCHREIBUNG DER EMPIRISCHEN UNTERSUCHUNG ........ 58
3.2. KORPUSANALYSE ........................................................................... 59
3.2.1. Quantitative Analyse ..................................................................... 59
3.2.2. Typen der Übersetzung ................................................................. 65
3.3. ZUSAMMENFASSUNG..................................................................... 82
LITERATURVERZEICHNIS ..................................................................... 85
ANHANG .......................................................................................................... I


v


TABELLENVERZEICHNIS

Tabelle 1: Die Darstellung des Passivs als Umformung aus dem Aktiv mit
den Regularitäten .......................................................................... 37
Tabelle 2: Die Zeiten im Vorgangspassiv :..................................................... 38
Tabelle 3: Das Modalverb in verschieden Zeitformen des Passivs ..................... 39
Tabelle 4: Die Zeiten im Zustandspassiv ........................................................ 43
Tabelle 5: Passiversatzformen im deutschen Originaltext ............................. 60
Tabelle 6: Vietnamesische Übersetzungen von deutschen Passiv- und
Passiversatzformen ....................................................................... 61
Tabelle 7: vietnamesische Übersetzungen des deutschen Vorgangspassivs .. 63
Tabelle 8: Vietnamesische Übersetzung des deutschen Zustandspassivs ....... 63
Tabelle 9: Vietnamesische Übersetzung der Passiversatzformen (PassivParaphrasen) ................................................................................ 63

vi


ABBILDUNGEN UND DIAGRAMME
Nr.

Namen der Abbildungen

Seite

Abbildung

Übersetzungsprozeduren nach Wolfgang Wilss


26

Diagramm 1

Diagramm 1: Passiv und Passiversatzformen im

59

deutschen Originaltext
Diagramm 2

Diagramm 2: Vietnamesische Übersetzungen von
deutschen Passiv- und Passiversatzformen

vii

61


EINLEITUNG

1. Themenauswahl
Der Passivsatz ist eine gebräuchliche grammatikalische Kategorie in den
europäischen Sprachen wie dem Deutschen, Russischen, Englischen, Französischen
usw. Im Vietnamesischen ist der Passivsatz als grammatikalische Kategorie eher
aergewưhnlich und lưst immer wieder Diskussionen aus. Sprachwissenschaftler
streiten darüber, ob das Vietnamesische überhaupt eine klar beschreibbare
Passivform hat. Letztlich hat man sich in der Forschung darauf verständigt, dass es
verschiedene Formen oder Ausdrucksmöglichkeiten im Vietnamesischen gibt, die

Inhalte in einem passiven Modus beschreiben.

Mit der dynamischen und globalen Entwicklung von Wissenschaft, Technik und
Kultur nimmt auch die Bedeutung von grenzüberschreitender Kommunikation zu.
Die Kenntnis von Fremdsprachen wird immer wichtiger. Erkenntnisse über
Unterschiede im Gebrauch von Sprachmodi helfen, Grundsteine

zu legen, die

letztlich der harmonischen Interaktion in den internationalen Beziehungen nützen.
Das Erlernen einer Fremdsprache und ihre Anwendung gehören für eine
zunehmende Zahl von Erwachsenen zum Berufsalltag. Die Anfertigung von
Übersetzungen bedarf trotz der immer besser funktionierenden Algorithmen von
Google und anderen Suchmaschinen immer noch der professionellen Bearbeitung
durch Menschen. Sie wirkt in allen Bereichen der internationalen Beziehungen
hinein und trägt als Serviceleistung zur Gesamtentwicklung eines Landes in
wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Hinsicht bei.
Übersetzern sind Unterschiede zwischen den Sprachen geläufig. Sie kennen die
Unterschiede und sind in der Lage, Lösungen für die Übersetzung zu liefern. Solche
Lösungen verdienen gelegentlich eine eingehendere Betrachtung. Diese kann im
Ergebnis der Übersetzungspraxis eine Rückmeldung vielleicht sogar Hinweise für
die zukünftige Übersetzungspraxis geben.

1


Vietnamesisch und Deutsch gehören verschiedenen Sprachfamilien an. Sie sind
sprachgeschichtlich

und


sprachtypologisch

nicht

miteinander

verwandt.

Unterschiede zwischen den beiden Sprachen sind daher groß. Die Unterschiede in
Form und Funktion des Passivs im Deutschen und Vietnamesischen sind ein
Phänomen dieser Verschiedenheiten.

Das Thema "Methoden beim Übersetzen von Passivformen aus dem Deutschen
ins Vietnamesische – eine empirische Untersuchung" habe ich gewählt um in
einem Bereich, der für professionelle Übersetzer, Linguisten und Studenten der
deutschen Sprache von Bedeutung ist, einen Beitrag für die theoretische
Durchdringung sowie die praktische Anwendung zu liefern.

2. Fragestellung und Zielsetzungen
In Bezug auf die Passivformen in den beiden Sprachen könnten viele Fragen gestellt
werden. Diese Arbeit konzentriert sich auf die drei folgenden Aspekte:
 Welche Passivformen im Deutschen und im Vietnamesischen gibt es?
 Welche Übersetzungsmethoden benutzt der Übersetzer, um Passivformen aus dem
Deutschen ins Vietnamesische zu übertragen?
 Welche Faktoren beeinflussen die Wahl des Übersetzers beim Übersetzen?

Diese Arbeit setzt sich zum Ziel, erstens einen theoretischen Beitrag zu
Übersetzungen von Passivformen im Deutschen und Vietnamesischen zu liefern
und zweitens, Unterschiede der Passivformen zwischen der vietnamesischen und

der deutschen Sprache herauszuarbeiten.
Beschrieben

werden

die

üblicherweise

zu

Anwendung

kommenden

Übersetzungsmethoden bei der Übersetzung eines Passivsatzes aus dem Deutschen
ins Vietnamesische.

2


3. Forschungsstand
Passivformen und Passivsätze sind typische grammatikalische Phänomene der
indoeuropäischen Sprachen. Gemeint ist die grammatikalische Beziehung zwischen
dem Verb und anderen grammatischen Elementen wie Subjekt und Objekt. Die
traditionelle europäische Grammatik basiert jedoch nur auf dem Ausdruck und
entscheidet sich dafür, dass Passivformen zum morphologischen Bereich des
Verbes gehören.
In der modernen Grammatik werden Passivformen im Allgemeinen und passive
Sätze in verschiedenen Richtungen wie Universalität, Art, Funktion betrachtet

(Nguyen Hong Con, 2004).
Allerdings sind viele Fragen im Zusammenhang mit passiven Sätzen in Sprachen
bisher nicht aufgeklärt worden, wie zum Beispiel: Ist das Passiv ein universelles
Phänomen oder eine Art des Phänomens? Haben Passivformen oder Passivsätze
Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen den Sprachen?
Die Autoren wie Bussmann (1990, 564), Helbig/Buscha (1996, 162f) betrachten
Passivsätze auf der Basis von Funktionalitäten, semantischen Strukturen und
morphologischen Merkmalen.
Zu dem gewählten Thema lieferten die folgenden Publikationen eine vorzügliche
Basis für die theoretische Orientierung: Helbig, G./Buscha, J. (1996): Deutsche
Grammatik. Ein Handbuch für den Ausländerunterricht, ] Koller, W. (2004):
Einführung in die Übersetzungswissenschaft (7. aktualisierte Aufl.), Duden (1995):
Die Grammatik der deutschen Gegenwartsprache. Band 4.
Im Vietnamesischen ist der passive Satz ein grammatisches Thema, das viel
diskutiert ist. Einige vietnamesische Gelehrte wie Nguyen Thi Anh (2000), Nguyen
Phu Phong (1976) glauben, dass es im Vietnamesischen kein Passiv gibt.
Andere Autoren wie Diep Quang Bang, Nguyen Thi Thuan (2000), Nguyen Hong
Con (2004), Le Xuan Thai (1995), Hoang Trong Phien (1980) vertreten die
Meinung,

dass

passive

Satzstrukturen

im

Vietnamesischen


durch

Prädikatstrukturen, die bị, được mit bestimmten transitiven Verben verwenden,

3


möglich sind, obwohl Vietnamesisch keine Passivform als grammatikalische
Kategorie von Verben kennt.

4. Gegenstand der Forschungsarbeit und Material
Diese Arbeit untersucht Form und Funktion des deutschen Passivs und dessen
Entsprechungen im Vietnamesischen. Es geht also um den Transfer der Passivsätze
vom Deutschen ins Vietnamesische, nicht umgekehrt. Die kontrastive Analyse
zwischen dem Deutschen und dem Vietnamesischen weist einen quantitativen und
qualitativen Anteil auf und macht Gebrauch von vorgefundenem Material.
Verwendung findet ein deutscher Gesetztext, nämlich das Hessenrecht von 2010
und seine vietnamesischen Übersetzungen.
5. Forschungsmethoden und Vorgehensweise
Analyse und Darstellung sind folgendermaßen angeordnet:

Zunächst wird die

Beschreibungsmethode dargestellt, um eine Übersicht zur Übersetzung und
Übersetzungsäquivalenz zu erklären. In diesem Zusammenhang werden deutsche
und vietnamesische Passivformen beschrieben. Des Weiteren dienen Analyse und
Vergleich dazu, Ähnlichkeiten und Unterschiede der Passivformen im Deutschen
und Vietnamesischen aufzuzeigen. Statistische Angaben ordnen die Beobachtungen
in einen grưßeren Zusammenhang ein. Die Passiv- und Passiversatzformen aus dem
Gesetztext


Hessenrecht

2010

und

die

entsprechenden

vietnamesischen

Übersetzungen werden ausgewählt und in Bezug auf die Klassifizierung in der
Duden-Grammatik (2009) klassifiziert. Danach wird ein Vergleich zwischen
deutschen Passivformen und deren

Übersetzungen im Vietnamesischen

durchgeführt, um Methoden beim Übersetzen von Passivformen aus dem Deutschen
ins Vietnamesische aufzuzeigen.
6. Gliederung der Arbeit
Die Arbeit gliedert sich in drei Kapitel:
Kapitel 1 und Kapitel 2
sprachwissenschaftlichen

sind die theoretischen Teile, in denen die

Grundlagen


zum

4

Passiv

im

Deutschen

und


Vietnamesischen

und die übersetzungstheoretischen Grundlagen dargestellt

werden.
Kapitel 3 ist die praktische Untersuchung. Eine quantitative Zusammenstellung der
Ergebnisse

schafft

den

Rahmen

für

die


daran

sich

anschließenden

Einzelbetrachtungen. Die ausgewälten Beispiele werden analysiert und in
Verbindung mit den Übersetzungsmethoden von Koller und Schreiber gebracht, die
als typische Methoden beim Übersetzen gelten, besonders für die Sprachen, die
verschiedenen Sprachfamilien angehören.

5


KAPITEL 1
THEORETISCHE GRUNDLAGEN ZUR ÜBERSETZUNG

Dieses

Kapitel

orientiert

sich

an

einer


Reihe

von

Termini

aus

der

Übersetzungstheorie, die einen begrifflichen Rahmen für die weitere Untersuchung
bilden. Es handelt sich um die Begriffe wie Übersetzen, Übersetzungsäquivalenz,
Adäquatheit usw...
1.1. ZUM BEGRIFF ÜBERSETZEN
Das Übersetzen hat immer eine wichtige und wesentliche Rolle in der Geschichte
der Menschen gespielt, vor allem dann, wenn man aus einer sprachlichen Region in
eine weiter entfernte zog, wo bereits andere Siedler traditionell sesshaft waren. In
der abendländischen Sprachgeschichte verweist man auf den Rhetoriker Cicero (106
- 43 v. Chr.) und den Dichter Horaz ( 65 – 8 v. Chr.), denen man die Begründung
der expliziten Übersetzungstheorie zuschreibt. Auf Horaz geht das Topos zurück:
„Nec verbo verbum curabis reddere fidus / interpres“
was sinngemäß bedeutet, dass der Übersetzer nicht sklavisch Wort für Wort
übersetzen solle. ( Besch u.a., 1998: 214)
In der

aktuellen Brockhaus Enzyklopädie (1974-1994, 542f) ist eine andere

Beschreibung des Übersetzens vorzustellen:
„1. Computerlinguistik: das Übersetzen eines grưßeren gesprochenen oder
geschriebenen Sprachkomplexes aus einer natürl. Sprache (Quellsprache) in

eine andere (Zielsprache) mit Hilfe eines Computers. Man unterscheidet
dabei grunsätzlich zwischen (voll-)automat. Maschineller Übersetzung und
maschinen- oder computerunterstützter Übersetzung (...)
2. Philologie: schriftliche Form der Vermittlung eines Textes durch
Wiedergabe in einer anderen Sprache unter Berücksichtigung bestimmter
Äquivalenzforderungen. Zu differenzieren sind einerseits die interlinguale
(Übersetzung von einer Sprache in eine andere), die intersemiot.

6


(Übersetzung von einem Zeichensystem in ein anderes, zum Beispiel vom
Text ins Bild) und die intralinguale Übersetzung (Übersetzung von einer
Sprachstufe in eine andere, zum Beispiel vom Althochdeutschen ins
Neuhochdeutsche, vom Dialekt in die Standard- oder Hochsprache),
andererseits umfasst der Oberbegriff die unterschiedlichsten Typen von
Übersetzung, zum Beispiel Glossen, Interlinearversion, Übertragung
(Bearbeitung), Nachdichtung (Adaption) oder auch Neuvertextung (zum
Beispiel Filmsynchronisation). (...)“
In dieser Enzyklopädie wird Übersetzen auf zweierlei Weisen unterschieden. Als
gemeinsamer Nenner kann kann Übersetzen als eine Wiedergabe der Mitteilung von
einer Sprache in eine andere verstehen.
Roman Jakobson (1981: 189-198) schreibt:
„Die Bedeutung jedes sprachlichen und nichtsprachlichen Zeichens, liegt in
dem Zeichen selbst, keinesfalls aber in einer vorsemiotischen Erfahrung des
Bedeuteten. Denn das Zeichen ist eine Abstraktion, das wir, um es zu
verstehen, im Geist übersetzen müssen „ein anderes, alternatives Zeichen.“
Jakobson unterscheidet drei Arten von Übersetzung: ein unbekanntes Wort erklärt
sich nur in seiner Umschreibung innerhalb des lexikalischen Kodes, oder in seiner
Übertragung in eine andere Sprache oder in ein anderes, nichtsprachliches

Zeichensystem. (vgl. Spitzmüller, 2008: 2)1
Die Argumentation beginnt mit dem Begriff Bedeutung. Für Jakobson ist Bedeutung
nicht eine vorgegebene Sache, die bearbeitet oder übersetzt wird, sondern schon die
Bedeutung ist eine Übersetzung. Wenn die Bedeutung eines Zeichens seine
Übersetzung in ein anderes Zeichen ist, ist die Übersetzung die Wiedergabe eines
Zeichens in ein anderes Zeichen. Wenn die Übersetzung selber ein Zeichen ist, das
wieder gedeutet, das heißt übersetzt werden muss, ergibt sich das Bild eines Kreislaufs,
der sogenannten Semiose.

1

www.spitzmueller.org/docs/fs2008/duermueller-jakobson.pdf: Zugriff am 09.06.2008

7


Diese ganzheitliche Betrachtung der Zeichen spiegelt sich in den drei Arten der
Übersetzung wider:
1. Die innersprachliche Übersetzung oder Paraphrase ist eine Wiedergabe
sprachlicher Zeichen mittels anderer Zeichen derselben Sprache,
2. die zwischensprachliche Übersetzung oder Übersetzung im eigentlichen
Sinne ist eine Wiedergabe sprachlicher Zeichen durch eine andere Sprache,
was uns hier vorrangig interessiert
3. die intersemiotische Übersetzung oder Transmutation ist eine Wiedergabe
sprachlicher Zeichen durch Zeichen nichtsprachlicher Zeichensysteme wie
beispielsweise die Übertragung eines literarischen Textes in einen Film. (vgl.
Spitzmüller, 2008: 03)
Der als Phonetiker zu Weltruhm gelangte Linguist John Cunnison Catford definiert
Übersetzen wie folgt:
„Translation is an operation performed on languages: a process of substituting

a text in one language for a text in another.
Translation may be defined as follows: the replacement of textual material in
one language (source language, SL) by equivalent textual material in another
language (target language, TL).“(vgl. Catford: 1965, z.n. Koller 2004: 90)
Er betrachtet Übersetzen als Substitution des Ausgangssprachenmaterials durch die
entsprechende Zielsprache. Demnach

ist Übersetzen ein Prozess, in dem das

Textmaterial in einer Sprache durch gleichwertiges Textmaterial einer anderen
Sprache, aber nur in einer vorgegebenen Situation ausgetauscht wird.
Aus Sicht des funktionalen Linguisten Catford geht es um das Ersetzen von
Textmaterial in einer Sprache (SL) durch gleichlautendes Textmaterial in eine
andere Sprache. Zwei Begriffe liefern den Schlüssel für sein Verständnis:
Textmaterial und Äquivalenz. Er redet nicht vom Textganzen, sondern von Material
(aus dem Textganzen). Catford unterteilt drei Typen von Übersetzung: in Bezug auf
Umfang (volle oder teilweise) Niveau (umfassend oder eingeschränkt) und Rang
(freie, wörtliche oder Wort-für-Wort Übersetzung). Äquivalenz unterscheidet er
8


nach textlicher und formaler Äquivalenz. Unter der formalen Äquivalenz sind
Struktur, Klasse u. Ä. zu verstehen.
Einen anderen Fokus findet man bei dem Romanisten und Textgrammatiker Harald
Weinrich. Für ihn ist Übersetzen nicht die Substitution von Textmaterial, auch nicht
einzelner

Wörter.

Ein


Lexikon

liefere

keine

Übersetzungen

sondern

Übersetzungsvorschläge. Für Weinrich gibt es in der Übersetzung keine Synonyme.
Die Welterfahrung des Übersetzers entscheidet die Auswahl und den Gebrauch der
Worte der Zielsprache (vgl. Weinrich: 1965, z.n. Buschmann 2015: 93-94).
Weinrich spricht auch die Unübersetzbarkeit an. Die drängt sich dort auf, wo die
Wörter unauflöslich eng mit historischen oder kulturellen Praktiken verbunden sind.
Schlagworte aus der politischen oder juristischen Praxis mögen hier ausreichen,
diesen Gedanken nachvollziehbar zu machen: Aufklärung, Demokratie, Wende. Die
Übersetzbarkeit liegt nicht auf der Ebene der Wörter, sondern des Textes.
Übersetzen muss deshalb im Kommunikationszusammenhang bestimmt werden.
Mit dem Phänomen der Unübersetzbarkeit beschäftigt sich auch Werner Winter:
“It seems to me that we may compare the work of a translator with that of an
artist who is asked to create an exact replica of a marble statue, but who
cannot secure any marble.”2
Auch er macht subjektives Weltwissen zu einer Bezugsgrưße für die
Übersetzung, die gleichwertig bzw. äquivalent ist.
,,To translate is to replace the formulation of one interpretation of a segment
of the universe around us and within us by another formulation as equivalent
as possible. We speak of translation even within the framework of one single
language in the case of stylistic shifts, for instance, when we find ourselves

asked to make plain and intelligible a highly esoteric statement we have just
made. This use of the term is, however, rather marginal, even though the
basic characteristics of the process are all present. As a rule, we may inject

2

Werner Winter: „Impossibilities of Translations“ Zugriff am
23.03.2015

9


into our definition the further qualification that translation involves the
replacement of an interpretation in one language by another in a second
language.“(vgl. Winter: 1961, z.n. Koller 2004: 91)
Winter ist der Meinung, dass Übersetzen die Ersetzung der Formulierung von
Interpretationen von Weltsegmenten durch eine äquivalente Formulierung in der
Zielsprache ist. Nicht nur der Textbegriff (formulation), sondern auch der Begriff
der „Welt“ - also „Weltsegment“ (segment of the universe) machen den Prozess der
Übertragung mit gleichwertiger Bedeutung aus. Die Welt bezeichnet den
Sachverhalt außersprachlicher Art, der im Text zugleich interpretiert wird. Dieses
Interpretieren wird durch eine Annäherung der Bedeutung festgestellt. In der Poesie
kommen außerdem Aspekten wie Metrum, Rhythmus, Klang, Position im Satz- und
Textgefüge semantische Bedeutung zu. Bei Auffächerung solcher semiotischen,
grammatischen und ästhetischen und semantischen Aspekte lässt sich die Einsicht
allgemein nachvollziehen, dass es eine exakte Übersetzung nicht geben kann:
Languages are systems of arbitrarily selected, but conventionalized signs
which

serve


to

convey

arbitrarily

selected,

but

conventionalized

meanings….If we insert what we just said about languages in general, we
can expand this trivial statement into something more meaningful: The
system of form and meaning in language A may be similar to that in
language B, but is never identical with it. This statement has a very simple,
yet very important corollary: There is no completely exact translation….
There are only approximations, and the degree of similarity possible between
original and translation depends on the degree of similarity between the
systems of form and meaning in the two languages involved. 3
Harald Weinrich aber auch Werner Winter haben angemerkt, dass Übersetzen an
natürliche Grenzen der Unübersetzbarkeit stưßt. Damit zeigen sie eine
grundsätzliche Grenze auf, die in unserem Zeitalter der maschinell unterstützten
3

W.Winter – ebenda - Zugriff am 23.03.2015

10



oder gar automatisierten Übersetzung wie eine Mahnung zu verstehen ist, dass der
Text in der Zielsprache nicht deckungsgleich sein kann mit dem Text in der
Ausgangssprache.

Der Vordenker der automatisierten Übersetzung: Anthony G. Oettinger schreibt
denn auch sinngemäß, dass die Übersetzung eine Umwandlung von Zeichen der
einen durch Zeichen eine anderen Sprache zu verstehen ist (vgl. Kittel u.a. 2007:
346). In diesem Prozess soll die Sinn-Identität bzw. die Äquivalenz zwischen
Ausgangsprache-Elementen und Zielsprache-Elementen zum Maßstab werden.
,,Translating may be defined as the process of transforming signs or
representations into other signs or representations. If the originals have some
significance, we generally require that their images also have the same
significance, or, more realistically, as nearly the same significance as we can
get. Keeping significance invariant is the central problem in translating
between natural languages.
Interlingual translation can be defined as the replacement of elements of one
language, the domain of translation, by equivalent elements of another
language, the range.”4
Äquivalenz bei Oettinger bemisst sich daran, ob der Sinn erhalten bleibt. Er fordert,
dass der Sinn zu wahren ist. Nach Oettinger kann der Übersetzungsprozess nur
durch ein einfaches Modell umgesetzt werden, bei dem äquivalente Ketten
natürlicher Sprachen festgelegt und zugeordnet werden. Die Sinnbedeutung in der
Zielsprache soll durch die Übersetzung als relativ adäquat erreicht werden „as
nearly the same significance as we can get”. Faktoren wie Text und Empfänger
kann Oettinger vernachlässigen. Das blieb in der Forschung nicht unumstritten,
zumal Faktoren wie Kontexte, pragmatische und stilistische Darstellungen, die

4


Ana Becla Translation and its importance in learning foreihgn languages at primary schools. P 1
Zugriff am 06.12.2007

11


Oettinger nicht mehr berücksichtigt, für andere Linguisten bis heute auch mit Blick
auf den zu erhaltenden Sinn von Bedeutung sind.

Die Wertschätzung des Sinns ist auch eine grundlegende Forderung bei den
Linguisten Eugene Albert Nida und Charles Russell Taber:
„Translating consists in reproducing in the receptor language the closest
natural equivalent of source-language message, first in terms of meaning and
secondly in terms of style…. Translating must aim primarily at “reproducing
the message”. To do anything else is essentially false to one´s task as
translator.”(vgl. Nida/Taber 2003: 12)
Nida

und

Taber

Übersetzungstheorie.

gelten
Für

als
sie


Begründer
ist

der

Übersetzen

funktional-äquivalenten
die

Wiedergabe

der

Quellensprachnachricht durch die nächste äquivalente Methode in der Zielsprache
in Bezug auf Semantik und Stil. Der Übersetzer trägt in erster Linie Verantwortung
für den Inhalt und in zweiter Linie für den Stil der Übersetzung des Ausgangtextes.
Außerdem sollen die Entsprechungen in der Zielsprache nicht nur „closest
equivalent”, sondern auch ,,natural equivalent” sein. Im Begriff der natürlichen
Äquivalenz setzen sie sich von der wortwörtlichen Entsprechung ab und lassen zu,
dass der Text in der Zielsprache eine Dynamik ist, die auch in der Zielsprache
angelegt ist.

Der Sinn der Textverarbeitung auf Wort- wie Satzebene macht also den Kern der
Übersetzungstätigkeit aus. Dazu gehören auch stilistische Elemente. Solch
Erkenntnisse

finden

wir


auch

bei

dem

deutschen

Wegbereiter

der

Übersetzungswissenschaft wieder. Wolfram Wilss stellt die Übersetzung als einen
Prozess dar, der sich in zwei andere Phasen gliedert: die Verstehensphase, in der
Inhalt und Stil des Ausgangstext analysiert werden, und die Rekonstruktionsphase,
in der die Mitteilungen des Ausgangstextes in den Entsprechungen der Zielsprache
reproduziert

werden.

In

dieser

12

Phase

sind


kommunikative


Äquivalenzgesichtspunkte

wie

Kontexte,

Orts-/

Zeitbezug,

Pragmatik

...

zuberücksichtigen. (vgl. Wilss 1977: 12, z.n Le Hoai An 2011: 188)
„Übersetzen ist ein Textverarbeitungs- und Textverbalisierungsprozess, der
von einem ausgangssprachlichen Text zu einem möglichst äquivalenten
zielsprachlichen Text hinüberführt und das inhaltliche und stilistische
Verständnis der Textvorlage voraussetzt. Übersetzen ist demnach ein in sich
gegliederter Vorgang, der zwei Hauptphasen umfasst, eine Verstehensphase,
in der der Übersetzer den ausgangssprachlichen Text auf seine Sinn- und
Stilintention hin analysiert, und eine sprachliche Rekonstruktionsphase, in
der

der


Übersetzer

ausgangssprachlichen

den

inhaltlich

Text

unter

und

stilistisch

optimaler

analysierten

Berücksichtigung

kommunikativer Äquivalenzgesichtspunkte reproduziert.“
Sinn und Stil, Funktion und Form sind jeweils ein Vergleichsgrưße (tertium
comparationis), die für die Beurteilung einer Übersetzung Anwendung finden.
Diesen Ansatz von Wolfram Wilss setzen M. Vannerem/M. Snell-Hornby fort, die
Übersetzen ebenfalls als einen zweiphasigen Prozess ansehen. Sie beschreiben den
Prozess detailliert und gründlich.
„Beim Verstehen von Text A geht der Übersetzer von einem vorgegebenen
frame aus, nämlich dem Text und seinen linguistischen Komponenten.

Dieser Text nun wurde von einem Autor erstellt, der dabei von seinem
eigenen Erfahrungshintergrund, seinem Repertoire an z.T. prototypischen
Szenen ausging. Der Gesamt-frame des Textes (und alle grưßeren und
kleineren frames innerhalb des Textes) lösen kognitive scenes in der
Vorstellung des Lesers aus.“
„Ausgehend von den erfassten scenes muss er [der Übersetzer] nach
passenden frames in der ZS suchen, welche die gewünschten scenes beim
Adressaten der Übersetzung hervorrufen. Zu diesem Zweck hat er laufend
Entscheidung zu treffen, wobei er auf seine Beherrschung der ZS angewiesen
ist. Er muss sich vergewissen, dass die von den scenes aufgerufenen frames
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auch wirklich adäquat sind für die scenes, die sie aufrufen sollen. Wo
beispielsweise der AS-Text in ganz besonderer Weise Expressivität aufweist,
also stilistisch markiert ist, sollte er je nach Zweck der Übersetzung
versuchen, durch die Mittel der ZS ähnliche Expressivität zu erreichen, oder
an anderer Stelle zu kompensieren. In letzter Instanz ist also der frame der
ZS maßgebend für seine Entscheidung.“(vgl. Vannerem/Snell-Hornby, z.n.
Koller 2004: 93)
Aus ihrer Perspektive besteht der Übersetzungsvorgang aus zwei Prozessen,
nämlich

Verstehensprozess

und

Übersetzungsprozess.

In


der

ersten

textverstehenden Phase (Analyse) geht der Übersetzer vom sprachlichen Material
(frames)

aus.

Das

sprachliche

Material

hiervon

sind

Mitteilungen

des

Ausgangstextes in bestimmtem Kontext zu verstehen. Der Übersetzer basiert auf
den erfassten Szenen in der Ausgangssprache und sucht dann in der
Textprozierenden Phase (Synthese) nach den entsprechenden Rahmen in der
Zielsprache. In ihrer Definition haben die beiden Wissenschaftler große
Aufmerksamkeit auf Übersetzungseinheiten, Übersetzungsmethoden, ... , die großen
Einfluss auf das Übersetzen haben, gelenkt.


Der Tübinger Linguist Gerhard Jäger hebt die Begriffe: Äquivalenz und
Kommunikation hervor. Darin sind die anderen Aspekte wie Form und Stil
aufgehoben.
„Das Wesen der Translation besteht darin, die Kommunikation zu sichern,
und zwar auf die spezielle, sie von der heterovalenten Sprachmittlung
abgrenzenden Weise, dass der kommunikative Wert eines Textes z.B. einer
Sprache LA bei der Umkodierung in beispielsweise eine Sprache L B erhalten
bleibt, so dass LA-Text und LB-Text kommunikativ äquivalent sind. Das
Wesen der Translation - wie der Kommunikation überhaupt - liegt somit im
Extralinguistischen, im linguistischen (sprachlichen) Bereich vollzieht sich
aber die Translation: Sie ist in ihrer Erscheinungsform ein sprachlicher
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Prozess, bei dem einem Text einer Sprache LA ein Text einer Sprache LB
zugeordnet wird, der dem Text der Sprache LA kommunikativ äquivalent
ist.“ (vgl. Jäger 1975: 36 z.n. Koller 2004: 93)
Die Bewahrung des kommunikativen Werts des Ausgangstextes im Zieltext ist
Kernleistung der Übersetzung. Äquivalenz der beiden Texte ist kommunikative
Äquivalenz. (Vgl. Hoai An Le, 2011: 9) Was aber ist dann kommunikative
Äquivalenz, fragt der Schweizer Linguist Werner Koller.
Koller (2004) greift auf diese Diskussion zurück und kommt zu dem Schluss, dass
Übersetzen die Übertragung eines Texts oder einer Mitteilung in eine andere
Sprache ist. Er hält fest, dass die gute Übersetzung Äquivalenzforderungen erfüllen
muss, bei denen Aspekte wie Form, Stil, Rhythmus, Äquivalenz in Wörten Sätzen
Textteilen, Textganzem Berücksichtigung zu finden haben. Ob Übertragung,
Wiedergabe, oder Nachdichtung, die Übersetzung ist dann eine adäquate Botschaft
aus der Quellsprache, wenn sie dem Sinne entspricht und der kommunikativen
Funktion gerecht wird.

1.2. DIE ÄQUIVALENZ BEIM ÜBERSETZEN
Übersetzungsäquivalente werden als das zentrale Konzept von jeder Studie über
Übersetzung und Übersetzungstheorie betrachtet (Munday 2001; Baker 2005).
Savory (1968, z.n. Le Hung Tien, 2010: 141-143) hat eine sehr berühmte Liste
zusammengestellt,

die

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widersprüchliche

Vorstellungen

von

Übersetzungsäquivalenten zusammenfasst. Hier sind einige Beispiele:
 Die Übersetzung muss die Wörter des Originals übersetzen.
 Die Übersetzung muss die Ideen des Originals übersetzen
 Die Übersetzung muss genau so gleich wie das Original sein.
 Die Übersetzung muss den Stil des Originals widerspiegeln.
 Die Übersetzung muss den Stil des Übersetzers übertragen.
In drei Richtungen wird Übersetzungsäquivalenz diskutiert (vgl. Savory 1968, z.n.
Le Hung Tien, 2010: 141-143):

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Die erste Gruppe (Catford, Nida, Koller, Toury) ist der Meinung, dass
Äquivalenz die Voraussetzung für die Übersetzung und auch das Ziel der

Übersetzung ist. Äquivalenz kann man beim Übersetzen erreichen.
Snell – Hornby, Gentzler sind der Meinung, dass die Übersetzungsäquivalenz
nicht praktikabel ist und die Forschung der Übersetzung behindert.
Die dritte Gruppe umfasst Forscher, die in ihren Ansichten neutral sind. Der
typische Vertreter dieser Gruppe ist Baker. Er hält die Äquivalenz für eine nützliche
Klassifikation zur Beschreibung und Erforschung von Übersetzungen. Es sei
unmöglich, eine radikale Äquivalenz in der Übersetzung zu erreichen, aber auf einer
gewissen Ebene sei die Äquivalenz immer noch von Übersetzern beim Übersetzen
angestrebt und akzeptiert.
1.2.1. Der Äquivalenzbegriff
Es gibt viele verschiedene Meinungen über den Ursprung des Äquivalenzbegriffs.
Bisher besteht keine Einigkeit. Wilss (1977: 159, z.n. Reiß/Vermeer, 1991:128) hält
aufrecht, dass der Terminus Äquivalenz eine Anleihe bei der mathematischen
Fachsprache ist, wo man von Äquivalenz spricht, „wenn zwischen den Elementen
(zweier) Mengen eine umkehrbar eindeutige Zuordnung möglich ist“. Diese
Vorstellung lässt aber auch ihre Grenzen erkennen, weil die Übersetzung nur richtig
ist, wenn es sich um 1:1-Entsprechungen für alle Elemente eines Ausgangstextes
handelt und eine „umkehrbar eindeutige“ Zuordnung der Zieltext-Elemente zu
Ausgangstext-Elementen möglich wird. Die Übersetzung wird in diesem Fall richtig
wie eine Maschine durchgeführt. In der Praxis gilt dies Konzept nicht für alle
wissenschaftlichen Fachsprachen, insbesondere nicht ? im Bereich der kulturellen
Bildung. Im Gegensatz zu Wilss Ansicht vertritt Jäger (1968: 37, z.n.
Reiß/Vermeer, 1991: 128) die Auffassung, dass Äquivalenz aus der logistischen
Fachsprache

genommen

wurde.

Er


meint,

dass

die

Logik

eine

Voraussetzungswissenschaft für eine Theorie der bilingualen Translation ist (vgl.
Reiß/Vermeer, 1991: 128).

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