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Bedeutungswandel in der deutschen spracheam beispiel der modalverben

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NATIONALUNIVERSITÄT HANOI
FREMDSPRACHENHOCHSCHULE
FAKULTÄT FÜR POST-GRADUIERTE
**************

BÙI LINH HÀ

BEDEUTUNGSWANDEL IN DER DEUTSCHEN SPRACHE
AM BEISPIEL DER MODALVERBEN
BIẾN ĐỔI NGHĨA TRONG TIẾNG ĐỨC
DỰA TRÊN VÍ DỤ CỦA ĐỘNG TỪ TÌNH THÁI

MASTERARBEIT

Studienfach: Germanistik
Studienfachnummer: 60220205

Hanoi, 2014


NATIONALUNIVERSITÄT HANOI
FREMDSPRACHENHOCHSCHULE
FAKULTÄT FÜR POST-GRADUIERTE
**************

BÙI LINH HÀ

BEDEUTUNGSWANDEL IN DER DEUTSCHEN SPRACHE
AM BEISPIEL DER MODALVERBEN
BIẾN ĐỔI NGHĨA TRONG TIẾNG ĐỨC
DỰA TRÊN VÍ DỤ CỦA ĐỘNG TỪ TÌNH THÁI



MASTERARBEIT

Studienfach: Germanistik
Studienfachnummer: 60220205
Gutachter: Dr. Gerhard Jaiser

Hanoi, 2014


ERKLÄRUNG
Hiermit erkläre ich an Eidesstatt, dass ich vorliegende Masterarbeit
selbstständig angefertigt und keine andere Literatur als die angegebenen benutzt habe.
Alle Stellen, die wörtlich oder sinngemäß aus Veröffentlichungen oder anderen
Quellen entnommen sind, sind als solche kenntlich gemacht.

Hanoi, November 2014

Bùi Linh Hà

i


DANKSAGUNG
An dieser Stelle möchte ich mich herzlich bei allen bedanken, die mich bei der
Anfertigung dieser Arbeit in den vergangenen Monaten mit Rat und Tat unterstützt
haben.
Meinem Gutachter, Dr. Gerhard Jaiser, danke ich für die wissenschaftliche
Unterstützung und die immer konstruktiven Vorschläge.
Auch Dr. Le Tuyet Nga sei für ihre vielfältigen thematischen Anregungen

gedankt.
Prof. Dr. Karen Schramm und den KollegInen am Herder-Institut (Universität
Leipzig)

danke

ich

für

die

wertvolle

Unterstützung

während

meines

wissenschaftlichen Aufenthalts in Deutschland.
Meinen FreundInnen und KollegInen herzlichen Dank für die Hilfe bei der
Materialienrecherche, das kritische Korrekturlesen der Arbeit und ihren konstruktiven
Vorschläge.
Mein ganz besonderer Dank gilt abschließend meinen Eltern, die mir stets
helfend zur Seite standen.

ii



ÜBERBLICK
Die vorliegende Arbeit versteht sich als eine Erarbeitung der mehreren Aspekte
des Bedeutungswandel der deutschen Sprache, mit dem Ziel einer an befasster Theorie
und aus Korpora gesammelten Belegen ausgerichteten Verankerung der Entstehung
des semantischen Wandels.
Die Theorie beruht auf folgenden Blickpunkten: allgemeine Begriffe wie Lexem
und Semem, der Begriff Bedeutungswandel samt seiner Definition, nebenbei auch die
Ursachen, Typen / Wesen und Folgen des Bedeutungswandels; darüber hinaus soll eine
Darstellung der sprachgeschichtlichen Phasen in der Deutschen Sprache behandelt
werden. Nach der betrachteten theoretischen Teilen wird es dann beabsichtigt, anhand
der Korpora die Bedeutungsentwicklung der deutschen Modalverben (dürfen, müssen,
können, mögen, sollen, wollen) zu untersuchen.

iii


INHALTSVERZEICHNIS

1. Einleitung ..................................................................................................................1
1.1.

Problemstellung .................................................................................................1

1.2.

Zielsetzung und Aufbau .....................................................................................2

1.3.

Stand der Forschung ...........................................................................................4


1.4.

Methodik und Vorgehensweise ..........................................................................6

2. Theoretische Grundlagen ..........................................................................................8
2.1.

Allgemeines .......................................................................................................8

2.1.1.

Zum Begriff Lexem / Wort ..........................................................................8

2.1.2. Semem / Bedeutung ...................................................................................... 11
2.2. Bedeutungswandel ..............................................................................................14
2.2.1. Zum Begriff Bedeutungswandel ...................................................................14
2.2.2. Klassifikation des Bedeutungswandels .........................................................16
2.2.3. Ursachen des Bedeutungswandels ................................................................25
2.2.4. Folgen des Bedeutungswandels ....................................................................29
2.2.5. Invisible-Hand-Prozess .................................................................................33
2.2.6. Überblick über die Perioden deutscher Sprachgeschichte ............................34
2.3. Zur Bedeutungsbeschreibung ..............................................................................41
2.4. Semantische Relationen ......................................................................................46
2.4.1. Polysemie ......................................................................................................46
2.4.2. Synonymie ....................................................................................................48
2.4.3. Hyponymie / Hyperonymie ..........................................................................49
iv



2.4.4. Oppositionen / Antonymie- und Inkompatibilitätsrelationen .......................50
2.4.5. Wortfelder .....................................................................................................51
3. Praktische Untersuchung ...........................................................................................52
3.1. Überblick über die deutschen Modalverben .......................................................52
3.2. Betrachtung der Bedeutungsentwicklung von deutschen Modalverben .............59
3.2.1. dürfen ............................................................................................................60
3.2.2. müssen...........................................................................................................65
3.2.3. können ...........................................................................................................67
3.2.4. mögen ............................................................................................................68
3.2.5. sollen .............................................................................................................70
3.2.6. wollen ............................................................................................................73
4. Fazit ...........................................................................................................................76

v


ABKÜRZUNGEN
A

Akkusativ

ahd.

althochdeutsch

alem.

alemannisch

bair.


bairisch

D

Dativ

fnhd.

frühneuhochdeutsch

G

Genitiv

MA

Master

mhd.

mittelhochdeutsch

N

Nominativ

Prä.

Präteritum


Sg.

Singular

vi


ABBILDUNG UND TABELLE

Abbildung / Tabelle

Seite

Abbildung 1: Ein semiotisches Modell

21

Tabelle 2. Klassifikation des Bedeutungswandels (nach

31

Assoziationsprinzipien)
Tabelle 3. Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte

42

Tabelle 4. Typen von Opposition

57


Tabelle 5. Bedeutungsbeschreibung der deutschen Modal-

62

verben und ihre Nuancen bei deontischen Verwendungsweise
Tabelle 6. Varianten der Vermutungsäußerung von deutschen

65

Modalverben bei epistemischer Verwendung
Tabelle 7. Übersicht der Bedeutungsentwicklung der deutschen
Modalverben

vii

81


1. Einleitung
1.1. Problemstellung
„Wandlung ist notwendig wie die Erneuerung der Blätter im Frühling“.
(Vincent van Gogh)
Nichts ist ewig, alles verändert sich, von einer zu anderer Form. Auch Sprache ist
keine Ausnahme, sie ist über die Jahrhunderte nicht gleich bleibend; und wie jedes
Erzeugnis menschlicher Kultur ist die Sprache ein Gegenstand der geschichtlichen
Betrachtung. Ihre Eigenschaften in Bezug auf Phonologie, Morphologie, Syntax,
Lexikologie und Semantik, etc. sind im ständigen Wandel. Krank (ein krankes Pferd)
bedeutete im Mittelhochdeutschen nur ein schwaches, jedoch kein im heutigen Sinn
erkranktes.1 Geselle ist ursprünglich motiviert als ‚einer, der mit anderen zusammen

lebt, wohnt„;

und es erfolgt die Erweiterung auf ‚Geliebter„; all diese

Bedeutungsvarianten gehen aber mit der heutigen Anwendung auf den ausgelernten
Handwerker verloren.2 Trauben kann man lesen, das Verb lesen wird hier in der
Ursprungsbedeutung auflesen, sammeln und in Bezug auf konkrete Dinge angeführt.3
Diese Beispiele zeigen, dass Wörter im Laufe der Zeit ihre Bedeutung verändern. Also
waren viele heutige Bedeutungsvarianten vor wenigen hundert Jahren noch nicht
vorhanden, hingegen kennen wir heute nicht mehr die damals gebrauchten
Bedeutungen. Das heißt Wörter nehmen neue Bedeutungen an und legen alte
Bedeutungen ab.
Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich die vorliegende Arbeit mit einem Zweig der
Sprachwissenschaft – der historischen Semantik, die schon eine lange Tradition hat,
also der historischen Semantik. In der Arbeit sind nicht nur die Grundlagen der
Bedeutungstheorie bzw. des Bedeutungswandels zu lesen, sondern auch eine
1

Vgl. Nübling 2010, 108.

2

Vgl. Schippan 2002, 254.

3 Vgl. Bechmann 2013, 17.

1


Erforschung sowie Beschreibung von den semantischen Entwicklungen von

Modalverben darzustellen.
1.2. Zielsetzung und Aufbau
Warum macht es Sinn, einen Rückblick auf die Vergangenheit zu werfen, wenn man
sich mit einer modernen Sprache beschäftigt? Eine diachronische Perspektive
brauchen wir, da sie eine Vervollkommnung unseres sprachlichen Wissens ist. Mit
diesem gewonnenen Wissen können wir Besonderheiten und sogar normale
Phänomene der heutigen deutschen Sprache, die erst in historischer Perspektive
verständlich werden können, erklären. Diese Entwicklung des Deutschen betrifft nicht
nur das grammatische System, sondern auch den Wortschatz, die Aussprache und die
Orthographie.4 Was gestern häufiger gebraucht wurde, wird heute nur selten
verwendet, wie Fräulein, allerorts oder daß. Infolgedessen zeigt es sich, dass
Sprachgeschichte für das Erlernen einer Sprache von großer Relevanz ist, da sie die
Regeln und Ausnahmen des sprachlichen Systems klarer erläutert und die
Veränderungen und Weiterentwicklung der Sprache darstellt.
Aus welchem Grund ist das Thema Bedeutungswandel der behandelte Gegenstand
dieser Arbeit? Der Bedeutungswandel verändert den „inneren Gehalt der Wörter. Die
ursprüngliche Assoziation zwischen dem Wort und der durch dasselbe bezeichneten
Vorstellung wird verändert.“5 Wer also nicht weiß, dass in einem mittelhochdeutschen
Text das Wort fabelhaft nicht ‚ausgezeichnet, fantastisch„ bedeutet, sondern sich nur
auf etwas bezieht, das erdichtet ist beziehungsweise einer Fabel entspricht, 6 der muss
zu falschen Bedeutungen kommen. Eins ist zu ermitteln, dass viele Aufsätze, die schon
seit hunderten Jahren vorhanden waren, die Gegenstände der Wissenschaften unserer
Zeit sind. Treffende Beispiele dafür sind literarische Texte (Goethes Werke, etc.) oder
4

Vgl. Schmid 2009, 1.

5

Wundt 1922, 369f. (Google Books)


6

Vgl. Keller / Kirschbaum 2003, 50.

2


sprachwissenschaftliche Texte (Saussures Arbeiten, etc.). Wenn die gebrauchten
Bedeutungen

in

solchen

originellen

Texten

nicht

aus

dem

Sinne

des

Bedeutungswandels betrachtet werden, führt es zur einer unbekannten Fülle von

falschen Interpretationen und Missverständnissen, die auf falschen Schlussfolgerungen
beruhen. Aus diesem Grund ist eine Betrachtung semantischen Wandels erforderlich
für (Sozial-)Wissenschaftler im Einzelnen und Interessenten im Allgemeinen. Neben
der Ermittlung des „Erkenntnisprozesses“7, schließt der Bedeutungswandel aber auch
„die Möglichkeiten der sprachlichen Beeinflussung und Lenkung des Menschen [...],
und somit auch die „künftige[n] Veränderungen“.8
Die Aspekte, unter denen das Thema „Bedeutungswandel der deutschen Sprache, am
Beispiel der Modalverben“ in der vorliegenden Arbeit betrachtet werden, dienen dem
Zweck, die Prozesse der Entstehung des semantischen Wandels zu verankern und zu
belegen. Nach den betrachteten theoretischen Teilen wird dann beabsichtigt, anhand
der Korpora die Bedeutungsentwicklung der deutschen Modalverben (dürfen, müssen,
können, mögen, sollen, wollen) zu untersuchen.
Die Arbeit wird außer der Einleitung grundsätzlich in zwei Teile gegliedert, nämlich
einen theoretischen und einen praktischen Teil. Um folgende Punkte handelt es sich im
theoretischen Teil der Arbeit: allgemeine Begriffe wie Lexem und Semem, der Begriff
Bedeutungswandel samt seiner Definition, nebenbei auch die Ursachen, Typen / Wesen
und Folgen des Bedeutungswandels; darüber hinaus soll eine Darstellung der
sprachgeschichtlichen Phasen in der Deutschen Sprache behandelt werden.
Doch nicht nur die reinen theoretischen Grundlagen sollen erreicht werden, es gilt
auch zu betrachten, wie diese Thesen in einem praxisbezogenen Teil demonstriert

7

Schippan 1976, 169.

8

Ebd.

3



werden sollen. Als praktische Untersuchung soll das analysierte Material, das aus
Modalverben dürfen, können, mögen, müssen, sollen, wollen besteht, ein Versuch sein,
die Thesen nochmal zu stützen, und ausbreiten, dass die Leser selbst die
Verständlichkeit der in der Arbeit vorhandenen Erklärungsansätze überprüfen und auch
ihre eigenen oder bessere Hypothesen entwerfen können.
1.3. Stand der Forschung
Bedeutungswandel ist ein Begriff, der im 19. Jahrhundert aufkam. Die erste Theorie
des Bedeutungswandels erwähnte K. Reisig 1826 / 1827 in seinen „Vorlesungen über
lateinische Sprachwissenschaft“.9 Und bereits im Jahre 1884 wurde die Arbeit „Die
psychologischen Bedingungen des Bedeutungswandels der Wörter“ von A. Rosenstein
veröffentlicht. Also die Untersuchungen haben zum semantischen Wandel der Wörter
eine lange Tradition. Trotzdem gibt es noch nicht so viele Möglichkeiten von Arbeiten,
die auf praktischen Untersuchungen aufbauen. Die Mehrheit der vorhandenen Arbeiten
eignet sich eher gut für die Erarbeitung der theoretischen Grundlagen, wie Hermann
Pauls „Prinzipien der Sprachgeschichte“ (1898) oder „Historische Sprachwissenschaft
des Deutschen. Eine Einführung in die Prinzipien des Sprachwandels“ von Nübling
sowie eine Arbeit von Dietrich Busse „Semantischer Wandel in traditioneller Sicht“,
etc.
Unter praxisbezogenen Schilderungen zum Bedeutungswandel verdient die Arbeit von
Andreas Blank „Prinzipien des lexikalischen Bedeutungswandels am Beipiel der
romanischen Sprachen“10 (1997) besondere Aufmerksamkeit. In dieser umfangreichen
Arbeit setzt sich Blank mit verschiedenen Auffassungen über Bedeutung und
Bedeutungswandel (von Cicero, Nyrop, Stern bis Trier) auseinander; außerdem
bearbeitet der Autor ein System vom Wesen und Prozess des Bedeutungswandels,

9

Reisig 1826/27. Zitiert nach Haase (1926)In: Vorlesung über lateinische Sprachwissenschaft, S.171 – 183.


10

Blank, 1997.

4


seine psychologischen Grundlagen sowie seine Folgen. Der ausführlichste Teil der
Untersuchung wird über Motiven und Verfahren des Bedeutungswandels dargestellt.
Einen Beitrag zum Thema Bedeutungswandel leistet Gerd Fritz 1998 mit der
„Historische[n]
Grundlagen

Semantik“.

sowie

einer

Den
kurzen

bedeutungstheoretischen
Schilderung

von

und


methodischen

Forschungstradition

und

Bedeutungstheorien in der historischen Semantik folgen vielfältige semantischen
Wandel

betreffende

Beispiele

in

verschiedenen

lexikalischen

Teilbereichen

(Substantive, Verben, Adjektive und Partikel).11
Die

2003

erschienene

Arbeit


von

Rudi

Keller

und

Ilja

Kirschbaum

„Bedeutungswandel. Eine Einführung“ bietet neben den Bemerkungen zur Theorie des
semantischen Wandels (Verfahren, Folgen und der Invisible-Hand-Prozess) auch eine
Darstellung

der

untersuchten

Adjektive

aus

den

Textpassagen

aus


dem

„Simplicissimus“ von Grimmelshausen und vor allem aus Goethes „Dichtung und
Wahrheit“.12 In dieser Arbeit werden theoretische Grundlagen und eine praktische
Untersuchung, die untersuchten Adjektiven, gleichzeitig dargestellt, so dass der
praktische Teil eine gute Ergänzung der theoretischen Ausführungen bilden kann.
Aus der ausführlichen Recherche stellt es fest, dass in der sprachhistorischen
Forschung prinzipiell theoretische Arbeiten dominieren. Infolgedessen scheint es
angemessen und sinnvoll, die vorliegende Arbeit zu erfassen, die sich neben
theoretischen Grundlagen auch auf eine Darstellung der Entwicklung ausgewählter
Modalverben bezieht.

11

Vgl. Fritz/Gloning 1997, Vorwort.

12

Vgl. Keller/Kirschbaum 2003, Vorwort.

5


1.1. Methodik und Vorgehensweise
In der vorliegenden MA-Arbeit wird der Bedeutungswandel unter Berücksichtigung
von zusammenführenden Theorien und untersuchten Beispielen dargestellt.
In Hinsicht auf die theoretischen Grundlagen lässt sich vorhandenes, in der
Sekundärliteratur veröffentlichtes Wissen zu dem Thema Bedeutungswandel
zusammenfassen. Mit anderen Worten wird in diesem Teil diskursiv und induktiv
behandelt: Thesen von verschiedenen Wissenschaftlern, wie Blank, Kirschbaum oder

Fritz, etc., werden erörtert, zu der Fragestellung von befasster Arbeit gegeneinander
abgewogen und dabei werden auch Beispiele zum Erörtern angeführt.
Zum Ziel als Stützung des theoretischen Teils und als ein nützlicher Beweis, um auf
die Fragestellung eine Antwort geben zu können, dient der zweite Teil der Arbeit, und
zwar die praktische Untersuchung. In diesem Teil wird eine sorgfältige semantische
Analyse durchgeführt. Bei der Bedeutungsbeschreibung der Lexeme werden deutsche
einsprachige Wörterbücher zu Rate gezogen. Diese Nachschlagewerke liefern
zahlreiche wertvolle Informationen zu der Bedeutungsveränderung der Lexeme. Aus
der Vielfalt der Wörterbücher werden folgende gewählt:
-

Duden Herkunftswörterbuch, Etymologie der deutschen Sprache, Band 7, 2007.

-

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Internetausgabe,

/>-

Langenscheidt das Großwörterbuch

-

Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 23., erw. Aufl.

Berlin, New York: de Gruyter, 1999.
Doch kann man nicht lediglich auf der Grundlage von Wörterbüchern arbeiten. Um
den Gebrauch von sprachlichen Ausdrücken zu verstehen, muss man sie in ihrem Satz, Text- und Kommunikationszusammenhang sehen. Infolgedessen wird in der Arbeit
6



auch viel Belegmaterial vorgeführt und erörtert. Und es wird daher die
Korpusmethode13 angewendet. Also, eine Sammlung von geeigneten Primärquellen,
Korpus genannt, ist

zusammenzustellen. Als gutes Hilfsmittel stehen

die

elektronischen Texte in großer Zahl zur Verfügung. Ein Beispiel dafür ist das Digitale
Wörterbuch der deutschen Sprache (www.dwds.de/), das mit elektronischen
Textkorpora verknüpft, die das Jahre 1900 – 2000 umfassen. Alle beschriebenen
Sememe werden mit den Textstellen belegt, „da der Kontext, in dem die Wörter
auftreten, für die Interpretation der einzelnen Bedeutungsvariante ausschlaggebend
ist.“14 Eine andere hilfreiche Quelle sind die elektronischen Korpora des Instituts für
deutsche Sprache (Mannheim) vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart, die auch
online

verfügbar

sind

(www.ids-mannheim.de).

Oder

beim

Deutschen


Wortschatzportal der Universität Leipzig steht auch nützliche Recherchenquelle zur
Verfügung, die auch im Internet zu finden ist ( Dort
kann man auch aus dem gewählten Korpus Kollokationen für ein Wort anzeigen
lassen. Die Arbeit behandelt auch historischen Aspekt, daher spielen ebenfalls die
diachronen Korpora eine große Rolle: das Korpus MHDBDB stellt eine große
Sammlung von wichtigen mittelhochdeutschen literarischen Werken zur Verfügung,
das unter zu finden ist.
Die Betrachtung der semantischen Entwicklung der ausgewählten Modalverben wird
wie folgt durchgeführt: die Form sowie die Sememe eines Modalverbs werden in
Herkunftswörterbüchern nachgeschlagen und in der Arbeit aufgelistet. Eine gute
Grundlage für die Betrachtung der semantischen Entwicklung von den Modalverben
schaffen zahlreiche Aufsätze, die den Bedeutungswandel der deutschen Modalverben
behandeln, z.B. die von Fritz. Jedes beschriebene Semem wird mit dem Korpus
entnommenen Textstellen belegt.
13

Vgl. Fritz 2005, 27.

14

Biskup 2011, 12.

7


2.

Theoretische Grundlagen

2.1. Allgemeines

2.1.1. Zum Begriff Lexem / Wort
Mit dem Begriff Lexem haben sich viele Sprachwissenschaftler beschäftigt. Im
Folgenden referiere ich die Ansichten von Löbner, Schippan und Bußmann. Darüber
hinaus wird auch der Begriff vom Wort in der Korpuslinguistik diskutiert, da sich diese
Arbeit viel mit Korpuslinguistik befasst.
Löbner vertritt die Meinung, dass Lexeme bzw. Lexikoneinheiten einfache oder
komplexe Ausdrücke seien, die lexikalische Bedeutung tragen.15 Einfache Ausdrücke
sind die einzelnen Wörter mit lexikalischer Bedeutung. Dies wird als die gespeicherten
Bedeutungen vom Lexikon verstanden, die wir im Kopf zur Verfügung haben.16 Die
komplexen sind zusammengesetzte Ausdrücke, die besondere Bedeutung tragen, die
die Sprecher selbst auswendig lernen müssen, die kompositionale Bedeutung genannt
wird.17 Beispielsweise Idiome / Redewendungen wie blau machen. Lexeme bilden die
Bausteine des Wortschatzes, also das Lexikon einer Sprache, das sich im Kopf eines
Sprachbenutzers speichern lässt. Löbner ist auch davon überzeugt, dass lexikalische
Bedeutung nicht mit der Bedeutungsbeschreibung in Wörterbüchern / Lexika zu
verwechseln sei. Der Grund dafür sei, dass Wörterbücher die Bedeutung der Wörter
durch Paraphrasen beschreiben. Infolgedessen muss man ein weiteres Mal die
Bedeutung der einzelnen Wörter nachzuschlagen, um diese Umschreibung zu
verstehen. Die im Kopf der Sprachbenutzer gespeicherten lexikalischen Bedeutungen
sind in der Regel Konzepte, sie werden nicht durch andere Wörter paraphrasiert.
Lexeme sind auch sprachliche Einheiten innerhalb eines Sprachsystems, die nach den

15

Vgl. Löbner 2003, 54.

16

Ebd., 14.


17

Ebd.

8


Regeln des Sprachsystems aufgebaut sind und in Phrasen bzw. Sätzen eingebaut sind.
Und daher sind die Lexeme in unterschiedliche grammatische Kategorien eingeteilt,
einschließlich inhärenter grammatischer Eigenschaften und grammatischer Formen.
Und jede grammatische Form hat eine gesprochene und orthographische Form, auch
als Lautform und Schriftform verstanden. Die oben genannten Eigenschaften machen
ein Lexem aus und müssen daher im Lexikon gespeichert werden.
In der „Lexikologie der deutschen Gegenwartssprache“ (2002) von Schippan werden
Lexemen als Systemelemente, die als Einheiten des Lexikons gesellschaftlich
verfestigt und lexikalisiert sind, betrachtet.18 Schippan vertritt die gleiche Meinung wie
Löbner, dass als Lexeme benennende und verallgemeinernde Wortschatzelemente,
Einzelwörter oder feste Wortgruppen, bezeichnet werden. Lexeme sind z.B. Apfel,
Schloss,

aber

auch

klein

aber

fein


oder

herzlichen

Glückwunsch

als

Mehrwortbezeichnungen, Phraseologismen und kommunikative Formeln.19 Also,
Lexeme sind Basismorphem (Buch, gelb), Wortbildungskonstruktionen (verkaufen,
regnerisch, Fahrer) oder feste Wortverbindungen / Wortgruppen (Entscheidung treffen,
unter einen Hut bringen). Und Mehrwortlexeme werden auch als Paralexeme
bezeichnet. Und in dieser Hinsicht ist der Lexembegriff weiter als der des Wortes.
Schippan ist der Auffassung, dass man die Begriffe Wort und Lexem nicht
identifizieren solle, obwohl die beiden Termini inhaltlich übereinstimmen und häufig
in der Literatur für die Grundeinheit des Lexikons der Begriff Lexem statt Wort
verwendet werden.
Bußmann betrachtet in ihrem Buch „Lexikon der Sprachwissenschaft“ (2002) Lexem
als „abstrakte funktionale Einheit“20. Das sind abstrakte Basiseinheiten des Lexikons
auf Langue-Ebene, als das Sprachsystem, die in verschiedenen grammatischen
18

Vgl. Schippan 2002, 95.

19

Ebd., 96.

20


Bußmann 2002, 400.

9


Wortformen realisiert oder auch Teil anderer Lexeme sein können. Als ein Beispiel
lässt sich hör- anführen: hör- kann in mehreren grammatischen Wortformen
verwirklicht werden, wie in hören, hörst, hörte; oder in Hörer, Gehörtes, zuhören.
Anderer Auffassung ist Bußmann, dass Lexem im weiteren Sinn als Synonym für Wort
als lexikalische Einheite bzw. Element des Wortschatzes verwendet werden kann.
Die Meinung, dass Wort und Lexem Synonyme sind vertritt auch Haß-Zumkehr

21

.

Haß-Zumkehr ist davon überzeugt, dass sich ein Wort/Lexem in der Korpuslinguistik
auf drei Aspekte bezieht: token, type und Lemma. Token (auch laufende Wortform) ist
jede lexikalische Einheit bzw. Wortform von dem eingegebenen Wort/Lexem, die in
einem Korpustext vorkommt. Die Zahl der tokens widerspiegelt die Größe des
Korpus.22 Viele tokens eines Textes sind äußerlich identisch und bilden daher einen
type. Ein type ist eine bestimmte Schreib-, Flexions- oder Wortbildungsform.23 „Types
lassen sich in der Regel (aber nicht immer) auf eine Grundform zurückführen.“24 Und
diese Grundform, als Lemma genannt, wird in der Korpuslinguistik als das
eingegebene Suchwort betrachtet. Eine Liste von Lemmata im Hintergrund des
Recherchesystems ist Voraussetzung dafür, dass zu einem eingegebenen Suchwort alle
relevante types und dann auch die Belegstellen mit je einem token gefunden werden.25
Ein Beispiel: Wer wollen als Suchwort (Lemma) ins Recherchesystem eingibt, möchte
auch eventuell Belege zu wollte, wolle, will, wollt, aber auch zu wellen (ahd.)26
bekommen.


21

Vgl. Haß-Zumkehr 2002, 47.

22

Ebd.

23

Ebd., 48.

24

Ebd.

25

Ebd., 49.

26

Herkunft von wollen. Verfügbar unter: duden.de/rechtschreibung/wollen_moechten_wuenschen (aufgerufen
am 13.06.2014).

10


Oben werden zahlreiche Ansichten verschiedener Sprachwissenschaftler über den

Begriff Lexem dargestellt. Die vorliegende Arbeit stützt sich in hohem Grade auf die
korpusanalytische Linguistik. Daher beschäftigt sich die Arbeit viel mit Haß-Zumkehrs
Begriffen und stütze ich mich auf ihre Auffassungen bezüglich Lexem.
2.1.2. Semem/Bedeutung
Semem wird in dem Lexikon der Sprachwissenschaft als die semantische Grundeinheit
des Lexikons bezeichnet, die durch Seme (minimale Bedeutungskomponenten), welche
im weiteren Teil erwähnt werden wird.27
In „Einführung in die Semasiologie“ (1975) und „Lexikologie der deutschen
Gegenwartssprache“ (1992) gibt Schippan eine ausführliche Darstellung über den
Begriff Semem, auch lexisch-semantische Variante. Semem wird als die auf der
Langue-Ebene, also der Ebene des Sprachsystems, existierende Bedeutungsvariante
und als potentielle Bedeutung verstanden.28 Sie vertritt auch die Auffassung, dass eine
Wortbedeutung mehrere Sememe zusammenschließen kann. Ferner ist Schippan der
Meinung, dass die meisten Lexeme der deutschen Sprache mehr als ein Semem haben,
also sie sind polysem29: Neben einem dominierenden Semem, neben einer
Hauptbedeutung, haben viele Wörter noch weitere Sememe. Hier ist es zu verstehen,
dass der Unterschied zwischen Semem und Bedeutung undeutlich ist; und die Semem
und Bedeutung/Bedeutungsvarianten austauschbar benutzt werden können.
W. Schmidt unterscheidet die Haupt- und Nebenbedeutungen: die Hauptbedeutung ist
„die aktuelle Bedeutung, welche als die zu einem bestimmten Zeitpunkt
gesellschaftlich wichtigste Bedeutung bei isolierter Nennung des Wortes, also auf der
Ebene der Langue, im Bewusstsein der meisten Sprachgenossen zuerst realisiert

27

Vgl. Bußmann 2002, 595.

28

Vgl. Schippan 1992, 160.


29

Vgl. Schippan 1975, 66.

11


wird.“30 Zum Beispiel bei blau haben wir den Farbbegriff als Hauptbedeutung und
nicht etwa die Bedeutungsvariante ‚betrunken„, oder bei Käfer eindeutig die
Bedeutung ‚Insekt„ und nicht ein Autotyp von Volkswagen. „Aber nicht in allen Fällen
lä[ss]t sich die Bestimmung so einfach vornehmen, da viele Wörter eine wesentlich
kompliziertere Bedeutungsstruktur besitzen.“31 Schippan führt ein Beispiel von Jugend
an: dieses Wort besitzt mindestens drei Sememe (‚Jugendalter„, ‚Jugendlichkeit„,
‚junge Menschen„). Und sie ist der Meinung, dass es kaum festzustellen sei, welches
Semem als Hauptbedeutung zu gelten sei. Demnach ist die Bestimmung von der
Hauptbedeutung eines Wortes viel von subjektiven Faktoren abhängig.32
Möller unterscheidet in ihrer Arbeit zwischen der potentiellen und aktuellen
Bedeutung: Während die potentielle Bedeutung als Bestandteil des Lexems auf der
Ebene des Sprachsystems (Langue) gilt, ist das aktuelle Semem als eine Art Pendant
der Lexemrealisation auf der Ebene der sprachlichen Kommunikation (Parole) zu
betrachten.33 In der vorliegenden Arbeit dient das Semem als Bedeutungseinheit.
Infolgedessen wird keine Differenzierung zwischen der potentiellen und aktuellen
Bedeutung vorgenommen.
Neben den potentiellen und aktuellen Bedeutungen kommen noch die denotative und
konnotative Bedeutung in der Literatur vor, nämlich in Schippans „Lexikologie der
deutschen Gegenwartssprache“. Schippan weist darauf hin, dass denotative und
konnotative Bedeutung Gegenbegriff voneinander sind. „Die Klasse von Objekten, auf
die sich ein Formativ bezieht“34, wird als das Denotat des Lexems betrachtet. Die


30

Schmidt, 26. Zitiert nach Schippan 1975, 68.

31

Schippan 1975, 68.

32

Vgl. Ebd.

33

Vgl. Möller 1978, 29.

34

Schippan 2002, 144.

12


Bedeutung, die sich auf das Denotat bezieht, ist die denotative Bedeutung.35
Denotationen werden auch als begrifflicher Inhalt genannt. Und die Information, die
über die denotative Bedeutung hinausgehen, sind Konnotationen, welche auch mit
einem Formativ verbunden sind. Die Konnotationen, auch Nebensinn und Gefühlswert
des Wortes, signalisieren die usuellen Gebrauchsbedingungen.36 Helbig gibt auch eine
Erklärung von dem Begriff konnotativ, dass es sich nicht nur auf den reinen
Gegenstand in der Realität bezieht, sondern auch „semantische, stilistishe, emotionale,

expressive, wertende Bedeutungselemente“ enthält, die mit der Grundbedeutung
verknüpft sind.37 Zum Beispiel, das Verb ertappen hat die gleiche denotative
Bedeutung wie überraschen. Aber im Kontext von „Du glaubst, du hast mich jetzt
ertappt?“ informiert es darüber, dass es sich um eine gelockerte Gesprächsatmosphäre
handelt. Und ertappen ist konnotiert als /vertraut/ und /umgangsprachlich/.38
Die Struktur der Bedeutung beachten, und zwar die Bedeutungsintension und –
extension. Wenn wir an etwas denken und es mit Lexemen benennen, wird dann der
Bedeutungsinhalt, auch die Bedeutungsintension, festgelegt. Dann bestimmt die
Bedeutungsintension

wiederum,

worauf

das

Lexem

anwendbar

ist,

die

Bedeutungsextension, also der Bedeutungsumfang. Bedeutungsintension und –
extension sind somit „korrelative Kategorien“, bestimmen einander und können sich in
Abhängigkeit voneinander verändern.39

35


Ebd.

36

Schippan 2002, 155f.

37

Vgl. Helbig 1969. Zitiert nach Schippan 2002, 156.

38

Vgl. Schippan 2002, 157.

39

Ebd., 137.

13


2.2. Bedeutungswandel
2.2.1. Zum Begriff Bedeutungswandel
Wie gesagt, es kommt in der Realität stets zu vielfältigen Veränderungen. Die Sprache
unterliegt infolgedesssen auch Wandlungen. Diese Auffassung vertreten auch Keller
und Kirschbaum, dass alle Sprachen, so lange sie in aktivem Gebrauch sind, in einem
kontinuierlichen Wandel stehen: von dem Laut über die Regeln der Struktur des
Satzbaus

bis


hin

zum

Wortschatz

und

der

Bedeutung.40

Dabei

findet

Bedeutungswandel statt.
Nach Schippan kommt der Bedeutungswandel zustande, wenn eine ganz neue
Bedeutung sich mit ein und demselben Formativ verbindet oder die Bedeutung um
neue Sememe, neue Gebrauchssphären erweitert wird; das heißt, der Umfang der
Bedeutung verändert sich. Schippans Ansicht teilt auch Lewandowski, wobei er solche
Wandlungen zwischen der Ausdrucksseite und der Inhaltsseite eines Lexems als
Bedeutungswandel angesehen werden, bei denen sich „mit ein und demselben
Wortkörper eine neue Bedeutung verbindet oder bei denen Wortbedeutungen ihren
Anwendungsbereich verändern.“41
Blank ist der Meinung, dass die Definition des semantischen Wandels Bezug auf ein
allgemeines semiotisches Modell nehmen soll, da diese Definition von der
Bestimmung des Begriffs Bedeutung abhängt.


40

Vgl. Keller/Kirschbaum 2003, 7.

41

Lewandowski 1985, 158.

14


Abbildung 1: Ein semiotisches Modell (nach Blank, 1997)
S.102.)
Blank weist zwei Aspekte auf, die besonders wichtig für die Ermittlung von
Bedeutungswandel sind: Einerseits sind Wortbedeutungen durch Eigenschaften und
Merkmale des Denotats geprägt, also des Zeicheninhalts. Andererseits stehen sie im
engen Zusammenhang mit kognitiven und kommunikativen Bedürfnissen in der
außersprachlichen Wirklichkeit, was als Sprachökonomie bezeichnet werden kann.
Diese Ansicht tritt auch in der Arbeit von Kirschbaum und Keller vor:
Bedeutungswandel ist ein unbeabsichtigter Nebeneffekt unseres alltäglichen Kommunizierens.
Menschen sind bestrebt, ihre alltäglichen kommunikativen Ziele möglichst optimal zu
verwirklichen. Wenn es dabei aufgrund ähnlicher Strategien zugleich gerichteten Wahlen der
sprachlichen

Mittel

kommt,

entsteht


als

Kumulationseffekt

mit

der

Zeit

ein

42

Bedeutungswandel.

Unter dem semantischen Wandel werden in Anlehnung von Schippan sowohl
semantische Veränderung innerhalb desselben Lexems als auch neue Entstehung von
einem Semem verstanden.
Das folgende Kapitel gibt einen Überblick über verschiedene Arten/Klassifikation des
Bedeutungswandels. Danach werden die Verfahren der Bedeutungsentwicklung

42

Keller/Kirschbaum 2003, 13.

15


behandelt. Anschließend wird auf die Ursachen der semantischen Veränderungen

eingegangen. Und ein kleiner Teil des Kapitels stellt eine kurze Zusammenfassung der
Epochen deutscher Sprachgeschichte.
2.2.2. Klassifikation des Bedeutungswandels
Eine strikte Klassifikation des Bedeutungswandels ist schwierig. Es gibt noch keine
Einigkeit darüber, wie die verschiedenen Arten des Bedeutungswandels zu
klassifizieren sind. „Das Hauptproblem der älteren Klassifikationsvorschläge zum
Bedeutungswandel

ist

jedoch,

dass

letztlich

jeder

Forscher

seine

eigene

Bedeutungsweise hatte und den Schwerpunkt auf andere Kriterien oder Aspekte
legte.“43 Dieser Teil der Arbeit befasst sich mit den Klassifikationen von Ullmann und
Blank, deren Auffassungen als verschiedene Vertreter der Klassifikation vom
Bedeutungswandel betrachtet werden.
2.2.2.1. Ullmanns Klassifikation
Der Ansatz von Ullmann wird in der Fachliteratur immer wieder als die wichtigste

Klassifikation des Bedeutungswandels vorgestellt. Ullmanns Klassifikation des
Bedeutungswandels beruht auf der „funktionalen Auffassung von der Bedeutung als
einer Beziehung zwischen Name und Sinn und als eines Elements in einem
synchronen Gefüge, das von dem doppelten Assoziationsgeflecht aus Name und Sinn
bestimmt wird.“44 Das heißt, der Bedeutungswandel lässt sich als „Veränderung der
Name-Sinn-Relation“45

verstehen.

Zunächst

lässt

sich

Ullmanns

auf

Assoziationsprinzipien von Similarität (Ähnlichkeit) und Kontiguität (Berührung)
beruhende Klassifikation darstellen:46

43

Busse, 2005, 10.

44

Ullmann 1967, 198.


45

Ebd.

46

Ebd., 204.

16


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