Tải bản đầy đủ (.doc) (66 trang)

Khi tình yêu không phân biệt ranh giới. So sánh các tác phẩm được chọn giai đoạn Đông Đức và Tây Đức trước tái thống nhất _Wenn Liebe keine Grenze kennt. Ein Vergleich der ausgewählten Werken der BRD und der DDR Literatur

Bạn đang xem bản rút gọn của tài liệu. Xem và tải ngay bản đầy đủ của tài liệu tại đây (287.08 KB, 66 trang )

NATIONALUNIVERSITÄT HANOI
FREMDSPRACHENHOCHSCHULE
FAKULTÄT FÜR POST-GRADUIERTE

VŨ THÚY AN

WENN LIEBE KEINE GRENZE KENNT
EIN VERGLEICH VON AUSGEWÄHLTEN
WERKEN IN DER DDR- UND DER
BRD-LITERATUR
KHI TÌNH YÊU KHÔNG PHÂN BIỆT RANH GIỚI
SO SÁNH NHỮNG TÁC PHẨM ĐƯỢC CHỌN
TRONG VĂN HỌC ĐÔNG ĐỨC VÀ TÂY ĐỨC
Masterarbeit
Studienfach: Germanistik
Studienfachnummer: 60220205

Hanoi, 2015


NATIONALUNIVERSITÄT HANOI
FREMDSPRACHENHOCHSCHULE
FALKULTÄT FÜR POST-GRADUIERTE

VŨ THÚY AN

WENN LIEBE KEINE GRENZE KENNT
EIN VERGLEICH VON AUSGEWÄHLTEN
WERKEN IN DER DDR- UND DER
BRD-LITERATUR
KHI TÌNH YÊU KHÔNG PHÂN BIỆT RANH GIỚI


SO SÁNH NHỮNG TÁC PHẨM ĐƯỢC CHỌN
TRONG VĂN HỌC ĐÔNG ĐỨC VÀ TÂY ĐỨC
Masterarbeit
Studienfach: Germanistik
Studienfachnummer: 60220205
Gutachterin: Dr. Dörte Lütvogt

Hanoi, 2015


ERKLÄRUNG
Hiermit versichere ich, dass ich die Arbeit selbstständig und ohne Benutzung anderer
als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe. Alle Seiten, die wörtlich oder
sinngemäß aus veröffentlichen und nicht veröffentlichen Schriften entnommen sind,
sind als solche kenntlich gemacht.
Für meine Arbeit entnahm ich auch Angaben sowie Zitate aus verschiedenen Büchern
und Quellen, die im Literaturverzeichnis und in Fußnoten angegeben sind.
Hanoi, 2015

Vũ Thúy An

i


DANKSAGUNG
Diese Masterarbeit ist unter der Betreuung von Herrn Dr. Gerhard Jaiser und Frau Dr.
Dörte Lütvogt an der Sektion für europäische Kultur und Sprache der
Nationaluniversität entstanden.
Ohne die folgenden Unterstützungen wäre diese Arbeit nicht in dieser Form zustande
gekommen.

In erster Linie möchte ich meinen Dank an Herrn Dr. Gerhard Jaiser für seine
Anregungen bei der Themenfindung zu dieser Masterarbeit aussprechen.
Besonderer Dank gilt Frau Dr. Dörte Lütvogt für ihre sorgfältige Betreuung, ihre
hilfreichen Ratschläge, geduldige Korrekturen der Arbeit, die mich während der Arbeit
tatkräftig unterstützte und die durch ihre fachliche und persönliche Unterstützung zum
Gelingen dieser Masterarbeit beigetragen hat.
Des

Weiteren

möchte

ich

mich

bei

allen

meinen

Dozentinnen

an

der

Nationaluniversität und an der Hanoi Universität, die mich in meiner Entscheidung für
das Studium unterstützt haben und auch in schweren Phasen die Entscheidung nie

anzweifelten, für ihre Hilfe und Ermutigung bedanken. Ihnen ist diese Arbeit
gewidmet.

ii


INHALTSVERZEICHNIS
1. Einleitung..................................................................................................................................................1
1.1 Zur Themenwahl....................................................................................................................................1
1.2 Forschungsrahmen und Zielsetzung......................................................................................................2
1.3 Forschungsmethode..............................................................................................................................3
1.4 Aufbau der Arbeit..................................................................................................................................4
2. Historische Zusammenhänge 1945 – 1990.............................................................................................4
2.1 Deutschland nach dem 2. Weltkrieg.....................................................................................................5
2.2 Deutsche Geschichte: zwei deutsche Staaten, eine deutsche Nation.................................................6
2.2.1 Die Deutsche Demokratische Republik..........................................................................................6
2.2.2 Die Bundesrepublik Deutschland...................................................................................................8
3. Deutsche Literatur 1949 – 1990............................................................................................................10
3.1 Die Literatur der DDR...........................................................................................................................10
Lauer, Mark. .DDR-Kulturpolitik und Autobiographisches Schreiben Vor und Nach der Wende:
Christina Wolf und Günter de Bruyn. . Letzter Zugriff am 17.01.2015.....13
3.2 Die Literatur der Bundesrepublik........................................................................................................13
4. Werkanalyse...........................................................................................................................................14
4.1 Zu den Autorinnen...............................................................................................................................14
4.1.1 Katja Hildebrand...........................................................................................................................14
4.1.2 Regina Cäcilia Albrecht.................................................................................................................15
4.2 Zum Inhalt der Werke..........................................................................................................................16
4.2.1 Zwischen uns die Mauer (Katja Hildebrand)................................................................................16
4.2.2 Nur 180 Meter. Liebe im Schatten der Mauer (Regina Cäcilia Albrecht)....................................17
4.3 Analyse historischer Hintergründe in den Werken.............................................................................18

4.3.1 Zwischen uns die Mauer...............................................................................................................19
4.3.2Nur 180 Meter. Liebe im Schatten der Mauer..............................................................................28
4.4 Analyse der Darstellung der Liebe.......................................................................................................33
4.4.1 Zwischen uns die Mauer...............................................................................................................33
1. Wie drücken die Liebenden ihre Gefühle füreinander aus? Welcher Art sind diese Gefühle?.......33

iii


4.4.2 Nur 180 Meter. Liebe im Schatten der Mauer.............................................................................41
4.4.3 Vergleich der Darstellung der Liebe in den zwei ausgewählten Romanen.................................47
5. Vorschlag in einem Deutschliteraturkurs..............................................................................................54
6. Zusammenfassung.................................................................................................................................56

iv


1. Einleitung
1.1 Zur Themenwahl
Auf die deutsche Geschichte nach dem zweiten Weltkrieg, ein umfangreiches und in
zahlreichen literarischen Werken behandeltes Thema, welches mit der Teilung
Deutschlands in zwei Staaten verbunden ist, richtet sich die Aufmerksamkeit von
vielen Schriftstellerinnen, wie beispielsweise in „Der geteilte Himmel“ von Christa
Wolf, „Lili unter den Linden“ von Anne C. Voorhoeve oder „Zonenkinder“ von Jana
Hensel.
In Prosawerken, in denen diese Thematik behandelt wird, versuchen deutsche Autoren,
ihre Vergangenheit, welche in Verbindung mit dem unterschiedlichen Leben in Ostund Westdeutschland steht, zum Ausdruck zu bringen.
Dies kann allerdings auf verschiedenen Ebenen erfolgen, wie etwa in der
Liebesgeschichte zwischen einer Westdeutschen und einem Ostdeutschen im Buch
„Der geteilte Himmel“ oder in den DDR-Kindheitserinnerungen im Werk „Lili unter

den Linden“ bzw. im Buch „Zonenkinder“ ersichtlich wird. Zu dem konkreten Thema
„Liebe in der Zeit nach dem Mauerbau“ leisteten unter anderem die zwei Autorinnen
Katja Hildebrand und Regina Cäcilia Albrecht einen wichtigen literarischen Beitrag.
Nachdem sich bereits viele Literaturforscher mit dem Roman „Der geteilte Himmel“
auseinandergesetzt haben, verfolgt die vorliegende Arbeit das Ziel, zwei ähnliche
Romane „Zwischen uns die Mauer“ und „Nur 180 Meter. Liebe im Schatten der
Mauer“ miteinander zu vergleichen, interpretieren und analysieren, sodass am Ende
dieser Arbeit das Wort "Liebe" eine tiefere Bedeutung bekommt und man einen neuen
Einblick darüber gewinnt, was es heißt, ''im Schatten der Mauer zu lieben''.
Die Kriterien für die Auswahl der zu untersuchenden Werke liegen darin, dass die
Werke sich mit dem Leben junger Menschen nach dem Mauerbau befassten. Sie zeigen
der Welt der Jugendlichen und ihrer Familien und lassen die typischen Merkmale der

1


Zeit lebendig werden. Weitere Gründe sind, dass die zwei Autorinnen im Jahre 1949
und 1968 nach dem Mauerbau geboren wurden und selbst die Situation Deutschlands
in dieser Zeit erlebt haben, und schließlich, dass beide Werke im Jahr 2006 erschienen
sind, sodass die Schriftstellerinnen einen Abstand zu den Ereignissen haben. Da Katja
Hildebrand in der BRD, Regina Albrecht hingegen in der DDR aufwuchs, werden die
Milieus bzw. die behandelte Thematik unterschiedlich dargestellt und unterschiedliche
literarische, soziale, weltanschauliche Vorstellungen zum Ausdruck gebracht. Hinzu
kommt, dass das Thema Liebe zwar eines der am häufigsten behandelten in
literarischen Werken ist, dass es jedoch die Vielseitigkeit besitzt, immer wieder
neuartig aufgearbeitet zu werden und von daher ein unerschöpflicher Gegenstand der
Auseinandersetzung mit Literatur ist. In diesem Kontext stellt sich auch die Frage, wie
das Thema Liebe von dem sozialistischen Staatssystem der DDR geprägt wurde und in
den vorliegenden Prosawerken dargestellt wird.
In Südvietnam geboren und während der Jugendzeit in Nordvietnam aufgewachsen

tragen auch meine Eltern zwei verschiedenen Lebensweisen in sich, was mich zur
Wahl eines Themas Ost und Westberlin.
1.2 Forschungsrahmen und Zielsetzung
Auf Basis der Analyse der zwei ausgewählten Werke, nämlich „Zwischen uns die
Mauer“ von Katja Hildebrand und „Nur 180 Meter. Liebe im Schatten der Mauer“ von
Regina Cäcilia Albrecht wird versucht, die Liebesdarstellung in der DDR- und der
BRD-Literatur sowie das Leben, die Gesellschaft und die Politik im geteilten
Deutschland zu rekonstruieren. Die vorliegende Arbeit orientiert sich dabei an den
folgenden Fragestellungen:


Welchen Einfluss nahm die Politik in der DDR und in der BRD auf das Leben

der Menschen? Inwieweit gelingt den Autorinnen die Darstellung des Alltagslebens der
Bürger im geteilten Deutschland?

2




Wie überwinden die Hauptfiguren (Markus, Katja in „Zwischen uns die Mauer“

und Thomas, Sylvia in „Nur 180 Meter. Liebe im Schatten der Mauer“) die Hindernisse
in dieser Zeit, um ihre Liebe zu bewahren? Wie wird die Liebe in den ausgewählten
Werken dargestellt? Welche Aspekte werden thematisiert? Welche literarischen Mittel
werden verwendet?


Wie können diese Werke in einem Kurs über deutsche Literatur bzw. über


deutsche Geschichte eingesetzt werden?
Ausgehend von den genannten Fragestellungen setzt die vorliegende Arbeit sich zum
Ziel, im theoretischen Teil die historischen und gesellschaftlichen Hintergründe
darzustellen und im praktischen Teil die unmögliche Liebe zwischen Bürgern aus Ostund Westdeutschland zu analysieren und einen Vergleich dazu anzustellen. Außerdem
soll ein Unterrichtskonzept für die Gestaltung einer Unterrichtseinheit in einem
Literaturkurs vorgeschlagen werden, in dem das Prosawerk „Zwischen uns die Mauer“
thematisiert bzw. behandelt wird.
1.3 Forschungsmethode
In der vorliegenden Arbeit sollen im Rahmen eines kontrastiven Vergleichs zunächst
die historischen und literarhistorischen Entwicklungen in den beiden Staaten des
geteilten Nachkriegsdeutschlands resümiert sowie die Biografien der beiden
Autorinnen (die eine aus der BRD, die andere aus der DDR) dargestellt werden. Im
Anschluss daran sollen die zwei ausgewählten Werke zum Thema „Liebe in der Zeit
nach dem Mauerbau“ einer vergleichenden Analyse unterzogen werden. Dabei soll
zum einen die Darstellung der politischen, sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse in
der DDR und der BRD in der Zeit nach dem Mauerbau verglichen werden; zum
anderen sollen die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Ausgestaltung der
Liebesthematik in den beiden Romanen untersucht werden. Dabei soll auch auf die
Struktur der beiden Romane sowie auf Sprache, Stil, Motive eingegangen werden.

3


1.4 Aufbau der Arbeit
Diese Arbeit umfasst

neben

der


Einleitung

vier

Hauptkapitel

und

eine

Zusammenfassung.
Das erste Kapitel beinhaltet eine Übersicht über die historischen Zusammenhänge in
Deutschland nach dem 2. Weltkrieg. Nach der allgemeinen Einführung in die deutsche
Geschichte nach 1949, genauer in die Lage Deutschlands nach der Kapitulation nach
dem zweiten Weltkrieg, soll dann die Geschichte der zwei deutschen Staaten
hinsichtlich der Wirtschaft, der Gesellschaft und der Politik aufgezeigt werden.
Im darauffolgenden Kapitel geht es um die grundlegenden Entwicklungen in der DDRund BRD-Literatur.
Im anschließenden Kapitel werden Katja Hildebrands 2006 erschienenes Buch
„Zwischen uns die Mauer“ und Regina Cäcilia Albrechts im selben Jahre
veröffentlichtes Buch „Nur 180 Meter. Liebe im Schatten der Mauer“ in Hinsicht auf
den Inhalt, die Motive sowie unter dem Aspekt der Darstellungsweise von Liebe näher
betrachtet und analysiert. Dabei kann nicht darauf verzichtet werden, auf die
Biografien der zwei Schriftstellerinnen einzugehen, was besonders wichtig bei der
Bearbeitung von autobiografischen Romanen ist.
Im Anschluss daran soll der Frage nachgegangen werden, ob und wie sich die Texte in
einem Deutschliteraturkurs einsetzen lassen.
Im letzten Kapitel sollen die Ergebnisse der Untersuchung der vorherigen Kapiteln
zusammengefasst werden.
2. Historische Zusammenhänge 1945 – 1990

In diesem Teil liegt der Fokus nicht auf einer detaillierten Darstellung chronologischer
Ereignisse, sondern auf einer Konzentration auf das Wesentliche, um so die
Lebensbedingungen in Deutschland in der Phase von 1945 bis 1990 darzustellen.
4


Dabei soll es um das Alltagsleben junger Menschen in Ost- und Westdeutschland, ihre
Lebensumstände,

das

Gesellschaftssystem

der

DDR

und

der

BRD,

den

Überwachungsapparat der DDR und das freiheitliche Leben der Jugendlichen im
Westen gehen. Diese Erklärungen dienen als Grundlage für die Textinterpretation in
Kapitel 4, in dem der Frage nachgegangen werden soll, wie das historische Geschehen
detailliert in den beiden Romanen dargestellt wird.
2.1 Deutschland nach dem 2. Weltkrieg1

Nach der bedingungslosen Kapitulation 1945 war Deutschland als Verlierer aus dem 2.
Weltkrieg hervorgegangen. Am 17. Juli 1945 kamen die Regierungschefs der
Vereinigten Staaten, der Sowjetunion und Großbritanniens auf der Potsdamer
Konferenz zusammen, um gemeinsame Beschlüsse zu treffen. Tatsächlich konnten aber
nicht alle Fragen abschließend geklärt werden. Die Zukunft Deutschlands lag in der
Hand der vier Siegermächte: der USA, Großbritanniens, der Sowjetunion und
Frankreichs. Die deutschen Ostgebiete jenseits der Oder-Neiße-Linie gehörten zu
Polen und Frankreich erlangte das Elsass zurück. Zur sowjetischen Besatzungszone
zählten Ostdeutschland und Ostberlin; weitere osteuropäische Länder wurden zu
Satellitenstaaten der Sowjetunion. Westdeutschland und Westberlin standen unter der
Verwaltung von Großbritannien, den USA und Frankreich.
Die Teilung Deutschlands war eine Folge des Zweiten Weltkriegs, des letzten großen
Krieges in Europa. Danach folgte die Zeit eines fast 50 Jahre, von 1947 bis 1991
dauernden Konflikts zwischen den Mächten der USA und der Sowjetunion, bei dem
die Gegner nicht mit militärischer Gewalt gegeneinander kämpften. Diese Ära
bezeichnet man auch als kalter Krieg.

1

Vgl. Rohlfes, Joachim: Historisch-Politische Weltkunde. Deutschland seit 1945. Stuttgart. Leipzig. Ernst Klett Verlag. 2012.

5


2.2 Deutsche Geschichte: zwei deutsche Staaten, eine deutsche Nation
2.2.1 Die Deutsche Demokratische Republik 2
Die

Deutsche


Demokratische

Republik

(DDR),

die

aus

der

sowjetischen

Besatzungszone am 7. Oktober 1949 gegründet wurde, war durch das kommunistische
Modell der Sowjetunion gekennzeichnet und hat in seinem gesellschaftlichen und
wirtschaftlichen Leben die Basis des Sozialismus entwickelt und weiterhin zum
Sozialismus gestrebt.
Das alltägliche Leben in der DDR wurde durch die Sozialistische Einheitspartei
Deutschlands (SED) bestimmt und stark kontrolliert, in der zunächst Walter Ulbricht
und dann Erich Honecker der erste Sekretär war.
Mit dem Bau der Berliner Mauer zwischen Ost- und Westberlin am 13. August 1961,
was der DDR-Regierung zur Abriegelung ihrer Bevölkerung diente, verschlechterte
sich die politische Lage in der DDR. In dieser Zeit wurde sämtliche Post im
grenzüberschreitenden Verkehr einer Kontrolle unterworfen, der Telefonverkehr nach
Westdeutschland war komplett unterbrochen.
Die Hintergründe des Mauerbaus sind wie folgt zu erläutern:
Deutschland wurde nach dem Ende des zweiten Weltkriegs auf Beschluss der JaltaKonferenz in vier Besatzungszonen aufgeteilt wurde und Berlin in der sowjetischen
Besatzungszone wurde ebenso in vier Sektoren geteilt. Weil 1948 die erste
Berlinblockade durch die Sowjetunion durchgeführt wurde, waren alle Land- und

Wasserwege zur Versorgung von Westberlin geschlossen. Die USA, Frankreich und
Großbritannien reagierten darauf mit der Einrichtung einer Luftbrücke. 1949 wurden
die zwei deutschen Staaten: die Deutsche Demokratische Republik (DDR) und die
Bundesrepublik Deutschland (BRD) gegründet. In der Folgezeit flüchteten jeden
2

Vgl. Rohlfes, Joachim: Historisch-Politische Weltkunde. Deutschland seit 1945. Stuttgart. Leipzig. Ernst Klett Verlag. 2012.
S.137f.

6


Monat wegen der sich rasant verschlechternden wirtschaftlichen Lage der DDR
zehntausende Flüchtlinge aus der DDR und die Ostberliner wanderten in Richtung
Westen ab. darunter vor allem gut ausgebildete junge Arbeiter und Akademiker. Immer
mehr Bewohner kehren dem Land den Rücken, die meisten über die offene Grenze
nach West-Berlin.3
„Im Vergleich zum Vormonat stieg die Zahl der Flüchtlinge um mehr als 50 Prozent,
gegenüber dem Vorjahr um fast 100 Prozent. “4

Hinzu kommt, dass sie im Westen mit der D-Mark ein besseres Leben als im Osten mit
der Mark haben konnten.5
Zur Verhinderung weiterer Fluchten ihrer Bürger nach Westberlin beschlossen die
kommunistischen Parteichefs der Mitgliedsstaaten am 3. August 1961 in Moskau, die
Berliner Mauer zu bauen.
Die Mauer trennte die Millionenstadt in zwei Teile und wurde von Tag zu Tag
unüberwindlicher. Fast 40 Jahre nach der Teilung Deutschlands öffnete Ungarn am 2.
Mai 1989 seine Grenzsperrungen zu Österreich, was zahlreichen DDR-Bügern die
Flucht in den Westen ermöglichte, indem sie über diesen und andere Ostblockstaaten
nach Westdeutschland reisten.

Am 9. November 1989 wurde in Berlin schließlich die Öffnung der Grenzübergänge
bekanntgegeben und bereits in derselben Nacht strömten Tausende von Menschen über
den Grenzübergang am Brandenburger Tor.

3

Konrad Adenauer Stiftung. Proteste gegen den Mauerbau. . Letzter Zugriff am 16.9.2015.
Konrad Adenauer Stiftung. Der Mauerbau und die Konsequenzen für die Menschen. .
Letzter Zugriff am 16.9.2015.
5
Die Bundesregierung. Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.
/>Letzter Zugriff am 16.9.2015.
4

7


Die Gründe waren:6 die wachsende Unzufriedenheit der Menschen in der DDR mit der
Knappheit der Versorgung und mit der immer schlechteren wirtschaftlichen Lage, die
der Planwirtschaft in der DDR geschuldet war, die ansteigende Auslandsverschuldung
und zudem der Reisebeschränkungen in den Westen (außer für Leute im Rentenalter)
und der Umstand, dass die meisten Menschen in der DDR sich am Wohlstand des
Westens orientierten. Weitere Gründe waren der Kontrollapparat der Stasi, verschärfte
Kontrolle, gewaltige Verhinderung der Bürger, Abschiebung der unbequemen Kritiker
usw. Hinzu kam die wachsende Zahl von DDR-Bürgern, die über Prag, Warschau und
Ungarn nach Österreich flüchteten, außerdem gab es zahlreiche Demonstrationen,
insbesondere die „Montagsdemonstration“ am 9.10.1989 in der Leipziger Innenstadt
mit über 50 000 Teilnehmern, um ausschlaggebende Reformen zu erreichen. 7 Zur
Eindämmung dieser Proteste hätte die SED-Führung der Unterstützung der
Sowjetunion bedurft; auf diese Unterstützung konnte sie angesichts der Reformen von

Michail Gorbatschow in der Sowjetunion aber nicht mehr zählen.
Am 10. Februar stimmte Gorbatschow der deutschen Wiedervereinigung zu. Nach elf
Monaten nach der Maueröffnung 1989 wiedervereinigte sich endlich Deutschland. Im
Zwei-plus-Vier-Vertrag vom 12. September 1990 wurde das außenpolitische
Abkommen zwischen den zwei deutschen Staaten und den vier Mächten in Moskau zu
dem wiedervereinigten Deutschland unterzeichnet.8
2.2.2 Die Bundesrepublik Deutschland
Während die politische Führung in der DDR die SED war, die dem Aufbau des
Sozialismus und Kommunismus sowie dem Frieden in Ostdeutschland diente und die
sozialistische Planwirtschaft einführte, genoss die BRD nach 1945 einen großen
wirtschaftlichen Aufstieg und eine stabile Demokratie wurde etabliert. Die Westmark,
6

Vgl. Rohlfes, Joachim: Historisch-Politische Weltkunde. Deutschland seit 1945. Ernst Klett Verlag. Stuttgart. Leipzig. 2012.
S.200.
7
Tatsachen über Deutschland. Frankfurt am Main. Societäts-Verlag. S.48.
8

Tatsachen über Deutschland. Frankfurt am Main. Societäts-Verlag. S.48.

8


welche am 20. Juni 1948 in den westlichen Besatzungszonen und Westsektoren von
Berlin eingeführt wurde, wurde zum offiziellen Zahlungsmittel erklärt.
Am 24. Mai 1949 wurde aus dem Block der drei Großmächte: den USA,
Großbritannien und Frankreich, die Bundesrepublik Deutschland (BRD) gegründet. So
sind zwei Staaten mit unterschiedlichen politischen und ökonomischen Systemen
nebeneinander entstanden.

Die BRD hat den Marshall-Plan von den USA angenommen und hat sich damit auf den
Weg zur Marktwirtschaft und zur kapitalistischen Gesellschaft gemacht. In den 1950erund 1960er-Jahren kam es in der BRD zum sogenannten „Wirtschaftswunder“.
Die Studentenbewegung, die gegen innen- wie außenpolitische Missstände kämpfte,
dabei auch für ein starkes politisches Engagement der jungen Menschen sorgte,
erreichte von 1966 bis 1968 ihren Höhepunkt. Bei der innenpolitischen Situation
spielten Faktoren wie die mangelnde Aufarbeitung der nationalsozialistischen
Vergangenheit und die Große Koalition, die die CDU/CSU und SPD geschlossen
hatten, eine wichtige Rolle. Die Studenten versuchten, ihre Vorstellungen von direkter
Demokratie zu verwirklichen und eine neue Gesellschaftsordnung in bestimmten
Bereichen, wie z.B. Industrie, Kultur zu schaffen. 9
Willy Brand war von 1969 bis 1974 Bundeskanzler der BRD. Für seine neue Ostpolitik
„Politik der kleinen Schritte“, die einen Beitrag zu der gelungenen Konferenz über
Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa und auch zur prinzipiellen Beziehung zur
DDR leistete, wurde ihm 1971 der Friedensnobelpreis verliehen. 10

9

Vgl. Rohlfes, Joachim: Historisch-Politische Weltkunde. Deutschland seit 1945. Ernst Klett Verlag. Stuttgart. Leipzig. 2012.
S.45.
10
Tatsachen über Deutschland. Frankfurt am Main. Societäts-Verlag. S.46.

9


3. Deutsche Literatur 1949 – 1990
Nach 1945 entwickelten sich in Deutschland zwei eigenständige Literaturströmungen,
die vor allem im Zusammenhang mit der jeweils unterschiedlichen Politik stehen.
Literatur und Politik waren so eng miteinander verknüpft, dass die jeweiligen
Entwicklungen der Literatur in der Deutschen Demokratischen Republik und in der

Bundesrepublik Deutschland mit Stationen der politischen Entwicklung markiert
werden können.
Laut Emmerich wird in der Literaturgeschichte im Zusammenhang mit dem Jahre 1945
von einem „Kahlschlag“ - einer versuchten Phase der literarischen Neuorientierung
nach 1945, in der die neue Sprache „kalt“ wie die Trümmerzeit wirkte,

11

und einem

„Nullpunkt“ in Bezug auf die deutschsprachige Literatur gesprochen. Die
Ausgangssituation für die Literatur nach 1945 in der sowjetischen Besatzungszone
gestaltete sich ähnlich wie in den Westzonen, denn die materiellen Grundlagen des
Literatursystems waren weitgehend zerstört.
3.1 Die Literatur der DDR
Am 7. Oktober 1949 wurde die DDR gegründet, die es sich zum Ziel setzte, eine
kommunistische Gesellschaftsordnung aufzubauen. Die Zeit nach 1945 war vom
kommunistischen Regierungssystem und der Bewältigung des Faschismus geprägt.
Im sozialistischen Staat diente die Literatur als Waffe des Klassenkampfes, wobei alle
Künstler die gesellschaftliche Aufgabe übernahmen, diesen Kampf zu unterstützen.
Die Partei ordnete an, eine sozialistische Nationalliteratur zu erschaffen. 12

11

Vgl. Metzler Lexikon Literatur: Begriffe und Definitionen. Begründet von Günther Schweikle und Irmgard Schweikle.

2. völlig neu bearbeitete Auflage. Verlag J.B. Metzler. S.231.
12

Vgl. Baumann, Barbara/ Oberle, Birgitta: Deutsche Literatur in Epochen. Max Hueber Verlag. 1996. S.261.


10


Emmerich13 nennt vier Phasen der Entwicklung der Literatur in der DDR. Dazu zählen
die antifaschistische-demokratische Erneuerung (1945 bis 1949), der sozialistische
Realismus (ab 1950), die Ankunftsliteratur (ab 1961) und die subjektive Authentizität
(ab 1971).
Im Folgenden wird kurz auf die einzelnen zuvor genannten Perioden eingegangen,
wobei im Rahmen dieser Arbeit lediglich einzelne Schlagworte näher ausgeführt
werden sollen.
Auf der Grundlage von Emmerichs „Kleine Literaturgeschichte der DDR“, Baumann
und Oberles „Deutsche Literatur in Epochen“ und dem Werk „Deutsche Literatur in
Schlaglichtern“ (Meyers Lexikonverlag) sollen im Folgenden die wichtigsten
Merkmale der Literatur der DDR dargestellt werden. Nach der Niederlage Hitlers war
in der DDR geplant, einen antifaschistisch-demokratischen Staat aufzubauen. Diese
Phase (1945 – 1949) war von antifaschistischen und demokratischen Bestrebungen
geprägt, was als ein neuer Anfang nach dem „Hitlerfaschismus“ galt. 14
Im Juli 1945 wurde der „Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands“
gegründet, in dem sich Autoren der älteren Generationen, die alle Widerstand gegen
den Faschismus geleistet hatten, versammelten. Dazu gehörten unter anderem Anna
Seghers und Erwin Strittmatter. Das Volk sollte erzogen werden und den Schriftstellern
wurde dabei die Rolle des Agitators und Erziehers zugedacht. Parallel wurde auf
bürgerlich-humanistisches Gedankengut zurückgegriffen. Exilanten wie Anna Seghers
und Bertolt Brecht waren nach dem 2. Weltkrieg in die DDR zurückgekehrt. Die
Exilliteratur wurde als unmittelbarer Vorläufer der DDR-Literatur verstanden und viele
Exilschriftsteller fanden ihren Platz in der DDR, um das „andere“ Deutschland zu
präsentieren.15
13


Vgl. Metzler Lexikon Literatur: Begriffe und Definitionen. Begründet von Günther Schweikle und Irmgard Schweikle.

2. völlig neu bearbeitete Auflage. Verlag J.B. Metzler. S.231.
14
15

Vgl. Baumann, Barbara/ Oberle, Birgitta, S.261.
Vgl. Baumann, Barbara, Oberle, Birgitta, S.261.

11


Daran schloss sich die Phase des planmäßigen Aufbaus des Sozialismus an. Innerhalb
des

sozialistischen Realismus

bestanden zwei literarische

Strömungen: die

Aufbauliteratur in den 1950er-Jahren, die den Auftrag übernommen hatte, ein positives
Bild des Arbeitshelden zu erzeugen und auf diese Weise den sozialistischen Staat
aufzubauen und zu festigen und weiterhin die Bewegung des „Bitterfelder Weges“ zu
Beginn der 1960er-Jahre. Am Anfang der 1950er-Jahre war eine „schematisierte
Wirklichkeitsdarstellung"16 von Bedeutung. Die Konsolidierung der Arbeiter und der
Bauern sowie der Aufbau einer sozialistischen Gesellschaftsordnung wurden
thematisiert, wobei die Schilderungen der gegenwärtigen Probleme in der neuen
Strömung wenig berücksichtigt wurden. Es benötigte einen positiven Helden aus dem
Arbeitermilieu, der zum einen Identifikationsfigur war und zum anderen optimistisch

in die Zukunft blickte, um eine optimistische Grundhaltung für den Kommunismus zu
schaffen. Dass die Themen im sozialistischen Realismus aus dem sozialistischen Alltag
stammen mussten, deren Darstellungsweise realistisch zu sein hatte, war das Motto
dieser literarischen Phase.17
Im Jahre 1959 wurde auf dem ersten Bitterfelder ein umfassendes Kulturprogramm
Schriftstellerkongress der „Bitterfelder Weg“ beschlossen. 18 Der Begriff bezeichnet
eine künstlerische, insbesondere literarische Bewegung in der DDR, bei der die
Unterschiede sowie die Trennung zwischen Berufs- und Laienkunst aufgehoben
werden sollten: Die Künstler sollten in die Fabriken gehen und die Arbeiter sollten
künstlerisch tätig werden. Die erste Konferenz sollte das künstlerische Laienschaffen
zu entwickeln helfen sowie die Autoren anregen, in die Betriebe zu gehen, um von dort
über die Probleme der Arbeitswelt zu schreiben. Auf der Zweiten Bitterfelder
Konferenz von 1964 wurde ersichtlich, dass das Ziel einer Überwindung der Kluft

16

Vgl. Baumann, Barbara, Oberle, Birgitta, S.261.

17

Vgl. Baumann, Barbara, Oberle, Birgitta, S.261.

18

Vgl. Baumann, Barbara, Oberle, Birgitta. S.265.

12


zwischen Literaten und Gesellschaft nicht erreicht werden konnte. 19 Nach dem

Scheitern des Bitterfelder Weges entstand eine neue Strömung: die „Ankunftsliteratur“,
nach Brigitte Reimanns Erzählung „Ankunft im Alltag“ (1961)20 benannt wollte, die
auf Bewältigung des neuen sozialistischen Alltags. Dies hing damit zusammen, dass es
nach dem Mauerbau 1961 keine andere Wahl gab, als sich mit den Verhältnissen
irgendwie zu arrangieren.
Der Schwerpunkt dieser Phase liegt bei Problemen, „welche (wie die Autoren) in der
DDR aufgewachsene junge Menschen zunächst mit der Eingliederung in die
sozialistische Gesellschaft und deren Produktionsverhältnisse haben." 21
Die durch eine zeitweilige Liberalisierung eingeleitete Periode ab 1971 bezeichnete
man als „subjektive Authentizität“, die die Realität beschreibt und zwei Dinge umfasst,
nämlich das Zu-sich-selberkommen des Autors durch künstlerischen Schaffensprozess
und Welterkenntnis, welche mit dem ersten Prozess in engster Verbindung zu sehen
ist22. Das ist so zu verstehen, dass in dieser Phase der Sozialismus nicht mehr im
Vordergrund steht, sondern vielmehr die Probleme des Individuums in der
sozialistischen Gesellschaft.
Zu erwähnen ist außerdem die Untergrundliteratur der 1980er-Jahre, die im Ostberliner
Stadtteil Prenzlauer Berg mit jungen Literaten begann, die auf eine Publizierung durch
Verlage verzichteten und ihre Werke durch Lesungen und kleine Auflagen verbreiteten.
Sie wollten eine Literatur schaffen die die Stasi nicht versteht, und somit eine
Opposition zur SED bilden, um gegen diese zu protestieren.23
3.2 Die Literatur der Bundesrepublik
19

Vgl. Baumann, Barbara, Oberle, Birgitta, S.265.

20

zitiert nach Metzler Lexikon Literatur. S.15.

21


zitiert nach Metzler Lexikon Literatur. S.15.

22

Lauer, Mark. .DDR-Kulturpolitik und Autobiographisches Schreiben Vor und Nach der Wende: Christina Wolf und

Günter de Bruyn. . Letzter Zugriff am 17.01.2015.
23
Vgl. Baumann, Barbara, Oberle, Birgitta, S.277.

13


Die nach dem Ende des Krieges erschienene Literatur übernahm die Aufgabe, die
Trümmer zum Ausdruck zu bringen. Es gab drei Linien der Nachkriegsliteratur: „Die
Literatur der zurückkehrenden Emigranten, die Literatur, derer, die in der inneren
Emigration gelebt hatten, und die Literatur, der jungen Generation bis in die 50er
Jahre.“

24

Ein Vertreter der Literatur der Heimkehrer aus dem Exil war C. Zuckmayer

und die junge Generation waren Autoren, die am Krieg teilgenommen und schon
Erfahrungen gesammelt hatten.25 Die Schwerpunkte dieser Phase liegen bei der
Verarbeitung der Geschichte sowie der „Trümmerlandschaft“, der Verdrängung des
Kriegsgeschehens, Wiedergabe der Wirklichkeit, so wie der Verarbeitung von
Kriegserlebnissen und -ereignissen. Die Literatur der BRD läuft keine so klaren Phasen
wie


die

DDR-Literatur

durch,

sodass

ihre

Geschichte

weit

schwieriger

zusammenzufassen ist.
4. Werkanalyse
In diesem Kapitel der vorliegenden Arbeit werden erst der biografische Hintergrund
der Autorinnen und der Zusammenhang mit den Romanen skizziert; auf eine kurze
Inhaltsangabe folgt dann die Analyse der Werke.
4.1 Zu den Autorinnen
4.1.1 Katja Hildebrand
Die 1968 in Westfalen geborene Katja Hildebrand gehört der Generation an, welche die
Umbruchsituation als junge Erwachsene erlebte und die bereits zum Zeitpunkt des
Mauerfalls politisch sozialisiert war. Sie studierte nach dem Abitur Geschichte,
Anglistik und Erziehungswissenschaften in Bielefeld und Berlin. Sie arbeitet im

24


Vgl. Baumann, Barbara, Oberle, Birgitta, S.233.

25

Vgl. Baumann, Barbara, Oberle, Birgitta, S.234.

14


Moment als Lehrerin am Evangelischen Gymnasium in Neuruppin (Brandenburg) und
lebt mit ihrem Mann Markus und ihren zwei Töchtern in Hennigsdorf bei Berlin.
Zwanzig Jahre nach den eigentlichen Geschehnissen hat Katja Hildebrand die
Erinnerungen an ihre große Liebe zu Zeiten des Kalten Krieges in einem 2006
erschienenen Briefroman mit dem Titel „Zwischen uns die Mauer“ zusammengefasst.
Dort hat sie sich ihr damaliges Leid von der Seele geschrieben und das ist ein
Jugendbuch, das Katja Hildebrand für ihre Tochter geschrieben hat.
4.1.2 Regina Cäcilia Albrecht26
Regina Cäcilia Albrecht, die 1949 im Ostteil der geteilten Stadt Berlin geboren wurde
und der Generation zum Zeitpunkt des Mauerbaus angehört, machte 2006 mit ihrem
ersten autobiografischen Roman und mit dessen Verfilmung im Jahr 2008 auf sich
aufmerksam.27 Kennen gelernt hat die junge Ingenieur-Studentin 1967 den JuraStudenten Eckard Albrecht aus Westberlin. Ausdruck ihrer grenzenlosen Liebe waren
zahlreiche Liebesbriefe von West nach Ost und von Ost nach West und der Plan einer
Republikflucht, die von der Stasi kontrolliert wurden. Regina wurde von der Stasi im
Gefängnis verhört und Eckard Albrecht durfte die DDR nicht mehr betreten. 1970
wurde Regina erlaubt, wieder ins sozialistische Ausland zu reisen. Mit der Hilfe des
Fluchthelfers Hasso Herschel und seiner Leute gelang ihr die Flucht in die BRD über
Jugoslawien und Österreich im Tank eines Fords Mustang und seitdem leben sie
zusammen mit ihren drei Söhnen in Westdeutschland, in Wendeburg. 28 Rund 40 Jahre
nach der Flucht, als sie 63 Jahre alt ist, hat sie - die Zeitzeugin in der ehemaligen DDR

- ihre spannenden Erlebnisse in einem autobiografischen Roman widergespiegelt und
verarbeitet. Der 2006 erschienene Roman „Nur 180 Meter. Liebe im Schatten der
Mauer“ ist eines der meistbeachteten Werke der deutschsprachigen Literatur der letzten
26

Albrecht, Regina Cäcilia: Liebe im Schatten der Mauer. Frankfurt am Main. August von Goethe Literaturverlag, 2010.

27

Schweiger, Andreas: Ein Buch über die Kraft der Liebe. . Letzter Zugriff am 27.09.2014.

28

Anonym. Chronik: 1949: Regina Vonsien kommt in Ostberlin zur Welt. .
Letzter Zugriff am 27.09.2014.

15


Jahre.

Die

Verfilmung

ihres

autobiografischen

Romans


wurde

2008

als

Dokumentarfilm in der ARD ausgestrahlt; 2011 erschien die Fortsetzung ihres
autobiografischen Romans unter dem Titel „Nur eine Vision. Eine deutsch-deutsche
Familiengeschichte.“29 Im Mittelpunkt ihrer Werke stehen die Hoffnungen und
Erwartungen, aber auch die Bedenken, Ängste und Sorgen der ehemaligen DDRBürger und vor allem die Flucht aus der DDR in die Bundesrepublik Deutschland,
womit sie die nachfolgenden Generationen unmittelbar miterleben lässt, wie sich der
Staat und sein Überwachungsapparat seinerzeit auf das alltägliche Leben zweier
Familien in Ost- und Westdeutschland auswirkten. "Mir war es ganz wichtig, kein
Geschichtsbuch zu schreiben, das nur trockene Fakten bietet", sagt Albrecht. "Sie
sollen erfahren, welches Unrecht es in der DDR gab, ich will die dunklen Seiten dieser
Geschichte begreifbar machen.30
4.2 Zum Inhalt der Werke
4.2.1 Zwischen uns die Mauer (Katja Hildebrand)
Der autobiographische Roman spielt im Zeitraum von Oktober 1984 bis März 1990.
Die Geschichte beginnt in der Zeitspanne, in welcher der westliche und östliche Teil
Deutschlands voneinander getrennt sind, genauer im Herbst 1984, fünf Jahre vor dem
Fall der Mauer.
Im Mittelpunkt dieses Werkes steht die Liebesgeschichte eines voneinander getrennten
Liebespaars, Markus und Katja.
Im Herbst des Jahres 1984 fährt Katja, ein sechzehnjähriges Mädchen aus einer
westdeutschen Kleinstadt, im Rahmen einer Jugendbegegnung von DDR- und BRDJugendlichen nach Westberlin, wo die Liebe zwischen ihr und einem siebzehnjährigen
Jungen namens Markus aus Ostberlin aufblüht. Bei dem ersten Treffen lernen sie sich
29


Bückeburger: „Über meiner Schläfe war die Benzinleitung. . Letzter Zugriff am
27.09.2015.
30
Schweiger, Andreas: Ein Buch über die Kraft der Liebe. . Letzter Zugriff am 27.09.2014.

16


kennen und verlieben sie sich allmählich ineinander. Es ist leider eine unmögliche
Liebe, denn die deutsch-deutsche Grenze scheint unüberwindbar. Darüber hinaus leben
sie in zwei völlig unterschiedlichen politischen Welten, nämlich Ostberlin und
Westdeutschland.
Die Möglichkeit besteht allerdings, dass Katja nach Berlin reisen und die Grenze
übertreten darf. Allerdings ist dies streng von der Regierung geregelt und sie darf nicht
länger als einen Tag in Ostberlin verbringen und muss spätestens um Mitternacht
zurück. Währenddessen darf Markus selbst nicht einmal für einen Tag seine Heimat
verlassen, um in den Westen zu reisen. Das wichtigste Kommunikationsmedium des
Paares sind die „Regenbogenbriefe“, mit denen Markus und Katja brieflich in
Verbindung bleiben können, wobei mal Wünsche und Hoffnungen, mal Sorgen und
Ängste ausgetauscht werden und wodurch ihre Liebe allmählich erblüht. Für die ewige
Liebe

bleibt

ihnen

nur

ein


unmöglicher Ausweg,

indem

Markus

einen

lebensgefährlichen Fluchtversuch in den Westen wagt und über die Mauer flieht. Das
in Schwierigkeiten geratene und von wiederholten Enttäuschungen niedergeschmetterte
Paar bricht nach einem durch Briefe und seltsame Treffen durchzogenem Jahr im
Sommer 1986 die Beziehung ab. Hoffnungslos fährt Katja in die USA und wird dort
von ihrem Exfreund schwanger. Milena, Katjas Tochter, die niemals das Gesicht ihres
Vaters kennt, verleiht ihrer Mutter Katja ungeahnte Kräfte.
Die „Liebe auf den ersten Blick“ des Pärchens, die bis zum Herbst 1989 unerfüllbar
scheint, verwirklicht sich schließlich, als die Mauer fällt und die DDR
zusammenbricht. Katja schreibt an Markus und lädt ihn in den Westen ein. Die beiden
stehen sich wieder gegenüber und sind seitdem ein Paar. Es sind wirklich
unvergessliche Momente im Leben der Menschen, die den Mauerfall hautnah miterlebt
haben.
4.2.2 Nur 180 Meter. Liebe im Schatten der Mauer (Regina Cäcilia Albrecht)

17


In dem Roman, dessen Handlung an einem Donnerstag, dem 21. März 1968 beginnt
und am Samstag, dem 17. Juli 1971 endet, geht es um die Liebe einer jungen 18jährigen Studentin Sylvia in der DDR zu dem Jura-Studenten Thomas in
Westdeutschland, den sie bei einem Klassentreffen ihrer Eltern im Osten, in BerlinNiederschönhausen kennengelernt hat. Doch zwischen den beiden steht ein großes
unüberwindbares Hindernis: die 180 Kilometer lange Mauer aus Stein, Draht und
Beton. Die Zeit des zweiten Weltkriegs ist zwar vorbei, aber die Zeit, die das Pärchen

mit seiner grenzenlosen Liebe erlebt, ist teilweise wie im Krieg. Wie überwindet ihre
Liebe die Mauer und den Stacheldraht? Sylvia hält geheimen Briefkontakt zu Thomas.
Eines Tages wird Sylvia von der Stasi im Untersuchungsgefängnis verhört, auf Geheiß
von der Stasi muss sie den Kontakt zum Westberliner abbrechen und ihr werden Pläne
zum illegalen Verlassen der DDR unterstellt. Sie erhält ein Ausreiseverbot, während
ihm die Einreise in die DDR verwehrt wird. Nachdem beide sich anfänglich mit der
Situation zu arrangieren scheinen, entwickelt Thomas einen Fluchtplan, obwohl der
Weg dahin voller Unsicherheiten ist. Der zweite Versuch, bei dem sie eine Reise ins
sozialistische Ausland zur Flucht in die Bundesrepublik mit der Hilfe eines
Fluchthelfers macht, der sie im Tank eines Fords Mustang versteckt, gelingt ihr über
Rumänien, Jugoslawien und Österreich im Sommer 1971. Sylvia erzählt ihre eigene
Geschichte, die die Geschichte Deutschlands vor der Wiedervereinigung beschreibt
und die nicht mit Hass verbunden, sondern teils sachlich und teils emotional ist. Neben
den Handlungen von Hauptfiguren werden das Familienleben und das Leben in der
DDR niedergeschrieben und auch die politischen Details eingeflochten und
aufgearbeitet.
4.3 Analyse historischer Hintergründe in den Werken
Im Folgenden soll gezeigt werden, wie die historischen, politischen und
gesellschaftlichen Hintergründe der beiden Liebesgeschichten in den zwei Romanen

18


dargestellt werden. Zur besseren Vergleichbarkeit sollen dabei bestimmte ausgewählte
Aspekte in einer einheitlichen Abfolge untersucht werden.

4.3.1 Zwischen uns die Mauer
1. Die politischen Verhältnisse in der DDR und der BRD
"Zwischen uns die Mauer" ist ein politisches Buch. Nicht nur, weil die Zustände in der
ehemaligen DDR äußerst eindrucksvoll geschildert werden. Sondern auch, weil die

jungen Leuten aus der Generation von Katja und Markus viel diskutieren: über die
Hintergründe der Entstehung der beiden deutschen Staaten oder über die politischen
Verhältnisse in der Bundesrepublik. Dabei geht es unter anderem um die Berliner
Blockade im Jahr 1948:
„Die Sache mit den Rosinenbombern war die Berliner Blockade, das war schon 1948. Aus
Protest gegen die Pläne der Westmächte, einen westdeutschen Staat zu gründen, haben die
Sowjets alle Zufahrten nach Westberlin blockiert, um die Amerikaner in die Knie zu
zwingen“(ZudM 26)

Am 24. Juni 1948 verhängte die Sowjetunion eine Blockade gegen Westberlin. 31 Die
Blockade war eine direkte Reaktion auf die Währungsreform in den westlichen Zonen
und den Westsektoren Berlins und führte zur Versorgung West-Berlins durch die
Berliner Luftbrücke. Die Blockade war ein erster Höhepunkt des Kalten Krieges. Von
1948 bis 1949 sperrte die Sowjetunion alle Verkehrswege nach Westberlin, um es von
den Westmächten abzutrennen. Daraufhin versorgten amerikanische und britische
Militärflugzeuge die West-Berliner aus der Luft mit Lebensmitteln und Kohle.
Deswegen gründete am 7. Oktober 1949 die Sowjetunion in ihrer Besatzungszonen die
31

Vgl. Rohlfes, Joachim: Historisch-Politische Weltkunde. Deutschland seit 1945. Ernst Klett Verlag. Stuttgart. Leipzig. 2012.
S.8.

19


×